Freitag, 19. April 2013

Martin Schulz über "Unsere Väter, unsere Mütter"

Verehrtes Publikum ,
liebe Verehrerinnen und Verehrer von GABI,

1) Der Blog zwingt zum Bloggen. Anders als ein Tagebuch, das man nach Belieben mit Betrachtungen aller Art, mit  private Absolution heischenden  confessiones, mit zur Beichte drängenden sündhaften Obsessionen,   mit tiefgründigen Reflexionen und hilflosen Ruminationen füllen kann, kurz, wo man den ganzen Seelenschutt (der wiederum ungefähr dem entspricht, was in Talkshows oft als "Frustration", noch häufiger als "Frust" [-r F., m., neogerman. und/oder bundesreplk. Terminus, Ost-Rentnern oft noch ungeläufig]  daherkommt) abladen kann, in der Gewissheit, dass sich erst nach dem Ableben  irgendwer für das Innenleben des Verblichenen interessieren könnte - es sei denn,  man hielte sich für Ernst Jünger und schriebe mit kühler  désinvolture  gegenüber dem Zeitgeist für ein treues Publikum -, anders als beim Tagebuch hängt der Blogger von den ratings, genauer von der Neugierde der Browsers und somit von der Anzahl der Aufrufe seines Publikums ab.

Geht die Kurve nach unten, leidet der Stolz des Bloggers, droht der Absturz in die Depression  Jetzt   heißt es bloggen, sich irgendwas aus den Fingern saugen, nur um die Internet-Followers, gar die Followerinnen,  nicht zu enttäuschen, um die eigene Sucht nach  einem + (bei Google) oder einem like (bei Facebook) zu befriedigen  - oder  im Internet zu verenden. Heute fast  keine Aufrufe, morgen noch weniger... Der Tod eines Bloggers. Zugleich das Ende der Demokratie im global village: Keiner der mündigen Netzbürger  (www.global.democracy.com) will noch hören, was gesagt werden muss. Keiner folgt mehr dem bislang leading blogger, dem die Puste ausgegangen ist. Oder war´s nur dessen Faulheit, die den Ideenverlust des Publikums nach sich zog? Wie auch immer, Bloggen duldet keinen coitus interruptus im Verkehr mit der community... Einmal Blogger, immer Blogger! Ursache aller daraus erwachsenden Qualen ist die Hybris, die Anmaßung, sich  in die  bundesweit/global  bis auf weiteres - als gendergerechte Nachfolgeheilige stehen hinreichend kampferprobte Frauen bereit - von Sankt Jürgen  diktierten Diskurse des informierten Publikums  als Blockbuster einzumischen...

2) Genug der Vorrede. Die Zeitläufte bedürfen des aufklärenden Kommentars. Natürlich war klar, dass die von Martin Schulz (SPD), Präsident des Europa-Parlaments, in der FAZ europäisch gelobte historische Aufklärungsserie über "Unsere Väter, unsere Mütter" bei den östlichen Nachbarn Empörung auslösen würde, obgleich der Film  bei Ortsangaben die polnische  West- und Namensverschiebung offenbar  in sensibler Unkenntnis des Potsdamer Abkommens (02.08.1945) sowie der realen Historie bereits antizipierte. Dass sie den polnischen Ehrenschild beflecken könnten, war den  Filmautoren anscheinend nicht klar. Jetzt, nach der Intervention des polnischen Botschafters, gehen dem ZDF die bereits sicher geglaubten Tantiemen aus amerikanischen TV-Verträgen verloren. Martin Schulz, der in seinem FAZ-Artikel den Film noch gerühmt hatte, versucht jetzt in Warschau zu retten, was noch zu retten ist. Die bundesrepublikanisch typische Peinlichkeit liegt darin, dass vorab auch ein FAZ-Feuilleton-Kritiker die etwas grob gestrickten Partisanen-Szenen erstmal positiv bewertete.

3) Über die Frauenquote in Aufsichtsräten kann ich mich als Nichtbetroffener (weder Frau noch in irgendeinem Aufsichtsrat, weder bei Vattenfall noch bei BER) nicht äußern. Mit kritischem Interesse erwarte ich indes die noch ausstehende Stellungnahme des SPD-Politikers Walter Steinmeier zur parteiintern womöglich erhobenen Frage, inwieweit sein wahlkämpferischer Integrations-Rap mit Bushido*  anno 2009 der Integration von dessen Großfamilie förderlich war und inwieweit die  innigen  Familienbande des Rappers die Wahlchancen von Steinmeiers Kanzlerkandidatennachfolger Steinbrück um  jene Stimmenzahl mindern könnte, die von den verbliebenen Verteidigern des Genossen Thilo Sarrazin gehalten wird.

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* "Anis Mohamed Youssef Ferchichi, better known as Bushido, is a German rapper. The word Bushido is Japanese and means "Way of the Warrior". He also uses the pseudonym Sonny Black, based on Dominic Napolitano."(quoted from Wikipedia)

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