Montag, 21. März 2016

Demokratische Festeslaune rund ums Jahr

Berlin ist dabei, die ob ihres Frohsinns bekannten Regionen und Ethnien (politisch korrekter Neologismus mit noch ungeklärter Akzentsetzung; ehedem "Stamm, pl. -ä-e") Deutschlands, also den Rheinländern und den Bayern,  an Fröhlichkeit und ständiger Festeslaune zu übertreffen. Für die jüngeren Leser des Blogs sei vermerkt, dass die Berliner auch schon früher gern zum Feiern aufgelegt waren, etwa bei  Militärparaden Unter den Linden und allgemein bei Kaiserwetter. Auch am 22. Juni 1940 waren bestellte und nichtbestellte Berliner in Massen zum Feiern auf den Beinen, auch wenn George F. Kennan an jenem Tag in der U-Bahn einen deutlich anderen Eindruck hatte.

An diese alte - etwa seit dem 22.Juni 1941 kurzzeitig unterbrochene - Tradition des Feierns knüpft das wiedervereinte, multi- und interkulturell lebendige Berlin  an. Zumindest jeden zweiten Sonnabend ziehen freudig erregte Berliner zu einer  Demo, d.h. zu einem von Trommeln, "Lautis" (szenetypisches Kosewort für "Lautsprecherwagen") und demokratischem Durst auf das Bier danach inspirierten Umzug durch die Innenstadt, vorzugsweise durch Kreuzberg oder durch Friedrichshain. Damit die Freude an der Demo massenhaft ausfällt, dient der Alex allenfalls als Ausgangspunkt oder als Sammelplatz, nicht jedoch als Ort der Festivität. Die Massen, in der Regel zwischen 1500 bis 3000 antibürgerlich gestimmte Bürgerinnen und Bürger könnten sich rund um die Weltuhr verlaufen, der Lärm verhallte auf Ulbrichts Weltstadt-Piazza vielleicht ungehört. Man braucht also eine für den Verkehr gesperrte Route durch Straßen, auf denen man hörbar trommeln und feiern kann. Seltener ziehen die Demos unter den Linden zum Brandenburger Tor, denn die Linden sind durch den ewigen Bau der U-Bahn Unter den Linden, der Staatsoper, des kaum noch "umstrittenen" Stadtschlosses sowie der demokratischen Luxuswohnungen am Schinkelplatz (wo gerade dank der Berliner Baulust die Statik der Friedrich-Werderschen Kirche ins Rutschen geraten ist) für derlei  Zwecke ungeeignet, wohl auch zu breit. Zudem sind die Kneipen unter den Linden rar und teuer, wie das "Einstein".

Die Feste und/oder Demos finden also in der Regel in den  bewährten Regionen der Stadt statt. Wie aus  der Netzausgabe des "Tagesspiegel" zu erfahren  ist, war am letzten Wochenende die Stimmung in Kreuzberg  wieder mal toll. 3000 Menschen aus vielerlei Ländern und Kulturen feierten einen "Karneval für Flüchtlinge" unter der Losung "My right is your right". Der Blogger fragt sich a) ob die Veranstalter des - von Merkel leider nicht besuchten - Willkommensfestes über weitere Kenntnisse des Englischen als neudeutscher Erstsprache verfügen b) ob die Organisatoren dank guter Vernetzung auch ein paar weitere refugees willkommen heißen konnten, genauer: die vor einer Woche trotz des mit Flugblättern für refugees multilingual (auch auf arabisch) mit Medienbegleitung - ich erlebte durch Zufall die Inszenierung auf der wie stets sympathetischen Glotze - operierenden moralfaschistischen "Kommando Norbert Blüm"  nicht im Grenzfluß bei Idomeni Ertrunkenen  und c) ob die zum Fest in Kreuzberg eingeladenen Weltkulturträger(innen) mit dem Köllsch-katholischen Begriff Karneval etwas anfangen können. Falls nein, sollte der Berliner Willkommenssenat für den nächsten Karneval einen vielsprachigen Flyer drucken und verteilen lassen.  Zumindest die mit den Riten des Ramadan vertrauten Muslime dürften so den frommen Sinn des Spektakels verstehen.

An Pfingsten (mit pf  statt berlinisch f) geht es dann mit dem "Karneval der Kulturen" wieder hoch her.  Ein paar Wochen später sorgen die Umzugwägen mit kunstvollen Darbietungen am CSD (Christopher Street Day) für Festeslaune. Der Antikriegstag am 1. September fällt - aus welchen Gründen immer - schon seit Jahren leider sehr gemäßigt aus.

Was danach sonst noch auf dem Berliner Festprogramm steht, entzieht sich meiner Kenntnis. Offenbar stehen - dem Titel nach zu schließen -  die  gewohnten Berliner Wut-Festspiele zum 1. Mai (weltweiter Kampftag der Arbeiterklasse - außer in den USA  - zum Gedenken an das  Hay Market Massacre bzw. den Hay Market Riot [am damals ethnisch deutschen Heumarkt] in Chicago 1886) in diesem Jahr noch aus, womöglich mangels werktätiger Massen. Das historisch jüngere Prekariat neigt öffentlich weniger zu machtvollen Demonstrationen seines prekären Zustands. Angekündigt ist ein friedliches, völkerverbindendes "Myfest".  Oder sollte ich mich hinsichtlich der innerstädtischen Festtagsplanung für das "Myfest" am 30.4./1.5 d.J. täuschen? Obgleich es doch "mein Fest" sein soll, wurde ich bis dato zur demokratischen Mitwirkung noch nicht eingeladen. Vielleicht kommt noch eine e-mail-Einladung zum Osterfest.



Montag, 14. März 2016

Kommentar zu den Märzwahlen

Das Publikum erwartet vom Blogger  zu den gestrigen Märzwahlen einen Kommentar, der sich von der großkoalitionären Mißbilligung des Eindringens der "Rechtspopulisten" in den von den "demokratischen Parteien der Mitte"  bis dato allein beanspruchten parlamentarischen Raum des Politischen unterscheidet. Ich enthalte mich sowohl des Lamento als auch des Jubels.

Es gilt als schlichtes Faktum zu registrieren, was ich in vorherigen Blogs bereits prognostiziert habe: Durch den Einzug der ungeliebten AfD hat sich die deutsche - und europäische - Parteienlandschaft deutlich verändert. Im medial aufbereiteten, parlamentarisch eingehegten Machtspiel um Ideologie  und Interessen (sowie  Pfründe) hat sich ein Faktor etabliert, der - entgegen Angela Merkels und ihres Anhangs Wunschvorstellung - auf Dauer gegründet ist. In der Medienöffentlichkeit werden neue Namen und Figuren als Konsensstörer präsent sein, die nicht ohne Mühe von ihren Gegnern "entlarvt" werden können. Leute wie Meuthen (B-W), Gauland (Brandenburg), Junge (Rhld.-Pf.), selbst die sächsisch dahersprudelnde  Petry, verfügen über einiges Format und zeigen sich im Medienbetrieb, nunmehr in den  ewiggleichen Talkshows den bisherigen Diskursmächtigen gewachsen.

Merkel und ihre Verbündeten unterliegen der Illusion, die unerwartet hohen Erfolge der "populistischen" AfD seien allein der "Flüchtlingskrise" zu verdanken und würden sich nach deren "Bewältigung"  wieder erledigen. Der selbst geschaffene Problemkomplex - eine mit kulturell-sozialen und politischen Risiken behaftete Masseneinwanderung von außerhalb Europas - wird sich mit gutgemeinten, schuldenfinanzierten Programmen unter dem abgegriffenen Etikett "Integration" nicht lösen lassen. Vielmehr weist alles auf noch stärkere Desintegration von Staat und Gesellschaft hin als in den real existierenden  "Problemvierteln" bereits evident.(Als beliebig zufällige Illustration dazu s.: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/hannover-polizei-sucht-22-jaehrigen-per-haftbefehl-nach-schuessen-bei-hochzeit-a-10822.) Die Realität widerspricht längst dem Idealbild einer friedlichen, allseits human agierenden "Zivilgesellschaft".

Entgegen allen spekulativen Wechseln auf eine glückliche Zukunft - in zehn Jahren würden die "zugewanderten" Jugendlichen,  demographisch unentbehrlich, zu einem gut ausgebildeten Wirtschaftsfaktor (so bspw. DIW-Chef Fratzscher) - birgt die Transformation der Gesellschaft unkontrollierbare Risiken für unsere bereits angeknackste Wohlstandsgesellschaft. Wenn die um Merkel formierte  classe politique meint, die Griechenland- und Eurokrise  hinter sich zu haben, so belegen die Zahlen aus den "Südländern" das Gegenteil. Die von der EZB verfolgte Nullzinspolitik zeitigt längst negative Folgen im gesamten Versicherungsbereich, in der Einkommensminderung durch höhere Prämien und Mieten, im Wertverlust von Sparvermögen und Lebensversicherungen bis hin zu drohender Altersarmut.

Man sollte die Intelligenz und Urteilskraft des Wahlvolks nicht unterschätzen, auch nicht, was die Merkelsche Außenpolitik - sofern es sich um eine solche handelt -  betrifft. Dass die Türkei als Preis für ihre vermeintliche "Kooperation" mit Merkel in der " Flüchtlingsfrage" - tausche abgelehnte Asylsucher gegen eingeladene real (?) Verfolgte - erstmal 7 Mrd. € Vorschuss, zudem Visafreiheit sowie den demokratischen Unbedenklichkeitsnachweis für die EU verlangt, ist selbst dem naivsten Gemüt nicht als politischer Erfolg zu verkaufen. Was sind die Folgen von Erdogans Umgang mit den erneut aufrührerischen Kurden hinsichtlich einer neuen "Flüchtlingswelle" aus Anatolien? Was bezweckt er mit seinen soeben neu bekräftigten EU-Ambitionen? 

Auf die genannten Fragen wissen die im Bundestag vertretenen Parteien - mit Ausnahme der in den Wahlen dezimierten  ("abgestraften") "Linken"  um die mit hochwestmoralisch aufgeputzter Klassenkampfrhetorik operierende Katja Kipping - keine Antwort. Wenn Merkel ihre Politik im Rahmen ihrer bescheidenen Stilmittel unbelehrbar als "alternativlos" verteidigt, so wird die AfD an den Schwachstellen ihrer Politik ansetzen, um dem Volk (populus und/oder demos) Alternativen - ob realisierbar und nutzbringend durchdacht oder wiederum nur in politischer Werbeabsicht - zu offerieren.

Ob es der politisch-medialen Klasse gefällt oder nicht, mit der permanenten Wiederholung der Formel "Populismus", der Allzweckwaffe der "demokratischen", d.h. etablierten Parteien, wird sich der neue Faktor nicht mehr aus den Parlamenten vertreiben lassen. Die Koalitionsbildung  an der AfD vorbei schmälert die politische Rolle der SPD, der Hauptverliererin  der Wahlen (trotz des Erfolgs von Malu Dreyer) im Rahmen der Merkel-Koalitionen. Last but not least: Trotz des spektakulären Sieges von Winfried Kretschmann in B-W,  hat sich die führende Rolle der Grünen im bis dato gründeutsch dominierten Allparteienkonsens gemindert. Wenn innerhalb der AfD nicht plötzlich doch noch versteckte und angebrütete - oder künftig  noch zu legende - braune Kuckuckseier platzen, haben die Märzwahlen auch das ideologische Klima in Deutschland - und Europa - verändert.


Donnerstag, 10. März 2016

Postmodernes Glaubensbekenntnis: Psychopath vs. cooler Rebell

I.
Alles starrt bereits jetzt auf die Hochrechnungen am kommenden Sonntag: Wie hoch steigen um 18.05h (oder bereits um 18.01?) auf den Skalen der demokratischen Geigerzähler die blauen Säulen für die AfD, wieviel verliert die CDU (sola Angelae gratia), wie tief sackt die SPD in Baden-Württemberg sowie in Sachsen-Anhalt, wie steht´s mit den roten Säulenstümpfen der "Linken"  im Musterländle und in Rhld.-Pf.? Bewahrt der Landesvater Kretschmann die Grünen vor einer Depression, verursacht von den sinnlichen Vorlieben des  Religions-, Drogen-, Menschen- und Schwulenrechtsexperten  Beck (unlängst für vier Wochen krankgeschriebenen, noch immer MdB) ? Was wird dann aus der vielfältigen Sexualaufklärung im schwäbischen Vorschulalter?

Der Blogger, als evangelischer Landeskirchensteuerzahler zusehends religiös insensibel, verfügt trotz des von Habermas et.al. proklamierten  post-secular turn, nicht über die Gabe (=charisma, agr.) )der Prophetie. Welche Prozente und Koalitionen in den drei Bundesländern nach dem 13. März demokratisch addiert werden, weiß allein der Himmel. Angekündigt sei an dieser Stelle immerhin eine Globkult-Betrachtung über den Niedergang der SPD. Den Anstoß dazu gab indes nicht erst der Artikel von Bernd Greiner in der Zeit (v. 11.03.2016), Zentralorgan der bundesrepublikanisch Wohlmeinenden, in dem er seine innere Abkehr von der von Merkel beerbten Leipzig-Eisenacher Tante bekannte.

II. 
Doch was kümmern uns die realen Flüchtlinge und die von Merkels Einladung beflügelten Migranten im besten youth-bulge-  und Mannesalter, wo es um existenzielle, ja religiöse Fragen geht? Antworten findet der Blogger in der heutigen  Jungen Freiheit,  ehedem vom Bundesverfassungsgericht aus der von NRW-Kaffeeriechern gezogenen Verdachtzone befreit, heute das Zentralorgan der deutschen demokratischen Dissidenz. Einem der Journalisten (oder einer J-in) gelang es, die Mag.a.  Monika Donner, heute Juristin im Verteidigungsministerium, zuvor Offizier (ohne -in) im österreichischen Bundesheer (nicht zu verwechseln mit der von der allgemeinen Wehrpflicht  befreiten Truppe von der Leyens) für ein Interview, genauer für die seit Marcel Proust beliebte Technik des Fragebogens zu gewinnen.

Selbst im Verteidigungsministerium läßt Donner (Offizier z.b.V.?) für Jasmin, ihre Frau  - doch gewiß auch für das (gemeinsame?) Kind?  - "alles stehen und liegen". Familienpflichten gehen offenbar der juristisch-militärischen Abwehr des altbösen Feindes vor. Nach ihren geistigen Prägungen befragt, nennt die "Juristin  & Autorin"  Donner - "die Bibel: Richtig geil ist, daß der psychopathische Pseudogott im ersten Teil (Altes Testament) seinen erbittertsten Kontrahenten im coolen Rebellen des zweiten Teils (Neues Testament) namens Jesus hat. So ergibt die Bibel einen Sinn, Religion allerdings nicht."

Als ihre musikalischen Vorlieben  führt Mag.a. Donner "Hard Rock bis Death Metal, Meditationsmusik, Rauschen des Baches und des Windes" an. Befragt nach dem für sie "einschneidendsten Ereignis der Welt", sagt sie sodann: "Damals: Urknall: Heute: 9/11". Wäre felix Austria nicht neutal, sondern in der NATO, wäre Frau Donner damit für einen Führungsposten im SHAPE-Hauptqartier in Brüssel qualifiziert. 

II.
Gut, für Österreicher, gelten die Fixpunkte und Regeln deutscher Sinnstiftung seit 1945 nicht mehr. Was mich an den obigen Bekenntnissen irritiert, ist die Frage nach dem geistigen Hintergrund und den Konsequenzen von Donners Bibelkenntnissen. Insofern Katholiken - nach protestantischem Vorurteil - eher selten zu eigenständiger Bibellekutüre neigen, ist zu vermuten, daß Mag.a. Donner in der alpenländisch-protestantischen Diaspora frühsozialisiert wurde. Dabei ist kaum anzunehmen, daß ihr eigenwilliges, manichäisch eingefärbtes Verständnis der biblischen Botschaft etwa aus dem Studium des protestantischen Theologen und Kirchenhistorikers Adolf von Harnack ("Das Wesen des Christentums", 1900; "Marcion. Das Evangelium vom fremden Gott", 1921) erwachsen sein könnte. Eher dürfte ihre Bibeldeutung aus weniger wissenschaftlichen, populären  Quellen stammen.

Monika Donner verfügt auch über eine Nahtoderfahrung und findet - beneidenswert - den Tod "wunderschön". Ob Frau  Donner mit ihrem postmodernen, erklärtermaßen religionsfreien Bibelverständnis außerhalb ihrer freigewählten communities ("Where I lay my head is home!", siehe Fragebogen) auf Sympathien trifft, steht dahin. Weder unter Katholiken (seit dem Vaticanum II) noch unter heutigen (!) Protestanten sind  derlei dualistische Spekulationen - bei aller sonstigen Toleranz - noch tolerabel. Zudem: 1902, nach Erscheinen des "Wesens des Christentum",  protestierte der Hamburger Rabbiner Paul Rieger empört gegen Harnacks Thesen von der ideellen und ethischen Überlegenheit des Neuen Testamentes.






Samstag, 5. März 2016

Kurzkommentar

Kurzkommentar zum letzten Beitrag von Siebgeber:

Er  tobt  - nicht nur  - im Busen von Tante Antifa, der reizenden Nichte von Tante Teutonica Neurotica.

Donnerstag, 3. März 2016

Opera buffa: Verweigerung eines Rendezvous

Der Blogger hinkt mit seinen Kommentaren den highlights auf der Bühne des bundesrepublikanischen  Polittheaters hinterher: Vorgestern der Bittgang der Kanzlerin zu Erdogan und Tsipras um Unterstützung ihres gutgemeinten Drehbuchs zur Weltrettung; gestern der unglückliche Mißgriff  des spätjugendlichen Charakterdarstellers Volker Beck in die Hosentasche bei seinem Auftritt auf der Berliner "Nolle", heute die Internet-Nachricht von einer ausfallbedingten Abänderung einer Talkrunde des Bayerischen Rundfunks zum unerschöpflichen Thema "Flüchtlingskrise" und/oder "deutsche Willkommenskultur".

Der Ausfall des ob seiner allseits satirischen Neigungen bei Teilen der "Linken" unbeliebten Henryk F. Broder bei der besagten Sendung ist nicht krankheitsbedingt, etwa aufgrund der in diesem bedrohlich milden Winter  verspätet um sich greifenden Grippe (mit immerhin abgeschwächtem Risikofaktor). Broders Abwesenheit ist der Intervention von Claudia Roth, Primadonna der gründeutschen Opera buffa, (bevorzugte Rolle: "Eichhörnchen auf Ecstasy" [Harald Schmidt] im Duett mit Volker Beck) zu verdanken, die sich einem Rendezvous mit Broder verweigerte. Näheres unter: http://www.achgut.com/artikel/muenchner_runde_claudia_roth_laesst_henryk_broder_ausladen

Mittwoch, 2. März 2016

Finale im Reichstag?

Ein Hauptthema der Internet-Feuilletons, insbesondere in den auf die unendliche Geschichte der NS-Ära eingegrenzten historischen Rubriken, bildet seit einiger Zeit die geschichtliche Bedeutung von Amphetaminen. Die  interessierten Leser dürfen erfahren, wie es dereinst zu den tollen TV-Szenen (kopiert aus den entsprechenden NS-Propaganda-Wochenschauen) von blitzsiegreich durch Europa und bis zum Kaukasus stürmenden Panzern, dirigiert von jugendlich strahlenden Kommandanten, begleitet von zielsicheren Richtschützen und nimmermüden Grenadieren kam. Einerseits waren begabte Kameraleute am Werk, andererseits waren die jungen Helden für ihre Siegestaten mit einer Hochleistungsdroge, nicht allein mit Propaganda, aufmunitioniert.

Das zu Blitzsiegen befähigende Produkt, noch jahrzehntelang später unter Hochleistungssportlern gebräuchlich,  stammte aus den Labors der chemischen Industrie des Dritten Reiches und war bekannt unter dem Namen Pervitin, frei übersetzbar als "lebenskraftspendend". Ob die von deutscher Wissenschaft geschaffene Substanz bereits im Ersten Weltkrieg zum Einsatz kam, oder ob man den Kampfgeist (auf beiden Seiten der Fronten) allein mit Schnaps beflügelte (wie Ernst Jünger in den "Stahlgewittern" festhielt), tut nichts zur Sache. Wie jüngst wieder aus den Feuilletons zu erfahren, bezeichneten die Soldaten der Wehrmacht die ihnen verordneten Wachmacher und/oder Wachhalter (Weckamine?) als Stukapille oder als Panzerschokolade. Das deutsche Drogenexperiment im Zweiten. Weltkrieg endete - bekannt  von zahlreichen Spiegel-Titelbildern - vor den Trümmern des Reichstags.

Die Rede ist von der Droge Amphetamin (oder Methamphetamin). In der Partyszene firmiert das Produkt unter dem englischen Label Crystal Meth.  Dass Personen des öffentlichen Lebens, denen tagtäglich Spitzenleistungen abverlangt werden und die daher "unter Strom stehen", zur Leistungssteigerung   auf chemische Substanzen, z.B. Koks (= das Naturprodukt Kokain aus den Anden) zurückgreifen, ist seit längerem bekannt. Zuletzt erfuhren die mündigen Bürger über derlei Bedürfnisse anläßlich des unverhofften Endes der Karriere des dank seines Kampfes "gegen Rechts" ausgezeichneten Politikers Sebastian Edathy. Der legte sein Bundestagsmandat plötzlich nieder und tauchte erstmal ab. Später bezichtigte er seinen SPD-Fraktionskollegen und bis dato Freund Hartmann des schnöden Verrats, nachdem dieser wiederum wegen seiner regelmäßigen Besuche bei einer Berliner Laubenpieperin (fem.!)  und Crystal-Meth-Dealerin das Ansehen des Deutschen Bundestags im Reichstag beschädigt hatte.

Heute nun werden wir aufgeschreckt von der Erklärung des Grünen-Politikers Volker Beck (s. Wikipedia, aufgerufen 02.03.2016: Volker Beck (*12.Dezember 1960 in Stuttgart ist ein deutscher Politiker [Bündnis 90/Die Grünen) und Menschenrechtler. Er ist seit 1994 Mitglied des Deutschen Bundestags. Beck war bis März 2016   [Hervorh. H.A.] innenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion, Vorsitzender der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestags und Sprecher für Religionspolitik seiner Fraktion), er lege alle seine Ämter nieder. Wie das?

Beck, wenngleich mal kurz ins Gerede wegen irgendeines Beitrags zur Pädophilie,  war bekannt als Vorkämpfer für die Rechte der Homosexuellen, insbesondere des noch ausstehenden Rechts auf bedingungslose Adoption.  Anerkannt ob seines kämpferischen Einsatzes in Moskau gegen Putins Truppen auf dem Roten Platz, war er unersetzlich als Repräsentant der Politik auf Podien der Evangelischen Kirchentage zur Erklärung der Menschen- und Schwulenrechte. (Zu V. Becks demokratischen Verdiensten im Dienste seines Ego siehe u.a. meinen Blog-Eintrag v. 21.09.2013 http://herbert-ammon.blogspot.de/2013/09/der-grundeutsche-chefmoralist-im.html.; s.a.http://herbert-ammon.blogspot.de/2013/06/volker-becks-liebe-zum-teufel-auch-die.html) Heute also das unerhörte Malheur. Laut "Bild" wurde Beck von einem  Berliner Polizisten "erwischt"- mit 0,6 Gramm Amphetamin in der Tasche, ausgerechnet auf dem Nollendorfplatz, dem als "Nolle" seit Christopher Isherwoods Zeiten und Hollywoods "Cabaret" bekannten Sanktuarium der Schwulenszene.

Beck legt seine Ämter nieder. Offenbar will er, der Diäten und der Pensionsansprüche halber, noch seinen Platz im Bundestag behalten. Interna aus der Grünen-Fraktion, wie man im Hinblick auf die anstehenden Landtagswahlen mit dem ob seiner Zivilcourage unersetzlichen Kollegen  Beck verfahren solle, sind leider noch nicht ins Internet gelangt. Falls grüne Führungspersönlichkeiten  wie Claudia Roth oder Karin Göring-Eckart, gleich Beck erfolgreiche Studienabbrecher,  in Sorge um die Parteimoral ihrem Menschenrechtsexperten Beck die Niederlegung seines Mandats aufnötigen sollten, wäre dies erneut das Finale eines deutschen Kämpfers; diesmal im - nicht vor - dem  Reichstag.




Dienstag, 1. März 2016

Karriereplanung: Meßdiener der Zivilreligion

I.
Die letzten Äußerungen des SPD-Vizekanzlers Gabriel zur Immigrationspolitik seiner Koalitionspartnerin verdienen aufgrund ihres wahlkampfbedingten und rechtspopulistischen Tenors auf unserem Blog nur eine kurze Bemerkung. Im Einklang mit dem um immigrationsbedingte Etatlücken besorgten Finanzminister Schäuble, der Gabriels provokativ ethnizistisch eingefärbten Worte, man müsse sich auch um die einheimische Bevölkerung kümmern, für "erbarmungswürdig" erklärte, sowie mit Kanzlerin Merkel, die mit ihrer Fürsorglichkeit für all die "Menschen, die zu uns kommen" (oder so ähnlich) Gabriels Wortmeldung als  "nicht hilfreich" (oder so ähnlich) zurückwies, erklärt der Blogger derlei parteipolitischen Egoismus bei der  Behandlung der Flüchtlingskrise für politisch-moralisch inakzeptabel.

Nur am Rande sei auch Merkels Talkshow-Auftritt (sola Angela, herrschaftsreicher Monolog) bei Anne Will erwähnt, den der Blogger aus intellektuellem Hochmut  - nota bene: es handelt sich um die schlimmste der Sieben Todsünden - ignoriert hat. Aus dem Internet ist zu erfahren, dass Merkel zur Rechtfertigung ihrer germanozentrischen welcome policy  im 14-Sekunden-Takt das Personalpronomen "Ich"  bzw. das Possessivpronomen "mein" verwendete. Eine umfangreiche Blütenlese von Merkels Rhetorik in Wills Sonntagsabend-Show  finden die interessierten Leser des Blogs in der heutigen FAZ v. 1.März 2016, S.3.). Über etwaige Differenzen zur CDU-Kollegin Julia Klöckner, Spitzenkandidatin für die Wahlen in Rheinland-Pfalz am 13. März),  und deren Plan A 2 befragt, antwortete Merkel: "Wenn es sich um eine Obergrenze handeln sollte, eine fixe, dann gibt es da einen Unterschied. Aber ansonsten sind wir da sehr gemeinsam unterwegs."

II.
Kultur- und integrationspolitisch bedeutsam scheint eine Aufführung des Schauspiels Köln, wo das Stück "Glaubenskämpfer" des Autors Nuran David Calis zur Darbietung gelangt ist.  Fraglos war die Inszenierung eines demokratisch versöhnenden interreligiösen Dialogs - sc. zwischen Repräsentanten der drei abrahamitischen Religionen  - nach der politisch-moralisch unziemlichen Silvesterparty im heiligen Köln längst geboten.

Zu den (echten) Laienschauspielern, die von der Regie zum Dialog mit professionellen Schauspielern auf die Bühne gebracht wurden, gehört Dominic Musa Schmitz. Die FAZ (v. 27.02.2016, S.7; Autorin: Leonie Feuerbach) widmete seiner beim Bühnenauftritt offenbarten Karriere einen fünfspaltigen Artikel. Dominic Schmitz, 28 Jahre, in jugendlich frischer Aufmachung (Sneakers, Jeans, Kapuzen-Sweater) stellt sich dem Publikum wie folgt vor: "Mein Name ist Musa, und ich war Salafist." Musa hat sich von dem allzu strengen Glauben, zu dem er mit 17 Jahren dank Überzeugungsarbeit eines marokkanischen Bekannten bekehrt wurde, nach langen Jahren wieder losgesagt. Hilfreich  erwies sich dabei die Liebe zu einer Frau, die ihn nach der Trennung von seiner ihm im Alter von 19 Jahren nach islamischem Recht zugesellten Gattin (gleichfalls Konvertitin) wieder auf den  Weg demokratischer Tugend brachte. "Sie machte ihm klar, dass Männer nicht besser sind als Frauen, dass auch Frauen nicht keusch sind, sondern sexuell Lust empfinden", schreibt L. Feuerbach.

Der Weg der Erkenntnis war für Dominic Musa Schmitz, typisches Opfer bundesrepublikanischer Ruhrpott-Sozialisation (getauft [?]) als Dominic mit "c", Scheidungskind, Kiffer, Abbrecher einer Ausbildung, immerhin  mit Realschulabschluss) lang und fraglos schmerzlich.  Außer der Freundin half ihm ein Sozialarbeiter aus Texas (!?), der ihm bei einem vom Arbeitsamt (Agentur für Arbeit, AfA) verordneten Bewerbungstraining für Langzeitarbeitslose vorgesetzt wurde, auf den richtigen Weg. Der Mann aus Texas überzeugte ihn, er solle sich nicht als Salafist "abschotten, sondern als deutscher Muslim eine vermittelnde Rolle zwischen seinen Landsleuten und seiner in Verruf geratenen Religion einnehmen" (ibid.)

Dominic Musa Schmitz blieb dem Propheten und seiner Religion, nunmehr demokratisch rechtgläubig, verbunden. "Ich habe Nazis gehasst, aber wurde selbst zum Faschist (sic), indem ich die Welt in gläubig und ungläubig aufgeteilt habe."  Die Abkehr von der reinen Salafisten-Lehre ermöglichte eine engere Verbindung zum Verfassungsschutz, der ihn seither zur Aufklärung in Schulklassen einsetzt. Auch ein Buch hat Dominic Musa - mutmaßlich mit einem verfassungstreuen Ghostwriter, zumindest m.E. (= mit Einhilfe) - verfasst. Titel: "Ich war ein Salafist. Meine Zeit in der islamistischen Parallelwelt".

Dominic Musa Schmitz, 28, hat jetzt endlich auch eine klare Berufsperspektive. Er will das Abitur nachholen, "um dann richtig für den Verfassungssschutz arbeiten zu können" (L.F.). Da die Beherrschung der deutschen Grammatik, etwa der Gebrauch des Akkusativs bei gewissen aus dem Lateinischen abgeleiteten  oder aus dem Politjargon bekannten Nomina (bspw.: "Chantal schwärmt jetzt für den Präsident" oder: "Ich wurde selbst zum Faschist" , s.o.) für den Erwerb der Hochschulreife kaum noch vorausgesetzt wird, steht Dominic Musas Karriereplanung nur noch wenig im Wege. Aufgrund seiner bisherigen Sozialisation bringt er alle Voraussetzungen für einen Meßdiener der neudeutschen Zivilreligion mit.