Liebe Demokratinnen und Demokraten,
die Anrede hat der Ihnen, dem verehrten, von Gedankensperren noch nicht blockierten Publikum, nunmehr bereits bekannte Blogger von Claudia Roth entliehen.
Zur Erläuterung: Im vergangenen Jahr, an einem der deutschen Novembertage (oder war´s noch im Oktober?) , wurde ich von dem Zentralrat der Armenier in Deutschland - Parenthese: es gibt in der virtuellen Räterepublik Deutschland auch einen solchen - per e-mail aufgefordert, anlässlich des anstehenden Besuches des türkischen AKP-Demokraten und EU-Anwärters Erdogan zum Brandenburger Tor zu eilen, um auf Volker Schröders "Platz des 18. März" gegen die Menschenrechtsverletzer (sc. ohne -Innen) und historisch Indifferenten in Ankara zu protestieren.
Ich kam - nicht allein aus politisch-ästhetischen Gründen - dem elektronischen Rundruf nach. Vom Pariser Platz durchs Brandenburger Tor, vorbei an einem vom Berliner (?) Flüchtlingsrat ausgerichteten Asylbewerber-Protest-Camp, reihte ich mich in die 2-3000 Demonstranten vor der Protestbühne ein. Zu sehen waren nicht wenige kurdische Fahnen - genauer: PKK-Fahnen mit aufgehender Sonne, die eine oder andere großkurdische Trikolore -, ein paar rote mit Hammer, Sichel und Stern (Spätmaoisten?) sowie ein paar Plakate mit dem feinsinnigen Antlitz des auf einer Marmara-Insel einsitzenden "Apo" (=Onkel) Öcalan. (Letzte Meldung: "Apo" befindet sich auf Vermittlung des türkischen Geheimdienstes in Verhandlungen mit Erdogan. Alles wird gut.)
Von kampfbetonten Sprechchören abgesehen, trug die Veranstaltung (Demo) äußerst friedlichen Charakter. Die Mehrzahl der "Massen" bestand, der Beifallsstärke nach zu schließen, aus den von Erdogans Gerechtigkeitspartei AKP ("Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung") ungerecht behandelten Alewiten, der Rest aus Kurden. Armenier waren für den zur Demo gerufenen Teilnehmer als solche nicht erkennbar. Die Festrednerin Roth bezog diese (sowie andere Christinnen und Christen) jedoch in ihre Anklage gegen Erdogan und dessen Gastgeberin Merkel ("drüben im Kanzleramt") mit ein, indem sie an "ihren Freund Hrant Dink" (ermordet 2007) erinnerte.
Kurz: Die grüne Frau, an allen Fronten des Menschenrechts jederzeit einsatzbereit, wandte sich in bekannter Manier, lustvoll kampfbetont, ans Publikum, an alle "lieben Demokratinnen und Demokraten". Das wirkte unmittelbar einleuchtend, umso mehr, als nach ihr einer der anderen Festredner den Begriff volksdemokratisch erweiterte. In selbst für bio-deutsche taz-LeserInnen unmissverständlichen türkischen Worten appellierte er an alle Demokratici (?), Socialistici (?) und Kom(m?)unistici (?).
Obige Erläuterung war als Vorbemerkung zu nachfolgenden Appell "an alle Demokratinnen und Demokraten" vorauszuschicken:
Lesen Sie die heutige FAZ! Wie bereits bekannt, hat der in einer hessischen JVA (=Knast, früher begrifflich unterschieden in Gefängnis und Zuchthaus) einsitzende Neonazi Bernd T. mit der noch mutmaßlichen NSU-Terroristin und bereits überführten Katzenliebhaberin Beate Zschäpe in ein paar Tagen
brieflich, nicht per SMS, Kontakt gesucht (=kommuniziert). T. gilt als Zentralfigur eines den Umsturz vorbereitenden, in und außerhalb des Knasts operierenden Neonazi-Vereins. Laut FAZ sitzt ein anderer neo-germanischer Kämpfer - im niedersächsischen Knast von Vechta ein. Laut Verfassungsschutz gehöre er "nicht der organisierten rechtsextremen Szene an", stehe aber im Verdacht, dem rechtsextremen Gefangenenhilfsverein "AD Jail Crew 14er" anzugehören, als dessen Gründer wiederum T. genannt wird. Also doch organisiert, irgendwie, oder?
Der Blogger bittet das politisch interessierte, des amerikanischen Englisch als lingua Europaeana und EU-Kommunikationssprache (Joachim Gauck) kundige Publikum um Entschlüsselung der Chiffren "AD" sowie "14er" im Nazi-Code. Vielleicht wenden Sie sich, liebe followers und/oder fellow bloggers, per Leserbrief (sc. per e-mail)direkt an die FAZ. Sie könnten anders, als vermitttels meines bescheidenen Blogs, hinter dieser Zeitung mehr als 500 000 kluge Köpfe erreichen (auch wenn derlei Eigenreklame im Blatt kaum noch zu sehen ist).
Um Missverständnissen und den üblichen Verdächtigungen vorzubeugen: Die Sache mit den auf Pidgin-Englisch kampfbereiten Neonazis ist nicht nur zum Lachen. Es handelt sich um eine zwar anachronistisch anmutende, nichtsdestoweniger real existierende, gewaltsame Erscheinung der- offenbar nicht nur im Begriff schiefen - postmodernen Gegenwart. Hilfreich zur Erklärung und Bewältigung des Phänomens erweist sich der Sprachbaukasten der Politik: Es besteht noch Integrationsbedarf.
P.S.
S. dazu auch:
H.A.: Neonazismus- zur gesellschaftlichen Funktionalität einer realen Phantasmagorie,
http://www.iablis.de/iablis_t/2011/ammon11.html
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