Der Blogger reibt sich die Augen, mit ihm sein Publikum: Die vor "Mother Merkel" aufgereihte gründeutsche Einheitsfront beginnt zu bröckeln. Ausgerechnet in der taz wendet sich eine Redakteurin gegen den "linken Größenwahn". Sie fordert ihre Leserschaft auf, über die Notwendigkeit von Obergrenzen für die Aufnahme von "Flüchtlingen" nachzudenken: Gegen den linken Größenwahn.
Dass selbst im grünen Lager Widerspruch gegen verantwortungslose Politik und die sie vernebelnde Sprache - nicht zuletzt im appellativen Umgang mit dem Wort "Flüchtling" - zu verzeichnen ist, verdanken wir couragierten Frauen wie Eva Quistorp. Unlängst beging sie ihren 70. Geburtstag. (Ich nutze den Blog, ihr, unserer nie entmutigten Mitstreiterin, auf diese Weise nachträglich zu gratulieren.) Bei den Grünen versperrte ihr, in grünen Gründerzeiten einst Europa-Abgeordnete in Straßburg, fehlender Opportunismus und geistige Unabhängigkeit den Zugang zu weiterer Karriere in der Partei sowie zu lukrativen Ämtern.
Vor ein paar Monaten attackierte sie in "Cicero" die "linken", sich feministisch gerierenden Frauen bezüglich ihrer unterwürfigen Haltung gegenüber einem Islam, der von Frauenrechten nichts weiß und nichts wissen will. In ihrer jüngsten Publikation nimmt sie das Neusprech, die in der grünen Führungsriege - und allgemein in der politisch-medialen Klasse - üblichen, die Wirklichkeit verkleisternden Sprachklischees, aufs Korn. (Ich darf an dieser Stelle noch einmal auf meinen Aufsatz Politische Semantik: Zur Durchsetzung von Begriffen im herrrschenden Diksurs hinweisen.) Ob Eva Quistorps Sprachkritik Neusprech für NeubürgerInnen von den in Kirche, Staat und Gesellschaft fest etablierten grünen Wortführern - und -innen zur Kenntnis genommen wird, steht auf einem anderen Blatt. Trotzdem: Glückwunsch, Eva Quistorp!
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