Montag, 27. Mai 2013

Von der Liebe der Russen und Reggae aus Grenada

Liebe teils  zufällige, teils treue Fangemeinde,

ich bin seit über einer Woche im Verzuge, es gilt wieder mal zu bloggen.

Vorab mein Befremden über die "Aufrufe". Die vor Tagen noch glühende Liebe der Russen - falsch: der von Pussy Riot mobilisierten Bürgerinnen  und Bürger, schon wieder falsch! der Demokratinnen und Demokraten der Russischen Föderation - scheint vorerst erloschen: kein einziger Eintrag - ein Sabotageakt des irgendwie umbenannten KGB? Als Trost bleibt mir ein Aufrufer aus der Ukraine, dem Reich der orangenen Märtyrerin Julia Timoschenko. Vor allem, ich träume angesichts des klimatologisch bedenklichen Dauerregens bei ± 10 º C.  von bundesrepublikanisch korrekten Ferienfreuden in der Karibik. Aus Grenada - der Insel der Seligen, wo vor Jahrzehnten eine US-Invasion gegen ein progressiv bekifftes Friedensputschregime stattfand - meldet Google 22 Aufrufe in der letzten Woche. Handelt es sich um sonnenhungrige deutsche Grüne, die vor der hurricane season und den entsprechenden Klimakonferenzen "noch schnell Sonne tanken" wollen, dabei auf Erhellendes aus der Heimat aber nicht verzichten wollen? Oder haut da ein selig träumender Glaubensbruder von Bob Marley auf die falsche Taste seines PC?

Die Weltdeutung soll auch heute nicht zu kurz kommen. Ich verweise auf das Update eines anno 1989 für das Deutschland Archiv 3/1989 verfassten Rezensionsessays über "Neues Denken" in der DDR, den ich  soeben,  textlich angereichert,  bei academia.edu eingestellt habe. Darin schrieb ich - zehn Jahre vor Joschka Fischers und Rudolf Scharpings Rhetorik anlässlich des Kosovo-Krieges - folgenden Satz:


"Vor allem: Auschwitz sollte nicht zur banalen, beliebig verfügbaren Erklärungsformel historisch-gesellschaftlicher Widersprüche depraviert werden."

Nachtrag 18.17 h MEZ (Sommerzeit):

1)  Ich erinnere das geneigte Publikum an das Interview mit Giorgio Agamben in der letzten Samstagsausgabe der FAZ. Im Unterschied zu dem beflissen fragenden deutschen  Hypereuropäer Dirk Schümer, der anlässlich der großen Konstantin-Ausstellung in der römischen Kaiserstadt Trier ganz locker die antitrinitarischen Arianer als  "Arier" klassifizierte und in seinem Interview  bezüglich der bürokratisch-zentralistischen Neuordnung EU-Europas die    Begriffe "legal" und "legitim" verwechselt, bieten die Äußerungen Agamben über die von historisch-kulturellen Traditionen, von Differenz und Einheit geprägten kulturellen Identität Europas, die Vielgliedrigkeit der europäischen Kulturlandschaft sowie den ahistorisch nivellierenden, bürokratischen Charakter der EU mancherlei Anregungen.

2) Ich kündige - Termin offen - für Globkult meinen Beitrag zu einer "Festgabe" zum 70.Geburtstag für Edelbert Richter verfassten Beitrag  unter dem Titel "Annus mirabilis 1989: Zur Vor- und Nachgeschichte einer Begegnung" an.




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