Donnerstag, 24. November 2016

Lesefrüchte im sorgenvollen November

Die Haushaltsdebatte ist überstanden, mitsamt Merkels Ermahnungen an "uns", trotz der Sorge "vieler Menschen... um die Stabilität unserer gewohnten Ordnung" nicht in Krisenstimmung zu verfallen, sondern "Offenheit" zu beweisen,  nicht auf die Verdächtigungen, Verleumdungen, Gerüchte der "Trolle" hereinzufallen. Laut Merkel treiben diese Trolle, ursprünglich in der nordischen Sagenwelt und bei Ikea beheimatet, jetzt in den neuen ("sozialen") Medien ihr Unwesen. Wer fühlt sich von derlei Warnungen und Vorwürfen etwa nicht betroffen? Wer schützt uns Menschen, "die schon länger hier leben", vor derlei Versuchungen? Wo sind die Stimmen der Besonnenheit und der Vernunft, welche die Kanzlerin bei ihrem patriotischen Bestreben, weiterhin "Deutschland zu dienen", begleiten, um "uns" vor amerikanischen Zuständen zu bewahren?

Der Artikel des Tübinger Oberbürgemeisters Boris Palmer über "Die Nazis, die Flüchtlinge und ich" erschien  in der heutigen Druckausgabe der FAZ ((24.11. 2016, S.4) sowie in der online-Ausgabe: http://www.faz.net/aktuell/politik/fluechtlingskrise/boris-palmer-im-gastbeitrag-erfahrungen-in-der-fluechtlingskrise-14541360-p4.html. Er stammt offensichtlich nicht von einem "Troll", sondern von einem vernünftigen Politiker unter den Grünen, der Partei des moralischen Monopolanspruchs. Aus dem Artikel - eine Kritik der von Merkel zu verantwortenden "Flüchtlingskrise" und der realitätsfernen Selbstüberhebung des linksliberalen Milieus - seien einige Sätze zitiert: "Die immer drängendere Frage ist für mich, wie man mit den Sorgen, Nöten, Ängsten und Abwehrreflexen einer großen Minderheit [außerhalb des gründeutschen Umfelds mutmaßlich die Mehrheit, H.A.] umgehen soll. Die politische Elite und der von urbanen Milieus geprägte linksliberale Zeitgeist haben sich hier auf eine Strategie „Wehret den Anfängen“ festgelegt. Zur Verteidigung der weltoffenen, liberalen und pluralistischen Gesellschaft wird Intoleranz gerechtfertigt und eingesetzt." Wegen seiner Position in der -"Flüchtlingskrise" mußte sich Palmer von einem SPD-Politiker (in der Branche "Außenpolitik") bereits als "Donald Trump der Grünen" titulieren lassen.

Anderswo ist heute folgendes zu lesen: "Es überzeugt nicht, wenn Berlin das Internet für die Erosion des Vertrauens in die Politik verantwortlich macht. Denn es gibt gute Gründe für den Ärger vier Leute. wurden in der Finanzkrise nicht die Bonibanker auf Kosten der Steuerzahler gerettet? Wird in der Währungsunion nicht eine Regel nach der anderen gebeugt, um den Euro oder Griechenland zu retten? Wurde nicht der Zins ohne Rücksicht auf die Sparer abgeschafft, um Schuldensündern Erleichterung zu verschaffen? Hat Berlin nicht die Kontrolle an den Grenzen aufgegeben, um Flüchtlinge unter dem Beifall von Staatsfunk und linksliberalen Medien willkommen zu heißen?"

 Bonibanker, Rechtsbeugung, Enteignung der Sparer, Staatsfunk - nichts als denunziatorische Schlagwörter aus dem Arsenal der Links- und Rechtspopulisten? Wasser auf die Mühlen der AfD?  Die Sätze stammen aus dem Leitartikel "Sorge um die Ordnung" des FAZ-Herausgebers Holger Steltzner (auf S. 1).


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