Pfingsten, das liebliche
Fest war gekommen... Vor den ehedem christlichen Festtagen
erhält der Blogger regelmäßig Post von „Brot für die Welt“,
der allseits geschätzten Spendenaktion der EKD für die Eine, einst Dritte Welt. Sein Gewissen fühlt sich angesprochen, denn die Frage
nach der auf Wertschöpfung beruhenden Grundlage, erst recht nach der
Rechtfertigung seiner materiell relativ wohlsituierten Existenz „in
unserem reichen Land“ will beantwortet werden. Die Betonung liegt
auf „relativ“: man denke nicht bloß an die Millionengehälter
der Spitzenmanager, sondern an die Einkünfte eines Vorder- oder
Hinterbänklers im EU-Parlament oder im Bundestag, an die Pensionen (MdB, Umwelt- in Hessen, Außenminister in Berlin) samt Aufsichtsratstantiemen des Schulabbrechers Joschka Fischer, an
die Gehälter der Medienfritzen und -miezen etc. Da sich die Ökonomen selbst nicht ganz einig sind, wo die Wertschöpfung stattfindet - jedenfalls nicht in der Finanzindustrie -, hält sich der Blogger, ehedem im Überbau tätig, angesichts mancher mutmaßlich christlich genährten Zweifel an seiner privilegierten Existenz, an die Kosten-Nutzen-Formel: Wenn er spendet, fühlt sich des Bloggers
sündige Seele wohl – jedenfalls so lange, wie ihn nicht andere Fragen
umtreiben.
Dazu gehören, erstens:
Wie lange wird unter den Bedingungen der Globalisierung – sowie des
ungebremsten Anwachsens von „bildungsfernen Schichten“ - die
Wirtschaftskraft Deutschlands ausreichen, um seine Rolle als
ungeliebte Führungsmacht – und Hauptnettozahlerin in EU-Europa
behaupten zu können? Zweitens: a) Was wird aus meinen eher maßvollen
finanziellen Besitzständen angesichts der von der EZB soeben
vermittels Negativ-Zinsen verstärkten Geldpumpe und angesichts der
- ungeachtet der von Mario Draghi und anderen als „zu niedrig“
deklarierten Inflationsrate – bereits real stattfindenden
Inflation? b) Wie lange halten die von der Troika ersonnenen
Rettungsmechanismen vor, um die nächsten Finanz- und Staatskrisen
abzuwehren? c) Wann kommt nach dem soeben von Finanzminister Schäuble
angekündigten dritten Schuldenschnitt für Griechenland der vierte?
d) Wann werden die Maastrichter Stabilitätskriterien endgültig
makuliert, um einen weicheren Euro zu bekommen und damit,
vermeintlich gut keynesianisch, die maroden Bruderländer wieder in
Schwung zu bringen? Drittens, last but not least: Reicht es
- in ein paar Jährchen oder auch etwas später - zur Finanzierung
der Kosten a) im halbwegs komfortablen Altersheim b) danach im
weniger komfortablen Pflegeheim ?
Mit derlei Fragen im
Hinterkopf stellt sich der Blogger die Frage nach Wert und Funktion
des zeitgenössischen protestantischen Ablasshandels. Gewiss, bei
der in solcherlei Praxis wesentlich länger - etwa seit dem Quatrocento - geübten
katholischen Konkurrenz (mit bis dato ungebrochenem Monopolanspruch) gibt es als Pendant "Misereor", dazu vor Weihnachten noch „Adveniat“. Dort hat man z.Zt. leider noch
ganz andere Geldsorgen....
Gleichwohl: Was ist mir
mein Seelenfrieden unter den o.g. Bedingungen wert? Die Sache ist
komplex, und ich würde sie mit den für Öffentlichkeitsarbeit
zuständigen Gremien der Ev. Kirche gerne diskutieren oder,
zeitgenössisch pastoral gesprochen, über das Thema einen Dialog
führen..
Das Thema habe ich in
meinem Blogeintrag Caritas oder Junkmail? vom
20.11.2013 bereits einmal angesprochen. Inzwischen ist gegen
leichtfertige Spendenfreudigkeit ein neues Argument hinzugekommen:
Vor ein paar Wochen richtete die EKD eine „wissenschaftliche“
Forschungsstelle für Gender Studies ein. Die dafür veranschlagte
Summe soll € 217 000 (±
x)) jährlich betragen. Der vom Blogger ob seiner
Selbstgewissheit (s.a. Hochmut, lat.superbia, eine
der sieben Todsünden) beneidete Nikolaus Schneider (s.
http://www.globkult.de/gesellschaft/identitaeten/913-kritik-eines-protestantischen-sendschreibens-an-papst-franziskus)
lieferte die Begründung für diesen jüngsten protestantischen
Finanzposten: Seine Ehefrau habe ihn von der Notwendigkeit eines
solchen Forschungsprojekts überzeugt.
Auf die Gefahr hin, der
Gynäko-, Hetero-, Gamophobie oder sonstwas bezichtigt zu
werden, gebe ich folgendes zu bedenken: Schlimm und beschämend für die deutsche Universität genug, dass es in diesem unseren Lande inzwischen mehr Lehrstühle für "Gender Studies" als für Slawistik gibt. Jetzt also eröffnet der deutsche Protestantismus eine zusätzliche Ideologie-Filiale. Solange die Evangelische
Kirche die Proliferation von Gender-Ideologie als zeitgemäße
Ausgießung des Heiligen Geistes erachtet und dafür Geld aus den
zusehends spärlicher fließenden Kirchensteuermitteln ver(sch)wendet,
fehlt ihrem Gewissensappell, „das Brot zu teilen“, die
moralische Begründung. Der protestantische Ablasshandel kann den Blogger nicht mehr beeindrucken. Jedenfalls ist von ihm vor Heiligabend kein weiterer Groschen zu erwarten (sofern nicht ein Erdbeben in Chili oder irgendeine andere der zahllosen "humanitären" Katastrophen dazwischenkommt).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen