Dienstag, 22. Oktober 2013

Rita Süssmuths "humanitäre Katastrophe". Nachtrag

Leserbriefe sind häufig der lesenswerteste Teil einer Tageszeitung. Zweifellos gehört die betreffende Rubrik in der FAZ nach wie vor zu dem, was die Zeitung  attraktiv macht. In der heutigen  Ausgabe (22.10.2013, S. 24) findet der Blogger zwei aufschlussreiche Zuschriften, die er der Aufmerksamkeit des Publikums empfehlen möchte.

1) Dier erste ergänzt und bestätigt meine Kritik an Inhalt (und Diktion) der naiven (?) Klage der CDU-Politikerin und einstigen Zentralrats-Katholikin Rita Süssmuth über die "humanitäre Katastrophe", die über die iranischen Volksmudschahedin in zwei Lagern im Irak hereingebrochen sei. Der Leserbriefschreiber Manfred Kaschel, Bottrop, ordnet die einst gegen den Schah Reza II. Pahlevi, heute gegen die "Islamische Republik Iran" operierende Gruppe als "die noch recht umfangreichen Reste einer stalinistisch geführten Bürgerkriegstruppe" ein. Gegen das Mullah-Regime gingen die "Volksmudschahedin" auch mit Attentaten vor. Sie standen bis 2009 auf der Terrorismus-Liste der EU (bis 2012 auf der Liste der USA, s. meinen Blog v. 16.10.2013)

Der Autor verwahrt sich gegen Süssmuths Terminus "Dissidenten" und erinnert die Katholikin Süssmuth an das Bibelwort: "Wer Wind sät, wird Sturm ernten." Er fügt hinzu: Für die Folgen dieses Sturmes sollte Frau Süssmuth aber nicht den deutschen Staat und Steuerzahler haften lassen. [...] Ich hoffe, dass Bundesinnenminister Friedrich diese besondere Art der Einwanderung auf Betreiben von Gutmenschen abbricht, nachdem bereits 46 Personen eingereist sind."

Der Blogger teilt die Hoffnung Herrn Kaschels, gibt ihr angesichts der herrschenden, taz-grün eingefärbten Ideologie indes nur geringe Chancen.

2) Der Staatssekretär a. D. Ulrich Thurmann äußert sich nicht nur sprachkritisch zum verpönten Begriff  "entartet", ein Partizipialadjektiv, das grundsätzlich nur noch als  Nazi-Vokabel wahrgenommen wird. Dafür gibt es Gründe, zuvörderst die geschichtsnotorische Ausstellung, die nach Eröffnung  im "Haus der Deutschen  Kunst" zu München  durch  die Städte des (noch nicht Groß-)Deutschen Reiches herumgereicht wurde.

Der Chef der "Alternative für Deutschland" (AfD) Bernd Lucke verwendete die Vokabel in
Zusammenhang mit den Euro-Rettungskünsten (die anscheinend vorerst Erfolge zeitigen, sofern die angeblich geminderten Staatsschulden Griechenlands nicht wieder EU-gerecht getürkt sind).
Herr Thurmann vermittelt Einsicht in die arcana des vom Bundestag trotz des faktischen Verzichts auf originäre, grundlegende Verfassungsrechte im Schnellverfahren gebilligten  - mediendeutsch: "abgesegnet" -  ESM-Vertrag vom 27. Sept. 2012. Demnach sind die geheimzuhaltenden Beschlüsse der für den Europäischen Stabilitätsmechanismus  (ESM) zuständigen Gouverneure jeglicher parlamentarischer Kontrolle entzogen.   Zusätzlich erinnert er an den "rechtswidrigen Verwaltungsakt", mit dem die Bundeskanzlerin anno 2011 die sofortige Einstellung der Kernkraftwerke im hessischen Biblis durchsetzte.

Anhand dieser Beispiele begründet der Staatssekretär a.D. seinen Austritt aus der CDU und rechtfertigt den Sprachgebrauch des Wirtschaftsprofessors Lucke. Überschrift: "Was Lucke meinte".

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