Donnerstag, 19. März 2020

In eigener Sache: Nachtrag zu Corona


Nein, ich habe die TV-Rede der Kanzlerin an ihr Volk - am doppelten demokratischen Gedenktag des 18. März -, pardon an „die Bevölkerung“, nicht mit angesehen/angehört. Mir genügte der Auszug in der ARD-Tagesschau: Merkel sprach, was der/die Redenschreiber für den Teleprompter aufgeschrieben hatten: „Seit der Deutschen Einheit, nein, seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine Herausforderung an unser Land mehr, bei der es so auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt.“ Der Pleonasmus im erweiterten Relativsatz könnte sogar von Merkel selbst stammen.

Die FAZ (v.19.03.2020), nach der ich hier – das Adjektiv großgeschrieben - zitiere, schwächte das nach AfD-Phraseologie klingende Volksgemeinschaftspathos etwas ab, indem sie auf Seite 1 mit „Merkel: Größte Herausforderung seit 1945“ titelte. Gewiss, die Jüngeren – zu ihnen gehört selbst Angela Merkel (Jahrgang 1954) - haben keine so genaue Erinnerung an jene schlimmen Zeiten. So oder so – Inhalt und Ausstattung von Merkels Rede - mit dem Reichstag im Hintergrund und zwei großen Fahnen zu ihrer Linken - dürfte das Missfallen jener – für den Kampf gegen rechts gewöhnlich unentbehrlichen - radikaldemokratischen Gruppen (im Dienste von Tante Antifa) erregt haben, die bereits über indymedia dazu aufgerufen haben, den Corona-Shutdown für revolutionäre Zwecke zu nutzen.

Wir („wir“!) werden zu Ruhe, Besonnenheit und Solidarität aufgerufen. So richtig scheint der Appell nicht anzukommen. Als ich in dem nahegelegenen, überschaubaren kleinen Supermarkt ein älteres Paar bat, mich mit meinem Einkaufswagen vor den leergeräumten Regalen passieren zu lassen, erregte sich der Ehegatte (?), mich hätte wohl bereits die allgemeine Erregung ergriffen. Es gelang mir kaum, den aufgebrachten Kunden – immerhin ein gemäß conventional wisdom mit Selbstdisziplin ausgestatteter Deutscher asiatischer Herkunft – zu beschwichtigen. 
 
Richtig, es gilt Ruhe zu bewahren. Deshalb möchte ich an dieser Stelle mitteilen, dass ich an der subversiven Suggestion „Coronavirus: Merkel rechnet mit 300 000 Toten“ unschuldig bin. Zwar freue ich mich, dass meine Globkult-Kommentare (zuletzt: Globkult v. 14.März 2020) auch andernorts erscheinen. Für die alarmierende Überschrift in „The European“ bin ich indes nicht verantwortlich, wie der entsprechende Link belegt: /https://www.theeuropean.de/herbert-ammon/predigten-in-zeiten-pandemischer-ungewissheit/

Im übrigen gilt es nachfolgenden Merkel-Merksätzen zu vertrauen: „Wir in Deutschland haben ein funktionierendes System der Existenzsicherung. Und das funktioniert auch weiter.“ Ob das System noch weiter funktioniert, wenn es die EU-Zentralbank – wie angekündigt - mit einer „Bazooka“ bearbeitet, bleibt abzuwarten.

1 Kommentar:

  1. Und noch ein Nachtrag (aus Merkels Rede an ihr Volk:

    "Dies ist eine dynamische Situation, und wir werden in ihr lernfähig bleiben, um jederzeit umdenken und mit anderen Instrumenten reagieren zu können. Auch das werden wir dann erklären.

    Deswegen bitte ich Sie: Glauben Sie keinen Gerüchten, sondern nur den offiziellen Mitteilungen, die wir immer auch in viele Sprachen übersetzen lassen.

    Wir sind eine Demokratie. Wir leben nicht von Zwang, sondern von geteiltem Wissen und Mitwirkung. Dies ist eine historische Aufgabe und sie ist nur gemeinsam zu bewältigen."

    Satura non est.

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