Klappern gehört zum Geschäft und ist insofern von Eigenlob zu unterscheiden. Da zum gegenwärtigen von Merkel et. al. verschärften Chaos, dem unverminderten Zustrom von realen Flüchtlingen sowie von verfolgungsfreien, von der deutschen "Willkommenskultur" (samt "Gesundheitskarte") positiv beeindruckten "refugees" mittlerweile zumindest in der FAZ - und selbst in der New York Times - das längst Nötige gesagt wird, darf ich mich an dieser Stelle mit Verweisen auf meine letzten Blogeinträge zu diesem Thema begnügen.
Was die Kausalität, die maßgebliche Verantwortung der Protagonisten der westlichen Wertegemeinschaft für die Zustände in Irak, Libyen, Syrien und die davon ausgelöste "Migration" aus dem Nahen Osten betrifft, verweise ich auf meine entsprechenden Beiträge in Globkult, zuletzt in meinem Essay Aus historischer Distanz: Eine Kritik der Vernünftigkeit des Wirklichen. Mit Unvernunft ist das Agieren der ehedem um George W. Bush versammelten Neocons, des von BHL zur "Befreiung" Libyens genötigten Sarkozy, eines David Cameron, sodann die keineswegs folgenlosen Interventionsdrohungen eines Hollande, und selbst die vermeintliche Zurückhaltung - mit Waffenlieferungen an die "demokratische Opposition" in Syrien - eines Barack Obama nur unzureichend charakterisiert. Im politischen Handeln der betreffenden Akteure (und ihres inneren Zirkels von "Entscheidern") kommt stets aufs Neue eine Mischung aus fehlerhafter Anlalyse (aufgrund historisch-kulturellen Unverständnisses) und fehlgeschlagenem Machtkalkül, aus Aktionismus und Ideologie - etwa die Projektion des allenthalben von westlichen Werten erwärmten "arabischen Frühlings" - zum Vorschein.
Als auf ihre Weise rationale, somit kalkulierbare Akteure ("players") in dem mörderischen nahöstlichen Chaos traten hingegen - aus ihrer jeweiligen Interessenlage heraus - die türkische Regierung um Erdogan, der Machtzyniker Putin sowie der sein Regime verteidigende, von Putin und dem Iran gestützte Assad hervor. Es gehört zur bitteren Ironie der seit Jahren andauernden Tragödie, dass - durch Putins letzten Schachzug im geopolitischen Spiel genötigt - nunmehr anscheinend selbst Hollande, Obama und auch Merkel zur Erkenntnis gelangt sind, man müsse so oder so auch Assad in eine auf "Stabilität" in Nahost zielende "Lösung" zur Beendigung des bellum omnium contra omnes in Syrien einbeziehen. Derlei Erkenntnis hätte zu einem früheren Zeitpunkt in Syrien unzähligen Menschen das Leben retten und die (mit Steinen und Betonbrocken gegen ungarische Polizisten betriebene [s. Stephan Löwensteins Bericht in der FAZ v. 26.09.2015]) Massenimmigration nach Deutschland/Europa abwenden können.
Freitag, 25. September 2015
Montag, 21. September 2015
Historisch-politische Sprachkritik der Merkelei
Liebe Freunde,
gewöhnlich bin ich kein Feund von Rundmails - sofern man meine Blog-Dissidenz nicht dem entsprechenden Genre zuordnen will.
.
Der
mir soeben von Peter Krause übermittelte Aufsatz von Michael Klonovsky, Mitstreiter aus
einem Kreis von Selbstdenkenden, der sich unter der Selbstbezeichnung
"Helles Deutschland" anschickt, in bester Tradition
der lumières Licht (s.a.Was wirklich links ist. Eine Begriffsklärung) in die herrschende Merkel-Gaucksche Sprachregelung zu bringen, verdient indes Verbreitung auf jedem Wege.
Abgesehen von dem an Merkel erinnernden Pleonasmus im ersten Absatz bedarf allenfalls Klonovskys Klassifizierung des Atomunfalls in Fukushima als eines "vollkommen unbedeutenden Unfalls" einer kritischen Einschränkung.
Die vom Tsunami verursachte Katastrophe hätte ja in der Tat noch schlimmer ausgehen können. Nichtsdestoweniger: Überall in den östlichen
EU-Bruderländern ("Wertegemeinschaft") werden neue AKWs gebaut, ohne
dass sich die obwaltende gründeutsch-violette Moral darüber je politisch
wirksam ("nachhaltig") entrüstet hätte.
In
sämtlichen anderen Punkten seiner "Bilanz" wird Klonovsky der
historisch-politischen "Leistung" des FDJ-frommen, königsmörderischen
"Mädchens" (Helmut Kohl) und ihrer gründeutschen Einheitsfront gerecht.
Ich lege ihn daher meiner Blog-Gemeinde (taz-deutsch: commnuntiy) ans Herz:
Angela Merkel. Eine Bilanz (http://ef-magazin.de/2015/09/20/7526-angela-merkel-eine-bilanz).
P.S.
Klonovskys Kommentar zum Merkelschen Umgang mit deutscher Sprache, Geschichte und Politik entstand einige Tage vor der Konferenz "Denk ich an Deutschland", veranstaltet von der Alfred Herrhausen Gesellschaft und der FAZ in Berlin. In dieser Runde tat Martin Schulz kund - an Claude Juncker als EU-"Spitzenkandidat" gescheitert, waltet Schulz arbeitsteilig unangefochten als EU-Parlamentspräsident -, dass "sein Europa" etwas anderes sei als das "abendländische Europa", das Viktor Orbán mit seinem Grenzzaun verteidigen wolle. Warum Merkel - vermittels des Innenministers de Maizière - dennoch ihrerseits unversehens wieder "uneuropäische" Grenzen einrichten ließ, blieb offenbar unerörtert. (s. FAZ v. 21.09.2015, S.5)
In bestem Einklang mit der nicht anwesenden Kanzlerin gab Merkels Ministerin Ursula von der Leyen (Verteidigung) eine Vorstellung von der im Kabinett gepflegten sprachlichen und historischen Ästhetik. Sie sei "fest davon überzeugt, wenn wir es richtig machen, dass wir, wenn wir in zwanzig Jahren zurückschauen, sagen werden: Dies war eine enorme Bereicherung für uns, übrigens gerade für unsere alternde Gesellschaft."
P.S.
Klonovskys Kommentar zum Merkelschen Umgang mit deutscher Sprache, Geschichte und Politik entstand einige Tage vor der Konferenz "Denk ich an Deutschland", veranstaltet von der Alfred Herrhausen Gesellschaft und der FAZ in Berlin. In dieser Runde tat Martin Schulz kund - an Claude Juncker als EU-"Spitzenkandidat" gescheitert, waltet Schulz arbeitsteilig unangefochten als EU-Parlamentspräsident -, dass "sein Europa" etwas anderes sei als das "abendländische Europa", das Viktor Orbán mit seinem Grenzzaun verteidigen wolle. Warum Merkel - vermittels des Innenministers de Maizière - dennoch ihrerseits unversehens wieder "uneuropäische" Grenzen einrichten ließ, blieb offenbar unerörtert. (s. FAZ v. 21.09.2015, S.5)
In bestem Einklang mit der nicht anwesenden Kanzlerin gab Merkels Ministerin Ursula von der Leyen (Verteidigung) eine Vorstellung von der im Kabinett gepflegten sprachlichen und historischen Ästhetik. Sie sei "fest davon überzeugt, wenn wir es richtig machen, dass wir, wenn wir in zwanzig Jahren zurückschauen, sagen werden: Dies war eine enorme Bereicherung für uns, übrigens gerade für unsere alternde Gesellschaft."
Mittwoch, 16. September 2015
Von Elend und "Recht auf Glück" in der Talkshow
I.
Soll man sich den Tort des Talkshow-Geschwätzes antun? Entgegen aller sonst geübten Verweigerung entschloss sich der Blogger, die unter "Hart, aber fair" betitelte TV-Debatte zur "Flüchtlingskrise" - ein politisch wohlfeiler Terminus zur Beschreibung eines bedrückenden, komplexen, entgegen allem vorgespielten Optimismus ("Wir schaffen das!") mit nicht absehbaren Folgen behafteten Problems - am Bildschirm zu verfolgen. Richtig, es ging zwischen den Teilnehmern und der T-in Margot Käßmann fair zu, d.h. ohne lautes Spektakel und verbale Ausfälle wie zuweilen in anderen TV-Inszenierungen. Von einer harten Auseinandersetzung über ein Thema, an dem sich die Zukunft Europas und insbesondere "unseres Landes" entscheiden dürfte, war indes wenig zu spüren.
Das lag nicht allein an der bemerkenswerten Zurückhaltung des CSU-Politikers Markus Söder, den der Moderator Frank Plasberg (bzw. dessen Talkshow-Crew) als Opponenten zu der von "Mother Merkel" ausgesprochenen (naiven?) Offerte an alle Welt, als mutmaßliches Rauhbein in der Runde, geladen hatte. Auch die Proponenten der unter dem mitleidheischenden Begriff "Flüchtlinge" subsumierten Masseneinwanderung - der SPD-Vizechef Stegner und die Lutherjahr-Beauftragte Margot Käßmann pflegten einen moderaten Stil. Der als eine Art Schiedsrichter geladene "Experte" Herfried Münkler wusste aus guten Gründen seine Worte zu wägen, indem er den Zustrom aus Nahost und anderswo als unumkehrbar, wenngleich mit möglichen Friktionen verbunden, erklärte. Immerhin ist in der herrschaftsfreien Atmosphäre der erweiterten Bundesrepublik (J.H.) nicht auszuschließen, dass die bislang anonym im Internet operierende "Muenkler Watch" in einer der nächsten Vorlesungen rabiate Unterstützung der - bis auf das islamisch schwarz verhüllte Antlitz - offen agierenden Tante Antifa erhält.
II.
Söder wagte nur vage an die Bewahrung der deutschen - nicht etwa europäisch-abendländischen - Kultur zu erinnern, die angesichts der Massen aus dem Morgenland in Bedrängnis geraten könnte. Zwar riskierte er in seiner Kritik an Merkels "Willkommenskultur" sogar den Begriff "Leitkultur", aber an einer Zuspitzung der Debatte war ihm offenbar nicht gelegen. Ansatzpunkte zu massiver Kritik am kulturell-sozialen Transformations- und Konfliktkurs boten die Einlassungen von Käßmann und Stegner genug.
Käßmann bemühte die Geschichte vom barmherzigen Samariter, ohne die Parabel hinsichtlich der politischen Realität, in der sich Faktoren wie Verfolgung, wirkliche Not, Hoffnungen auf besseres Leben sowie die schiere Masse der in "Germany" Einlass Begehrenden heillos vermengen, in historische Distanz zu rücken. Käßmann gab sich vom Naturell her optimistisch. In denselben Worten wie unlängst die Kanzlerin wies sie die im "Volk" sich regende Angst vor der Islamisierung zurück, "die Deutschen" (!) sollten sich aufs Christentum besinnen und sich wieder ihrer Kirche zuwenden. Die Frage, warum der Exodus aus den Kirchen, insbesondere aus der evangelischen, ungebrochen anhält, wird mit derlei belehrendem Appell locker vermieden. Zugleich bekannte sich Frau Käßmann zur religiösen Neutralität des säkularen Staates. Wo Optimismus herrscht, ist Logik nicht vonnöten.
Das Problem, inwiefern die allseits beschworenen "demokratischen Werte", zu denen sich die einwandernden Neubürger zu bekehren haben, einer spezifischen zivilreligiösen Metaphysik unterliegen, ist für Talkshow-Diskurse naturgemäß ungeeignet. Nichtsdestoweniger bekannte sich auch der SPD-Vize Stegner zu den "Werten". Als grundlegenden und für die Einwanderer-Flüchtlinge attraktiven Wert nannte er "das Recht auf Glück", das selbst "in der amerikanischen Verfassung" niedergelegt sei. Dass das "Streben nach Glück" (pursuit of happiness") nicht in der Verfassung, sondern in der Unabhängigkeitserklärung zu finden ist, hätte zumindest Münkler als Politikwissenschaftler milde korrigieren müssen. (Auch Söder verpasste die Chance auf einen Talk-Pluspunkt.)
Und so empfahl Stegner ohne Widerspruch die USA als das Land, das aus der Einwanderung seine erstaunliche ökonomisch-soziale Kraft gewinne. Dass, ganz abgesehen von der weltpolitischen Rolle der USA, derzeit zur ökonomischen Stärke auch die Geheimhaltung der TTIP-Verhandlungen - selbst gegenüber kritisch interessierten Bundestagsabgeordneten in der eigenen Partei - gehört, kam dem SPD-Politiker nicht in den Sinn. Orientiert am transatlantischen Vorbild propagierte Stegner die derzeitige Einwanderung als "Chance". Die "Chance" fungiert derzeit im Politsprech allenthalben als Zauberwort.
III.
Kritik an diesem Weltbild, in dem die Zukunft des kontinuierlich mit seiner Vergangenheit konfrontierten "deutschen Volkes" offenbar in einer "neuen Gesellschaft" aufgeht, war in der Talk-Runde nicht zu hören. Im Gegenteil: Münkler sprach von der heterogenen, gleichwohl "deutschen" Gesellschaft der Zukunft, in der es nur zu verhindern gelte, dass sich "Ghettos" - die es als Parallelgesellschaften" in hinreichendem Maße längst gibt - herausbildeten. Zugleich verwies er auf das "wissenschaftlich" erwiesene Phänomen, dass Zuwanderer/Einwanderer/Migranten sich vorzugsweise in Stadtvierteln ansiedelten, wo sie verwandtschaftlich und kulturelle Ihresgleichen vorfänden. Eine ausgewogene Argumentation...
In der undankbaren Rolle, die Politik seines im politisch-medialen "Westen" ungeliebten Ministerpräsidenten Orbán zu verteidigen, wirkte der ruhig und faktensicher argumentierende ungarische EU-Gesandte Pröhle, ehdem Botschafter in Berlin, am überzeugendsten. Er verwies nicht nur auf die reale Rechtslage in der EU - einschließlich der im Schengen-Abkommen vorgesehenen Ausnahmeregelungen - als einer Staatengemeinschaft. Auch wollte er auf den Begriff der christlich geprägten Kultur Europas nicht leichthin verzichten. Nicht zuletzt erinnerte er als Lutheraner - und Präses der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn - die optimistische Theologin Käßmann an die Lehre Luthers von den "zwei Regimentern". Der säkular-lutherisch eingefärbte Begriff Max Webers "Verantwortungsethik" wurde in der Talk-Runde an einer Stelle kurz eingeflochten, nicht jedoch im Blick auf das, was "unserem Land" noch bevorsteht, diskutiert.
Soll man sich den Tort des Talkshow-Geschwätzes antun? Entgegen aller sonst geübten Verweigerung entschloss sich der Blogger, die unter "Hart, aber fair" betitelte TV-Debatte zur "Flüchtlingskrise" - ein politisch wohlfeiler Terminus zur Beschreibung eines bedrückenden, komplexen, entgegen allem vorgespielten Optimismus ("Wir schaffen das!") mit nicht absehbaren Folgen behafteten Problems - am Bildschirm zu verfolgen. Richtig, es ging zwischen den Teilnehmern und der T-in Margot Käßmann fair zu, d.h. ohne lautes Spektakel und verbale Ausfälle wie zuweilen in anderen TV-Inszenierungen. Von einer harten Auseinandersetzung über ein Thema, an dem sich die Zukunft Europas und insbesondere "unseres Landes" entscheiden dürfte, war indes wenig zu spüren.
Das lag nicht allein an der bemerkenswerten Zurückhaltung des CSU-Politikers Markus Söder, den der Moderator Frank Plasberg (bzw. dessen Talkshow-Crew) als Opponenten zu der von "Mother Merkel" ausgesprochenen (naiven?) Offerte an alle Welt, als mutmaßliches Rauhbein in der Runde, geladen hatte. Auch die Proponenten der unter dem mitleidheischenden Begriff "Flüchtlinge" subsumierten Masseneinwanderung - der SPD-Vizechef Stegner und die Lutherjahr-Beauftragte Margot Käßmann pflegten einen moderaten Stil. Der als eine Art Schiedsrichter geladene "Experte" Herfried Münkler wusste aus guten Gründen seine Worte zu wägen, indem er den Zustrom aus Nahost und anderswo als unumkehrbar, wenngleich mit möglichen Friktionen verbunden, erklärte. Immerhin ist in der herrschaftsfreien Atmosphäre der erweiterten Bundesrepublik (J.H.) nicht auszuschließen, dass die bislang anonym im Internet operierende "Muenkler Watch" in einer der nächsten Vorlesungen rabiate Unterstützung der - bis auf das islamisch schwarz verhüllte Antlitz - offen agierenden Tante Antifa erhält.
II.
Söder wagte nur vage an die Bewahrung der deutschen - nicht etwa europäisch-abendländischen - Kultur zu erinnern, die angesichts der Massen aus dem Morgenland in Bedrängnis geraten könnte. Zwar riskierte er in seiner Kritik an Merkels "Willkommenskultur" sogar den Begriff "Leitkultur", aber an einer Zuspitzung der Debatte war ihm offenbar nicht gelegen. Ansatzpunkte zu massiver Kritik am kulturell-sozialen Transformations- und Konfliktkurs boten die Einlassungen von Käßmann und Stegner genug.
Käßmann bemühte die Geschichte vom barmherzigen Samariter, ohne die Parabel hinsichtlich der politischen Realität, in der sich Faktoren wie Verfolgung, wirkliche Not, Hoffnungen auf besseres Leben sowie die schiere Masse der in "Germany" Einlass Begehrenden heillos vermengen, in historische Distanz zu rücken. Käßmann gab sich vom Naturell her optimistisch. In denselben Worten wie unlängst die Kanzlerin wies sie die im "Volk" sich regende Angst vor der Islamisierung zurück, "die Deutschen" (!) sollten sich aufs Christentum besinnen und sich wieder ihrer Kirche zuwenden. Die Frage, warum der Exodus aus den Kirchen, insbesondere aus der evangelischen, ungebrochen anhält, wird mit derlei belehrendem Appell locker vermieden. Zugleich bekannte sich Frau Käßmann zur religiösen Neutralität des säkularen Staates. Wo Optimismus herrscht, ist Logik nicht vonnöten.
Das Problem, inwiefern die allseits beschworenen "demokratischen Werte", zu denen sich die einwandernden Neubürger zu bekehren haben, einer spezifischen zivilreligiösen Metaphysik unterliegen, ist für Talkshow-Diskurse naturgemäß ungeeignet. Nichtsdestoweniger bekannte sich auch der SPD-Vize Stegner zu den "Werten". Als grundlegenden und für die Einwanderer-Flüchtlinge attraktiven Wert nannte er "das Recht auf Glück", das selbst "in der amerikanischen Verfassung" niedergelegt sei. Dass das "Streben nach Glück" (pursuit of happiness") nicht in der Verfassung, sondern in der Unabhängigkeitserklärung zu finden ist, hätte zumindest Münkler als Politikwissenschaftler milde korrigieren müssen. (Auch Söder verpasste die Chance auf einen Talk-Pluspunkt.)
Und so empfahl Stegner ohne Widerspruch die USA als das Land, das aus der Einwanderung seine erstaunliche ökonomisch-soziale Kraft gewinne. Dass, ganz abgesehen von der weltpolitischen Rolle der USA, derzeit zur ökonomischen Stärke auch die Geheimhaltung der TTIP-Verhandlungen - selbst gegenüber kritisch interessierten Bundestagsabgeordneten in der eigenen Partei - gehört, kam dem SPD-Politiker nicht in den Sinn. Orientiert am transatlantischen Vorbild propagierte Stegner die derzeitige Einwanderung als "Chance". Die "Chance" fungiert derzeit im Politsprech allenthalben als Zauberwort.
III.
Kritik an diesem Weltbild, in dem die Zukunft des kontinuierlich mit seiner Vergangenheit konfrontierten "deutschen Volkes" offenbar in einer "neuen Gesellschaft" aufgeht, war in der Talk-Runde nicht zu hören. Im Gegenteil: Münkler sprach von der heterogenen, gleichwohl "deutschen" Gesellschaft der Zukunft, in der es nur zu verhindern gelte, dass sich "Ghettos" - die es als Parallelgesellschaften" in hinreichendem Maße längst gibt - herausbildeten. Zugleich verwies er auf das "wissenschaftlich" erwiesene Phänomen, dass Zuwanderer/Einwanderer/Migranten sich vorzugsweise in Stadtvierteln ansiedelten, wo sie verwandtschaftlich und kulturelle Ihresgleichen vorfänden. Eine ausgewogene Argumentation...
In der undankbaren Rolle, die Politik seines im politisch-medialen "Westen" ungeliebten Ministerpräsidenten Orbán zu verteidigen, wirkte der ruhig und faktensicher argumentierende ungarische EU-Gesandte Pröhle, ehdem Botschafter in Berlin, am überzeugendsten. Er verwies nicht nur auf die reale Rechtslage in der EU - einschließlich der im Schengen-Abkommen vorgesehenen Ausnahmeregelungen - als einer Staatengemeinschaft. Auch wollte er auf den Begriff der christlich geprägten Kultur Europas nicht leichthin verzichten. Nicht zuletzt erinnerte er als Lutheraner - und Präses der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn - die optimistische Theologin Käßmann an die Lehre Luthers von den "zwei Regimentern". Der säkular-lutherisch eingefärbte Begriff Max Webers "Verantwortungsethik" wurde in der Talk-Runde an einer Stelle kurz eingeflochten, nicht jedoch im Blick auf das, was "unserem Land" noch bevorsteht, diskutiert.
Freitag, 11. September 2015
Kritik der gründeutschen Gewissens-/Willkommenskultur: Chrismon
I.
Erwartungsgemäß fand der Blogger in seiner dank Internet und e-mail geschrumpften Briefpost einen Spendenaufruf des Diakonischen Werkes mit dem Aufdruck "Dringend!". Der Appell gilt dem schlechten Wohlstandsgewissen des bis dato stets zu Spenden bereiten Adressaten.
Dass es sich bei derlei Hilferufen um eine protestantisch zeitgeistige Abwandlung eben jener Ablasspraxis handelt, die dereinst den Augustiner-Eremiten und Professor Dr. Martin Luther in Gewissensnöte stürzte, habe ich bereits vor einiger Zeit an anderer Stelle (https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=6 Zum protestantischen Ablasshandel und zur protestantischen Geldver(sch)wendung; 08.06. 2014 ) dargelegt. Wie werden wir angesichts der "in unser reiches Land" strömenden, nur mit Rucksack und Smartphone ausgestatteten Flüchtlinge und/oder Migranten mit unseren medial angefachten gründeutschen Schuldgefühlen fertig, mit unserer unchristlichen, (post-)bürgerlichen Hartherzigkeit? "Refugees welcome!"? Gut, wen kümmern noch begriffliche Differenzierungen, aber: Sollen wir, dürfen wir unserer Bundeskanzlerin ("Mother Merkel"), unserem Bundespräsidenten (Ex-Pastor Gauck) widersprechen? Oder müssen wir nicht doch wieder spenden?
II.
Aus derart säkular-religiösen Zweifeln befreit die Frühstückslektüre von "chrismon. Das Evangelische Magazin 09.2015", der Monatsbeilage aller bundesrepublikanischen "Qualitätszeitungen". Das Titelbild verweist auf die Seelen- und Gewissensnöte von Frauen, gespalten zwischen "Familie und Beruf" : links eine halbe rosa Bluse mit Perlenschmuck (!), rechts ein halber Babyanzug, grün (?) bekleckert. Naturgemäß zielt das Thema auf den allein in gehobenen Akademikerinnenkreisen akuten Konflikt zwischen "Kind und Karriere", nicht auf den Kampf der in Schichtarbeit schuftenden Kassiererin bei Aldi - egal ob Alleinerzieherin oder noch in angestaubten Familienverhältnissen verwurzelt - für ein dürftiges Nettoeinkommen ihrer Familie.
Den eigentlichen Aufmacher findet der Leser sodann auf der mit weniger bekannten Köpfen - abgesehen vom dreifach vertretenen Luther - garnierten Doppelseite mit dem Titel "Luther relaoaded". Was da "reloaded", d.h. fürs Lutherjahr 2017 aufgekocht und säkular serviert wird, ist nichts anderes als das - in protestantischer Protestversion historisch verkürzte Bekenntnis des spätmittelalterlichen Mönches aus Wittenberg auf dem Wormser Reichstag vor Kaiser Karl V.: "Sie können nicht anders. Sie müssen aufstehen und bohrende Fragen stellen, unbequeme Wahrheiten sagen, Missstände [gemäß nRs mit drei "s" hintereinander] aufdecken. Sie riskieren ihr Geld, ihre Freiheit, ihre Ruhe - und mancher auch sein Leben: Menschen aus aller Welt, die dem alten Reformator verdammt ähnlich sind."
Die sechs Autoren und -innen des Artikels präsentieren als Vorbilder den syrischen Journalisten und Rechtsanwalt Mazen Darwish, der unter dem Assad-Regime vom Tode bedroht, von den 16 deutschen Lutherstädten mit dem Preis für "Das unerschrockene Wort" belohnt wurde. Als zeitgenössische Luther-Figuren fungieren ferner der iranische Regisseur Jafa Pannar ("Taxi Teheran"), die englische Journalistin Sarah Harrison, die es ob ihrer Unterstützung für den Whistleblower Eward Snowden vorzieht, lieber in Berlin zu leben als in England. Der Blogger reibt sich die Augen: Was ist aus dem Land des habeas corpus geworden , dem Mutterland westlicher Freiheitsrechte? Wie übel es dem Blogger Rauf Badawi in Saudi-Arabien erging und noch ergeht, ist bekannt. Auch dass in Tansania wie in den meisten Ländern Afrikas die "Eliten" schamlose Korruption betreiben, ist nichts Neues. "chrismon" stellt den Oppositionspolitiker Zitto Kabwe, 38, als geistigen Nachfolger Luthers vor. Als role models des modernen Luther-Ideals sind sodann eine "Pussy-Riot"-Aktivistin abgebildet - um ein Haar wären vor einem Jahr (?) die Pussy-Tussies mit dem zivilreligiösen Tapferkeitsorden der 16 Lutherstädte ausgezeichnet worden -, des weiteren eine Bloggerin, die gegen Hartz IV "von innen" (?) mobil macht, ein in Washington, D.C. lebender chinesischer Bürgerrechtler, eine grüne Stadträtin aus Freital in Sachsen sowie am Ende eine Aktivistin aus Südafrika , die im Lande des klassisch polygamen - nicht etwa modern "polyamoren" - Jacob Zuma "Gleiche Rechte für Lesben!" fordert: "Dawn Cavanagh kann echt nicht anders. Die ist so. Mitreißend, charmant, pointiert, voller Energie - ein Kämpferin." Usw. usw.
III.
Auf der Leserbriefseite betreibt das "Evangelische Magazin" unter Bezug auf die August-Nummer Selbstbeweihräucherung: "Eine Ausgabe, die fasziniert", so der Titel. Es handelt sich um ein Zitat aus der enthusiastischen Zuschrift ("Ich kann mich nicht erinnern, je eine Ausgabe in den Händen gehabt zu haben, die mich mehr beeindruckt, ja fasziniert hat.") eines Leserbriefschreibers aus Bad Sachsa. Die Rubrik "Vorbilder", in der die amerikanische Kriegsfotografin Lee Miller vorgestellt wurde, fand er "unverzichtbar. Danke für diese tolle Ausgabe."
Der Blogger einnert sich an die - ohne Frage auf "fairem" Papier gedruckte - August-Ausgabe mit dem Porträt der US-Kriegsfotografin. Dass diese im Frühjahr 1945 angesichts der Schreckensszenen aus den befreiten Konzentrationslagern würgendes Entsetzen befiel, ist verständlich. Ebenso, dass sie für diejenigen Deutschen, die sich ihr gegenüber nun allesamt als Nazi-Gegner präsentierten, nur Verachtung empfand. Als nicht minder verächtlich erschien dem Blogger in dem Lebensbild der Fotografin indes jener Passus, aus dem hervorging, dass Lee Miller die Deutschen in collectivo bis zu ihrem Lebensende gehasst habe.
Dem erwähnten Leserbriefschreiber ist dieser Satz womöglich in gründeutscher Unschuld entgangen. Ob dies auch für die Redaktion von "chrismon" zutreffen könnte, ist hingegen kaum denkbar. Wie derlei Hasserklärung mit der christlichen Liebesbotschaft zu vereinbaren sei, war den Christenmenschen von "chrismon" offenbar keine Frage wert...
IV.
Immerhin erlöst das evangelische Selbstlob den Blogger aus Selbstzweifeln bezüglich des Spendenappells. Solange die Kirchenoberen aus ihrem Budget, d.h. mit seiner Kirchensteuer, den Druck von "chrismon", der Moralpostille für den geistigen Mittelstand, finanzieren, statt sich um die tatsächlich Mühseligen und Beladenen zu kümmern, sieht er sich nicht genötigt, sein Girokonto zu öffnen, weder für die realen Flüchtlinge noch für die verfolgungsfreien migrantischen "refugees", die zu Hunderttausenden quotenfrei in Germany ihr Glück suchen. Für die Merkel-Gaucksche "Willkommenskultur" steht der Blogger als Steuerzahler ohnehin schon in der Pflicht. Ihm ist zudem nicht bekannt, dass Merkel - vor ein paar Jahren erklärte sie "Multikultur" noch für "gescheitert" - oder Gauck - dieser erklärte anno 2010 Thilo Sarrazins Warnung vor der Masseneinwanderung (cf. H. A.: Sarrazin und die Zukunft der Deutschen: Die Abwicklung eines ›Falles‹ als Abkehr von der Wirklichkeit ) noch für "mutig" - mit nur einem Wort die Offerte der Saudis abgewiesen hätten, die Willkommenskultur für die mehrheitlich muslimischen Flüchtlinge/Migranten/Zuwanderer mit dem Bau von 200 Moscheen zu fördern.
V.
P.S. Inhaltliche Unterstützung für die Kritik der gründeutschen "Willkommenskultur" fand der Blogger am folgenden Tage im Leserbrief eines emeritierten Pastors aus Itzehoe (in: FAZ v. 08.09.2015). Dieser schreibt u.a.: "Die öffentlichen Reaktionen [auf das Bild eines ertrunkenen Kindes] zeigen jene Emotionalität, die jedes rationale Denken überschwemmt. [...] Was soll das Gerede von der ´Schuld Europas´? Schuld sind die, die diese graumsamen Kriege führen. Schuld ist Europa, weil es aus falsch verstandenem Pazifismus sich weigert, dort militärisch zu intervenieren und so die Mordbanden wüten lässt. Und gleich dazu: Im Fernsehen sehe ich die Spendenwerbungen, das Rote Kreuz, evangelische Diakonie, Arbeiterwohlfahrt oder die katholische Caritas. Von islamischen Hilfsorganisationen lese ich nichts. Wer aber verursacht diese Völkerwanderung? Christliche Kreuzfahrer sind es jedenfalls nicht. [...] Es sind ja die Aktivisten, die Bestausgebildetsten, die Vermögendsten, dier sich die Flucht leisten können, die Armen und Apathischen bleiben zurück. Wir bilden uns etwas auf unser Gutsein ein, fordern Willkommenskultur, doch die Herkunftsländer bluten aus... Darüber wird bei uns tiefgründig geschwiegen, da ist sich das Kartell der öffentlichen Meinungsmache einig."
Was die Zustände in Syrien betrifft, so verweise ich auf zwei im Anfangsstadium des mörderischen Chaos verfasste Artikel Zum Unfrieden in Nahost: unbequeme Faktenlage sowie Grundsatzfragen. Zum Bürgerkrieg in Syrien III. Womöglich sorgt jetzt - letzten Meldungen zufolge - der böse Kremlchef Putin mit Waffen und Soldaten für seinen Verbündeten Baschar al Assad für ein Ende der seit Jahren anhaltenden Massaker. Es wäre die Alternative zu der von dem zitierten Pastor geforderten Intervention "Europas" .
P.S. 30.Juni 2016:
Der obige Blog-Eintrag erweist sich als zeitloses Dokument:. Aus irgendeinem gegebenen Katastrophen-Anlaß (ad libitum Krieg, Bürgerkrieg, Ethno-Krieg , Asylsuchende aus den aufgrund grün-roter Bundesrat-Blockade und der anstehenden Sommerpause auf unabsehbare Zeit weiterhin als "unsicher" geltenden Maghreb-Staaten, aus Gambia, Ghana usw.) trudelte vor ca. zwei Wochen wieder ein diakonischer Mahn- und Bettelbrief ans schlechte Gewissen ein. Die Sozialindustrie der post-nationalen Bundesrepublik im post-christlichen Europa scheint moralisch, genauer: moralpolitisch und finanziell unersättlich.
P.P.S. Siehe auch: http://globkult.de/108-staendige/herbert-ammon/1058-fluechtlingsstroeme-einspruch-gegen-die-leichthaendige-behandlung-eines-schwierigen-themas
Erwartungsgemäß fand der Blogger in seiner dank Internet und e-mail geschrumpften Briefpost einen Spendenaufruf des Diakonischen Werkes mit dem Aufdruck "Dringend!". Der Appell gilt dem schlechten Wohlstandsgewissen des bis dato stets zu Spenden bereiten Adressaten.
Dass es sich bei derlei Hilferufen um eine protestantisch zeitgeistige Abwandlung eben jener Ablasspraxis handelt, die dereinst den Augustiner-Eremiten und Professor Dr. Martin Luther in Gewissensnöte stürzte, habe ich bereits vor einiger Zeit an anderer Stelle (https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=6 Zum protestantischen Ablasshandel und zur protestantischen Geldver(sch)wendung; 08.06. 2014 ) dargelegt. Wie werden wir angesichts der "in unser reiches Land" strömenden, nur mit Rucksack und Smartphone ausgestatteten Flüchtlinge und/oder Migranten mit unseren medial angefachten gründeutschen Schuldgefühlen fertig, mit unserer unchristlichen, (post-)bürgerlichen Hartherzigkeit? "Refugees welcome!"? Gut, wen kümmern noch begriffliche Differenzierungen, aber: Sollen wir, dürfen wir unserer Bundeskanzlerin ("Mother Merkel"), unserem Bundespräsidenten (Ex-Pastor Gauck) widersprechen? Oder müssen wir nicht doch wieder spenden?
II.
Aus derart säkular-religiösen Zweifeln befreit die Frühstückslektüre von "chrismon. Das Evangelische Magazin 09.2015", der Monatsbeilage aller bundesrepublikanischen "Qualitätszeitungen". Das Titelbild verweist auf die Seelen- und Gewissensnöte von Frauen, gespalten zwischen "Familie und Beruf" : links eine halbe rosa Bluse mit Perlenschmuck (!), rechts ein halber Babyanzug, grün (?) bekleckert. Naturgemäß zielt das Thema auf den allein in gehobenen Akademikerinnenkreisen akuten Konflikt zwischen "Kind und Karriere", nicht auf den Kampf der in Schichtarbeit schuftenden Kassiererin bei Aldi - egal ob Alleinerzieherin oder noch in angestaubten Familienverhältnissen verwurzelt - für ein dürftiges Nettoeinkommen ihrer Familie.
Den eigentlichen Aufmacher findet der Leser sodann auf der mit weniger bekannten Köpfen - abgesehen vom dreifach vertretenen Luther - garnierten Doppelseite mit dem Titel "Luther relaoaded". Was da "reloaded", d.h. fürs Lutherjahr 2017 aufgekocht und säkular serviert wird, ist nichts anderes als das - in protestantischer Protestversion historisch verkürzte Bekenntnis des spätmittelalterlichen Mönches aus Wittenberg auf dem Wormser Reichstag vor Kaiser Karl V.: "Sie können nicht anders. Sie müssen aufstehen und bohrende Fragen stellen, unbequeme Wahrheiten sagen, Missstände [gemäß nRs mit drei "s" hintereinander] aufdecken. Sie riskieren ihr Geld, ihre Freiheit, ihre Ruhe - und mancher auch sein Leben: Menschen aus aller Welt, die dem alten Reformator verdammt ähnlich sind."
Die sechs Autoren und -innen des Artikels präsentieren als Vorbilder den syrischen Journalisten und Rechtsanwalt Mazen Darwish, der unter dem Assad-Regime vom Tode bedroht, von den 16 deutschen Lutherstädten mit dem Preis für "Das unerschrockene Wort" belohnt wurde. Als zeitgenössische Luther-Figuren fungieren ferner der iranische Regisseur Jafa Pannar ("Taxi Teheran"), die englische Journalistin Sarah Harrison, die es ob ihrer Unterstützung für den Whistleblower Eward Snowden vorzieht, lieber in Berlin zu leben als in England. Der Blogger reibt sich die Augen: Was ist aus dem Land des habeas corpus geworden , dem Mutterland westlicher Freiheitsrechte? Wie übel es dem Blogger Rauf Badawi in Saudi-Arabien erging und noch ergeht, ist bekannt. Auch dass in Tansania wie in den meisten Ländern Afrikas die "Eliten" schamlose Korruption betreiben, ist nichts Neues. "chrismon" stellt den Oppositionspolitiker Zitto Kabwe, 38, als geistigen Nachfolger Luthers vor. Als role models des modernen Luther-Ideals sind sodann eine "Pussy-Riot"-Aktivistin abgebildet - um ein Haar wären vor einem Jahr (?) die Pussy-Tussies mit dem zivilreligiösen Tapferkeitsorden der 16 Lutherstädte ausgezeichnet worden -, des weiteren eine Bloggerin, die gegen Hartz IV "von innen" (?) mobil macht, ein in Washington, D.C. lebender chinesischer Bürgerrechtler, eine grüne Stadträtin aus Freital in Sachsen sowie am Ende eine Aktivistin aus Südafrika , die im Lande des klassisch polygamen - nicht etwa modern "polyamoren" - Jacob Zuma "Gleiche Rechte für Lesben!" fordert: "Dawn Cavanagh kann echt nicht anders. Die ist so. Mitreißend, charmant, pointiert, voller Energie - ein Kämpferin." Usw. usw.
III.
Auf der Leserbriefseite betreibt das "Evangelische Magazin" unter Bezug auf die August-Nummer Selbstbeweihräucherung: "Eine Ausgabe, die fasziniert", so der Titel. Es handelt sich um ein Zitat aus der enthusiastischen Zuschrift ("Ich kann mich nicht erinnern, je eine Ausgabe in den Händen gehabt zu haben, die mich mehr beeindruckt, ja fasziniert hat.") eines Leserbriefschreibers aus Bad Sachsa. Die Rubrik "Vorbilder", in der die amerikanische Kriegsfotografin Lee Miller vorgestellt wurde, fand er "unverzichtbar. Danke für diese tolle Ausgabe."
Der Blogger einnert sich an die - ohne Frage auf "fairem" Papier gedruckte - August-Ausgabe mit dem Porträt der US-Kriegsfotografin. Dass diese im Frühjahr 1945 angesichts der Schreckensszenen aus den befreiten Konzentrationslagern würgendes Entsetzen befiel, ist verständlich. Ebenso, dass sie für diejenigen Deutschen, die sich ihr gegenüber nun allesamt als Nazi-Gegner präsentierten, nur Verachtung empfand. Als nicht minder verächtlich erschien dem Blogger in dem Lebensbild der Fotografin indes jener Passus, aus dem hervorging, dass Lee Miller die Deutschen in collectivo bis zu ihrem Lebensende gehasst habe.
Dem erwähnten Leserbriefschreiber ist dieser Satz womöglich in gründeutscher Unschuld entgangen. Ob dies auch für die Redaktion von "chrismon" zutreffen könnte, ist hingegen kaum denkbar. Wie derlei Hasserklärung mit der christlichen Liebesbotschaft zu vereinbaren sei, war den Christenmenschen von "chrismon" offenbar keine Frage wert...
IV.
Immerhin erlöst das evangelische Selbstlob den Blogger aus Selbstzweifeln bezüglich des Spendenappells. Solange die Kirchenoberen aus ihrem Budget, d.h. mit seiner Kirchensteuer, den Druck von "chrismon", der Moralpostille für den geistigen Mittelstand, finanzieren, statt sich um die tatsächlich Mühseligen und Beladenen zu kümmern, sieht er sich nicht genötigt, sein Girokonto zu öffnen, weder für die realen Flüchtlinge noch für die verfolgungsfreien migrantischen "refugees", die zu Hunderttausenden quotenfrei in Germany ihr Glück suchen. Für die Merkel-Gaucksche "Willkommenskultur" steht der Blogger als Steuerzahler ohnehin schon in der Pflicht. Ihm ist zudem nicht bekannt, dass Merkel - vor ein paar Jahren erklärte sie "Multikultur" noch für "gescheitert" - oder Gauck - dieser erklärte anno 2010 Thilo Sarrazins Warnung vor der Masseneinwanderung (cf. H. A.: Sarrazin und die Zukunft der Deutschen: Die Abwicklung eines ›Falles‹ als Abkehr von der Wirklichkeit ) noch für "mutig" - mit nur einem Wort die Offerte der Saudis abgewiesen hätten, die Willkommenskultur für die mehrheitlich muslimischen Flüchtlinge/Migranten/Zuwanderer mit dem Bau von 200 Moscheen zu fördern.
V.
P.S. Inhaltliche Unterstützung für die Kritik der gründeutschen "Willkommenskultur" fand der Blogger am folgenden Tage im Leserbrief eines emeritierten Pastors aus Itzehoe (in: FAZ v. 08.09.2015). Dieser schreibt u.a.: "Die öffentlichen Reaktionen [auf das Bild eines ertrunkenen Kindes] zeigen jene Emotionalität, die jedes rationale Denken überschwemmt. [...] Was soll das Gerede von der ´Schuld Europas´? Schuld sind die, die diese graumsamen Kriege führen. Schuld ist Europa, weil es aus falsch verstandenem Pazifismus sich weigert, dort militärisch zu intervenieren und so die Mordbanden wüten lässt. Und gleich dazu: Im Fernsehen sehe ich die Spendenwerbungen, das Rote Kreuz, evangelische Diakonie, Arbeiterwohlfahrt oder die katholische Caritas. Von islamischen Hilfsorganisationen lese ich nichts. Wer aber verursacht diese Völkerwanderung? Christliche Kreuzfahrer sind es jedenfalls nicht. [...] Es sind ja die Aktivisten, die Bestausgebildetsten, die Vermögendsten, dier sich die Flucht leisten können, die Armen und Apathischen bleiben zurück. Wir bilden uns etwas auf unser Gutsein ein, fordern Willkommenskultur, doch die Herkunftsländer bluten aus... Darüber wird bei uns tiefgründig geschwiegen, da ist sich das Kartell der öffentlichen Meinungsmache einig."
Was die Zustände in Syrien betrifft, so verweise ich auf zwei im Anfangsstadium des mörderischen Chaos verfasste Artikel Zum Unfrieden in Nahost: unbequeme Faktenlage sowie Grundsatzfragen. Zum Bürgerkrieg in Syrien III. Womöglich sorgt jetzt - letzten Meldungen zufolge - der böse Kremlchef Putin mit Waffen und Soldaten für seinen Verbündeten Baschar al Assad für ein Ende der seit Jahren anhaltenden Massaker. Es wäre die Alternative zu der von dem zitierten Pastor geforderten Intervention "Europas" .
P.S. 30.Juni 2016:
Der obige Blog-Eintrag erweist sich als zeitloses Dokument:. Aus irgendeinem gegebenen Katastrophen-Anlaß (ad libitum Krieg, Bürgerkrieg, Ethno-Krieg , Asylsuchende aus den aufgrund grün-roter Bundesrat-Blockade und der anstehenden Sommerpause auf unabsehbare Zeit weiterhin als "unsicher" geltenden Maghreb-Staaten, aus Gambia, Ghana usw.) trudelte vor ca. zwei Wochen wieder ein diakonischer Mahn- und Bettelbrief ans schlechte Gewissen ein. Die Sozialindustrie der post-nationalen Bundesrepublik im post-christlichen Europa scheint moralisch, genauer: moralpolitisch und finanziell unersättlich.
P.P.S. Siehe auch: http://globkult.de/108-staendige/herbert-ammon/1058-fluechtlingsstroeme-einspruch-gegen-die-leichthaendige-behandlung-eines-schwierigen-themas
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