Samstag, 5. April 2014

Rattenfängerinnen, Friedensrichter, neue deutsche Prüderie

Die Morgenstunde - mit Zeitung, vielzu wenig Musik und zuviel "Kulturnachrichten"  inspiriert den Blogger zu ein paar Notizen zum Tage:

1) Auf "RBB Kultur"ist das Übliche zu erfahren: In Berlin-Adlershof soll ein weiteres Flüchtlingsheim eingerichtet werden. Dagegen regt sich einiger Unmut, von dem sich die NPD Zustimmung und Zulauf erhofft. Nach in Ton und Intention unterschiedlichen Stimmen äußert sich abschließend der Bezirksbürgermeister (SPD), den "Rattenfängerinnen und Rattenfängern" dürfe man keinesfalls das Feld überlassen. Die sprachempfindliche Seele ist beglückt: Endlich hat sich auch  für die Etikettierung der Leute am braun eingefärbten rechten Rand die gendergerechte  Bezeichnung (mit Erstnennung der R-innen) durchgesetzt. - Frage: Wann endlich gelangt  in der Politsprache (und in den Schulbüchern) der gendersensible,  historisch korrekte Begriff "Nazissinnen und Nazis" zur Geltung? Die entsprechende Bezeichnung für NS-enthusiasmierte, auf spezifische Weise emanzipierte Frauen war ehedem eine weithin gebräuchliche Kategorie.

2) Schäuble hat´s vor den ins Finanzministerium eingeladenen Fachabiturienten (Wirtschaft) natürlich nicht so gemeint. Nie käme es ihm in den Sinn, jemanden mit Hitler zu vergleichen.

3) Das deutsche Justizwesen öffnet sich nur widerstrebend der kulturell bereichernden multikulturellen Realität. Gegenüber dem Gericht, das einem kurdischen  Yesiden, der seine eigenwillige Frau - oder war´s die Schwester, war´s die Tochter? - umgebracht hatte, aus kulturspezifischen Gründen einen Strafrabatt zugebilligt hatte, regt sich in Juristenkreisen und in Leserbriefen noch einiger  Protest. Hingegen ist der heutigen FAZ zu entnehmen, dass deutsche Polizei und Justiz gegenüber zahlreichen, in multikulturellem Milieu verwurzelten Delikten zusehends hilflos sind. Innerhalb des unter arabischen, kurdischen, türkischen (im-)Migranten verbreiteten Clansystems regelt ein "Friedensrichter" die eigentlich der staatlichen Strafverfolgung zu überantwortenden Rechtsverstöße (z.B. solche mit tödlichen Konsequenzen) nach den Maßgaben der Scharia ohne Einmischung von außen...

4) Die meinungsbildenden "Qualitätsmedien" zeigen sich entrüstet über den  türkischstämmigen  Autor Akif Pirincci, der mit  seinem jüngsten Buch "Deutschland von Sinnen. Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer"" die Bestsellerliste anführt. Pirincci erklärt in drastischen Worten die "grün-versifften" Deutschen, die vor dem sozialen und politisch-kulturellen Druck der aus dem Orient  einströmenden islamischen (Im-)Migranten - und den entsprechenden pressure-groups - kapitulieren, für feige und bekloppt, eben "von Sinnen". Die Feuilletonisten, die gemeinhin an den von Aggression und Obszönität durchtränkten Wortfetzen  von Rapper-Poeten als der dem  musikalisch-literarischen Genre durchaus angemessenen Sprache nichts Anstößiges finden, zeigen sich empört. Was sich Pirincci sprachlich leiste, liege jenseits aller Grenzen des guten Geschmacks. Man gibt sich prüde. Danach erübrigt sich für die sprachlich sensibilisierten Kritiker die Kritik der Aussagen des Provokateurs.
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