Wer in diesem unserem Lande unbotmäßigerweise an das einst stolze Königsberg (seit n.b. 1946, nicht ´45, Kaliningrad; stand in der Ära Jelzin kurzzeitig für ein par Milliarden Deutschmark zum Verkauf) erinnert und sich an die aufklärerische Maxime von Immanuel Kant hält, wird a) im bundesrepublikanischen Medienbetrieb zum odd man out und bekommt es b) mit den erstsemestrigen Stoßtrupps der political correctness zu tun oder wird c) zum Zielobjekt der "Antifa". Unter den obwaltenden realdemokratischen Bedingungen fällt die geistige Selbstbehauptung somit zuweilen schwerer als zu Zeiten des philosophierenden Zynikers auf dem Königsthron ("Gazetten sollen nicht genieret werden").
Gewisse Chancen zum Widerspruch gegen die diskursfrei und willig praktizierte Unmündigkeit bietet derzeit noch das Internet - dies die bevorzugte Methode des Bloggers - oder die noch vorhandene liberale Offenheit eines ausländischen Presseorgans. Die Zustände erinnern zuweilen an die Zeit des Vormärz, als liberale, erst recht demokratische Geister Zuflucht in der Schweiz suchten und fanden.
Dem an der Humboldt-Universität lehrenden Osteuropa-Historiker Jörg Baberowski - er hat als in akademischer Freiheit Lehrender bereits einschlägige Erfahrungen gemacht - hat die "Basler Zeitung" ihre Druckseiten geöffnet. In seinem jüngsten Beitrag analysiert er die Macht- und Meinungsmechanismen in diesem unserem Lande. Einer der Kernsätze: "Die meisten Politiker interessieren sich nicht für ihr Land, nicht
einmal mehr für die Partei, sondern nur noch für sich selbst. Es ist
inzwischen einerlei, welcher Partei sie angehören, weil sie ebenso gut
jeder anderen angehören könnten. Sie leben von der Politik, sind durch
das Band ihrer Interessen nur noch mit ihresgleichen, aber nicht mehr
mit den Bürgern verbunden, die sie vertreten sollen. Von den Leitmedien
haben sie nichts zu befürchten, weil auch dort die Gesänge der Macht
angestimmt werden."
Ich empfehle per Link meinem Publikum Baberowskis jüngsten Beitrag in dem Schweizer Blatt: http://bazonline.ch/ausland/europa/wider-die-gelenkte-demokratie/story/16055442
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