Anstelle eines Kommentars zu Aspekten der chaotischen Weltlage darf ich die Interessenten meines Blogs per link auf einen lesenswerten Artikel verweisen. Ich stieß darauf gänzlich unerwartet auf der heutigen Seite von Yahoo!, meinem bis auf weiteres unentbehrlichen e-mail-Zugang. Yahoo! traktiert und/oder nervt seine Netz-Konsumenten gewöhnlich mit einer Melange aus Skandal- und Sex-news sowie aus Politik, Moral und Banalitäten. Als löbliche Ausnahme innerhalb ihrer Mischung präsentierten die berufsjugendlich auftretenden Macher des mutmaßlich "ausgesourcten" deutschen Yahoo!-Portals einen Artikel aus der heutigen Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung: Egon Bahr schockt die Schüler: "Es kann Krieg geben
Der Artikel - womöglich gedacht als eine Art verspäteter Nachruf - ist das Reprint eines Berichts über den Besuch des im August d.J. verstorbenen Egon Bahr in einer Heidelberger Schule im Oktober 2013. Egon Bahr (s. auch meinen Nachruf in "Globkult" Der Realist und Patriot Egon Bahr (1922-2015) ) öffnete den bewundernd erstaunten gymnasialen Jungbürgern die Augen für die historisch-politischen Realitäten: "In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder
Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich
das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt."
Laut Bericht zeigten sich die Heidelberger Jungbürger von Bahrs Geschichtslektion beeindruckt. Immerhin könnte das obige Zitat auch eine gewisse Anzahl von Yahoo!-Lesern zu eigenständigem Nachdenken über das Wesen der Politik anregen.
Montag, 30. November 2015
Montag, 16. November 2015
Schwarze Aidsschleife bei Google
Entsetzen, Verzweiflung, Tränen sind die verständlichen Reaktionen der Angehörigen der Toten, der Opfer wie der Überlebenden einer für den aufgeklärten Westen anscheinend unerklärlichen Gewalt und selbstmörderischen Mordbereitschaft. Auch die Trauer- und Beileidsbekundungen unserer Mächtigen und Medien sollen hier nicht a limine als belanglos abgetan werden. Doch dass den Inszenierungen kollektiver Trauer ein artifizieller Beigeschmack anhaftet, ist leider unübersehbar. Dazu ein zeittypisches Detail: Beim Aufrufen von Google fiel dem Blogger eine schwarze Schleife ins Auge. Es dauerte eine Weile, bis die Symbolik - bis dato vor allem im adventlichen Dezember als Solidaritätsschleife in rot für Aidserkrankte geläufig - sinnfälllig wurde: Ach so, auch Google trauert mit. Richtig: Im Zeichen universaler, begriffloser Sentimentalität - auf dem Pariser Platz in Berlin richtetete sich die TV-Kamera auf ein Schild mit der Aufschrift "We are all humans" (=PC English) - ist die Peinlichkeit ihrer digitalen Geste den vermeintlich mittrauernden Google-Leuten gar nicht mehr bewußt.
Die Schleife (engl. ribbon) als Symbol - für beliebige Zwecke - stammt aus den USA. Dem Blogger fiel sie zum ersten Mal im Sommer 1991 auf, als die von General Schwartzkopf kommandierten amerikanischen Soldaten siegreich aus dem - je nach Zählweise - zweiten Golf-Krieg oder ersten Irak-Krieg zurückkehrten. Welcome home!
Daß das Ursachengeflecht für den Terror von Al Qaida, der Nusri-Front, zuletzt des DaEsh (IS), in historisch-kulturelle Tiefen verweist, die in all dem Entsetzen und den Rationalisierungen, in den endlosen Kommentaren und Solidaritätsbekundungen für die Opfer des Terrors kaum irgendwo berührt werden, ist kein Zufall.
Die Schleife (engl. ribbon) als Symbol - für beliebige Zwecke - stammt aus den USA. Dem Blogger fiel sie zum ersten Mal im Sommer 1991 auf, als die von General Schwartzkopf kommandierten amerikanischen Soldaten siegreich aus dem - je nach Zählweise - zweiten Golf-Krieg oder ersten Irak-Krieg zurückkehrten. Welcome home!
Daß das Ursachengeflecht für den Terror von Al Qaida, der Nusri-Front, zuletzt des DaEsh (IS), in historisch-kulturelle Tiefen verweist, die in all dem Entsetzen und den Rationalisierungen, in den endlosen Kommentaren und Solidaritätsbekundungen für die Opfer des Terrors kaum irgendwo berührt werden, ist kein Zufall.
Donnerstag, 5. November 2015
Eine protestantische Stimme der Vernunft: Richard Schröder
I.
Die Frage, was und wer hinter Merkels Einladung an alle Welt steckt, sich ins gelobte Land aufzumachen, hat zwei Aspekte, die in der Person Merkels, der vermeintlich "mächtigsten Frau der Welt", konvergieren. Es ginge zum einen darum, die ökonomisch-politischen Interessen hinter der "Willkommenskultur" der "Einwanderungsgesellschaft" und deren ideologischer Überhöhung darzustellen. Was steckt hinter der Kollusion der bundesrepublikanischen Funktions-, Macht- und Moraleliten mit der Absicht, in den nächsten "zehn Jahren, dass, wenn wir zurückschauen und sagen können, das haben wir gut gemacht" (dixit Merkel s.a. Historisch-politische Sprachkritik der Merkelei ) eine grundlegend veränderte "neue Gesellschaft" zu schaffen? Sattsam bekannt ist der Begründungskatalog, wie er aus aller Munde (Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften, Medien, Kirchen) zu vernehmen ist: demographische Krise, Mangel an (sc. leider noch unausgebildeten) Fachkräften, Rentensicherung für die sklerotisch-germanisch ergraute Gesellschaft, die Zwänge der Globalisierung, dazu die Verpflichtung zu (sc. globaler!) Solidarität bzw. - (post-)christlich eingefärbt - Nächstenliebe, schließlich noch der Kitsch der "bunten" Bereicherung.
Bezogen auf Merkel mündet der Phrasenkatalog in die Frage nach deren Psychogramm: Glaubt die Kanzlerin im Innern ihres Herzens, was sie "uns" da alles erzählt, den "Menschen draußen im Lande" sowie den von ihr eingeladenen Flüchtingen, mit denen sie sich freundlich lächelnd so gerne abbilden lässt? Vor ein paar Jahren erklärte sie noch mit Emphase: "Multikulti ist gescheitert." Jetzt begrüßt sie die Masseneinanderung mit der grünen Standardformel von der kulturellen "Bereicherung" der Bundesrepublik. Noch vor einigen Wochen beschied sie einem palästinensischen Mädchen, nicht alle, die kämen, könnten aufgenommen werden. (Der Tränenausbruch des Mädchens hatte Erfolg: zurückgeschickt wird hierzulande kaum einer, mutmaßlich auch nicht nach den jüngst im Bundestag beschlossenen Regelungen.) Derlei Erinnerung weckt Zweifel an der lauteren Moral unserer Kanzlerin. Die Pastorentochter (und FdJ-Sekretärin) aus der DDR, die sich laut ihrer jüngsten Äußerung gegenüber Migranten nach 1989/90 im Westen ebenfalls nicht gleich willkommen geheißen fühlte, wirkt demnach nicht wie die überzeugendste Repräsentantin protestantisch lauterer Gesinnungsethik.
II.
Dass die Kirchen sich zum Fürsprecher aller Flüchtlinge machen, scheint - auf den ersten Blick und auch nur für einfache Gemüter - plausibel. Dass der katholische Bischof Franz Overbeck seine Worte über die von Merkels CDU/CSU zuletzt ins Auge gefassten "Transitzonen" als Neuauflage von Konzentrationslagern inzwischen leicht modifiziert, indes nicht zurückgenommen hat, sei vollständigkeitshalber erwähnt. Dass "wir" uns zu ändern hätte, daran hält der Essener Bischof fest.
Nächstenliebe kennt keine Grenzen - so lautet, auch im Hinblick auf die bevorstehende Winter- und Weihnachtszeit, das massenmediale Wort zum Tage. Gegenüber derart banalisierter Auslegung der Bergpredigt, wie sie etwa in jeder Ausgabe von "chrismon" verbreitet wird, erhebt Richard Schröder, bis 1989 als Theologe am Ost-Berliner Sprachenkonvikt, nach der "Wende" SPD-Fraktionschef in der Volkskammer, sodann Philosoph an der Theologischen Fakultät der Humboldt Universität Berlin, in der als "konservativ" bekannten evangelischen Zeitschrift "ideaSpektrum" (45/2015) Einspruch: "Es kann nicht jeder zu uns kommen" lautet der Titel.
Ich zitiere aus dem lesenswerten Artikel, der mir soeben über einen befreundeten ranghöheren Kirchenmann zuging: "Menschen in Not zu helfen, ist immer gut, außer der Hilfswillige übernimmt sich." Dazu die Zwischenüberschriften: "Einwandern ist kein Menschenrecht"; "Flüchtlinge können nicht dauerhaft bleiben"; "Europas Außengrenzen kontrollieren". Conclusio: "Nächstenliebe darf nicht zum Gefühl verkommen. Sie muss sich mit Vernunft und Weitsicht paaren." Noch gibt es ein paar Stimmen der Vernunft.
Die Frage, was und wer hinter Merkels Einladung an alle Welt steckt, sich ins gelobte Land aufzumachen, hat zwei Aspekte, die in der Person Merkels, der vermeintlich "mächtigsten Frau der Welt", konvergieren. Es ginge zum einen darum, die ökonomisch-politischen Interessen hinter der "Willkommenskultur" der "Einwanderungsgesellschaft" und deren ideologischer Überhöhung darzustellen. Was steckt hinter der Kollusion der bundesrepublikanischen Funktions-, Macht- und Moraleliten mit der Absicht, in den nächsten "zehn Jahren, dass, wenn wir zurückschauen und sagen können, das haben wir gut gemacht" (dixit Merkel s.a. Historisch-politische Sprachkritik der Merkelei ) eine grundlegend veränderte "neue Gesellschaft" zu schaffen? Sattsam bekannt ist der Begründungskatalog, wie er aus aller Munde (Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften, Medien, Kirchen) zu vernehmen ist: demographische Krise, Mangel an (sc. leider noch unausgebildeten) Fachkräften, Rentensicherung für die sklerotisch-germanisch ergraute Gesellschaft, die Zwänge der Globalisierung, dazu die Verpflichtung zu (sc. globaler!) Solidarität bzw. - (post-)christlich eingefärbt - Nächstenliebe, schließlich noch der Kitsch der "bunten" Bereicherung.
Bezogen auf Merkel mündet der Phrasenkatalog in die Frage nach deren Psychogramm: Glaubt die Kanzlerin im Innern ihres Herzens, was sie "uns" da alles erzählt, den "Menschen draußen im Lande" sowie den von ihr eingeladenen Flüchtingen, mit denen sie sich freundlich lächelnd so gerne abbilden lässt? Vor ein paar Jahren erklärte sie noch mit Emphase: "Multikulti ist gescheitert." Jetzt begrüßt sie die Masseneinanderung mit der grünen Standardformel von der kulturellen "Bereicherung" der Bundesrepublik. Noch vor einigen Wochen beschied sie einem palästinensischen Mädchen, nicht alle, die kämen, könnten aufgenommen werden. (Der Tränenausbruch des Mädchens hatte Erfolg: zurückgeschickt wird hierzulande kaum einer, mutmaßlich auch nicht nach den jüngst im Bundestag beschlossenen Regelungen.) Derlei Erinnerung weckt Zweifel an der lauteren Moral unserer Kanzlerin. Die Pastorentochter (und FdJ-Sekretärin) aus der DDR, die sich laut ihrer jüngsten Äußerung gegenüber Migranten nach 1989/90 im Westen ebenfalls nicht gleich willkommen geheißen fühlte, wirkt demnach nicht wie die überzeugendste Repräsentantin protestantisch lauterer Gesinnungsethik.
II.
Dass die Kirchen sich zum Fürsprecher aller Flüchtlinge machen, scheint - auf den ersten Blick und auch nur für einfache Gemüter - plausibel. Dass der katholische Bischof Franz Overbeck seine Worte über die von Merkels CDU/CSU zuletzt ins Auge gefassten "Transitzonen" als Neuauflage von Konzentrationslagern inzwischen leicht modifiziert, indes nicht zurückgenommen hat, sei vollständigkeitshalber erwähnt. Dass "wir" uns zu ändern hätte, daran hält der Essener Bischof fest.
Nächstenliebe kennt keine Grenzen - so lautet, auch im Hinblick auf die bevorstehende Winter- und Weihnachtszeit, das massenmediale Wort zum Tage. Gegenüber derart banalisierter Auslegung der Bergpredigt, wie sie etwa in jeder Ausgabe von "chrismon" verbreitet wird, erhebt Richard Schröder, bis 1989 als Theologe am Ost-Berliner Sprachenkonvikt, nach der "Wende" SPD-Fraktionschef in der Volkskammer, sodann Philosoph an der Theologischen Fakultät der Humboldt Universität Berlin, in der als "konservativ" bekannten evangelischen Zeitschrift "ideaSpektrum" (45/2015) Einspruch: "Es kann nicht jeder zu uns kommen" lautet der Titel.
Ich zitiere aus dem lesenswerten Artikel, der mir soeben über einen befreundeten ranghöheren Kirchenmann zuging: "Menschen in Not zu helfen, ist immer gut, außer der Hilfswillige übernimmt sich." Dazu die Zwischenüberschriften: "Einwandern ist kein Menschenrecht"; "Flüchtlinge können nicht dauerhaft bleiben"; "Europas Außengrenzen kontrollieren". Conclusio: "Nächstenliebe darf nicht zum Gefühl verkommen. Sie muss sich mit Vernunft und Weitsicht paaren." Noch gibt es ein paar Stimmen der Vernunft.
Sonntag, 1. November 2015
Aufsatz zu Bonhoeffer
Ich darf auf einen Aufsatz zum Umgang mit der Biographie Dietrich Bonhoeffers verweisen, den ich auf academia.edu Zum biographischen Umgang mit dem Bild Dietrich Bonhoeffers veröffentlicht habe. Der Text ist in Verbindung mit meinen beiden in Globkult erschienenen Aufsätzen zu lesen: Dietrich Bonhoeffer- christlicher Abendländer und deutscher Patriot sowie Die politische Theologie Dietrich Bonhoeffers.
Dass manche Zeitgenossen mit den als "deutschnational" klassifizierten Prägungen und Sentiments des Märtyrer-Theologen wenig anzufangen wissen, akzentuiert die tiefe Kluft, die zwischen der "multikulturellen" Gegenwart und der Welt des vergeblichen Widerstands liegt.
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