Montag, 16. November 2015

Schwarze Aidsschleife bei Google

Entsetzen, Verzweiflung, Tränen  sind die verständlichen Reaktionen der Angehörigen der Toten, der Opfer wie der Überlebenden  einer für den aufgeklärten Westen anscheinend  unerklärlichen Gewalt und selbstmörderischen  Mordbereitschaft. Auch die Trauer- und Beileidsbekundungen unserer Mächtigen und Medien sollen hier nicht a limine als belanglos abgetan werden. Doch dass den Inszenierungen kollektiver Trauer ein artifizieller Beigeschmack anhaftet, ist leider unübersehbar. Dazu ein zeittypisches Detail:  Beim Aufrufen von Google fiel  dem Blogger eine schwarze Schleife ins Auge. Es dauerte eine Weile, bis die Symbolik - bis dato vor allem  im adventlichen Dezember  als Solidaritätsschleife in rot für Aidserkrankte geläufig   - sinnfälllig  wurde: Ach so, auch Google trauert mit. Richtig: Im Zeichen universaler, begriffloser Sentimentalität - auf dem Pariser Platz in Berlin richtetete sich die TV-Kamera auf ein Schild mit der Aufschrift "We are all humans" (=PC English) -  ist die Peinlichkeit ihrer digitalen Geste den vermeintlich mittrauernden Google-Leuten gar nicht mehr bewußt.

Die Schleife (engl. ribbon) als Symbol - für beliebige Zwecke -  stammt aus den USA. Dem Blogger fiel sie zum ersten Mal im Sommer 1991 auf, als die von General Schwartzkopf kommandierten amerikanischen Soldaten siegreich aus dem - je nach Zählweise -  zweiten Golf-Krieg oder ersten Irak-Krieg zurückkehrten. Welcome home!

Daß das Ursachengeflecht für den Terror von Al Qaida, der Nusri-Front, zuletzt des DaEsh (IS), in historisch-kulturelle Tiefen verweist, die in all dem Entsetzen und den Rationalisierungen, in den endlosen Kommentaren und Solidaritätsbekundungen für die Opfer des Terrors kaum irgendwo berührt werden, ist kein Zufall.

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