Entsetzen, Verzweiflung, Tränen sind die verständlichen Reaktionen der Angehörigen der Toten, der Opfer wie der Überlebenden einer für den aufgeklärten Westen anscheinend unerklärlichen Gewalt und selbstmörderischen Mordbereitschaft. Auch die Trauer- und Beileidsbekundungen unserer Mächtigen und Medien sollen hier nicht a limine als belanglos abgetan werden. Doch dass den Inszenierungen kollektiver Trauer ein artifizieller Beigeschmack anhaftet, ist leider unübersehbar. Dazu ein zeittypisches Detail: Beim Aufrufen von Google fiel dem Blogger eine schwarze Schleife ins Auge. Es dauerte eine Weile, bis die Symbolik - bis dato vor allem im adventlichen Dezember als Solidaritätsschleife in rot für Aidserkrankte geläufig - sinnfälllig wurde: Ach so, auch Google trauert mit. Richtig: Im Zeichen universaler, begriffloser Sentimentalität - auf dem Pariser Platz in Berlin richtetete sich die TV-Kamera auf ein Schild mit der Aufschrift "We are all humans" (=PC English) - ist die Peinlichkeit ihrer digitalen Geste den vermeintlich mittrauernden Google-Leuten gar nicht mehr bewußt.
Die Schleife (engl. ribbon) als Symbol - für beliebige Zwecke - stammt aus den USA. Dem Blogger fiel sie zum ersten Mal im Sommer 1991 auf, als die von General Schwartzkopf kommandierten amerikanischen Soldaten siegreich aus dem - je nach Zählweise - zweiten Golf-Krieg oder ersten Irak-Krieg zurückkehrten. Welcome home!
Daß das Ursachengeflecht für den Terror von Al Qaida, der Nusri-Front, zuletzt des DaEsh (IS), in historisch-kulturelle Tiefen verweist, die in all dem Entsetzen und den Rationalisierungen, in den endlosen Kommentaren und Solidaritätsbekundungen für die Opfer des Terrors kaum irgendwo berührt werden, ist kein Zufall.
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