Dienstag, 2. September 2014

Volkes Widerspruch zur Predigt

Ich schicke meinem letzten Kommentar zu den Weltläuften, genauer: zur politischen Zwecknutzung des Weltkriegsgedenkens,  einen Leserkommentar hinterher, den ich soeben beim "Browsen" auf Welt-online  fand: http://www.welt.de/politik/deutschland/article131811689/Gauck-droht-in-Polen-dem-Aggressor-Putin.html




"Für mich, für uns, für alle Nachgeborenen in Deutschland, erwächst aus der Schuld von gestern eine besondere Verantwortung für heute und morgen."
NEIN, Herr Gauck!
Ich habe keine Schuld, meine Eltern nicht und meine Kinder auch nicht. Es erwächst auch keine besondere Verantwortung für mich und meine Kinder.

Der Leser Gerd H. zieht es angesichts der denkbaren Reaktionen auf seinen politisch unerwünschten Widerspruch zur letzten  Gauck-Rede vor, sich als Anonymus vorzustellen. Dessen ungeachtet spricht er vielen Deutschen aus dem Herzen, die frei von familiären Nazi-Belastungen, den Mut aufbringen, die permanente Invokation und Instrumentalisierung eines kollektiven Schuldbegriffes für sich und ihre Kinder zurückzuweisen. Besäße Gauck  oder sein Redenschreiber (hier auch: - e Redenschreiberin) den Mut, die Fähigkeit und die Größe, das Schuldthema historisch,  historisch-ethisch, individualethisch - meinethalben seiner  einstigen Profession gemäß in Abgrenzung vom protestantischen Ersatz-Credo auch theologisch -  zu explizieren und zu differenzieren,  und sodann - unbeschadet von dem zur rhetorischen Standardfloskel verkommenen "Schuld"-Begriff -  von politischer Verantwortung zu sprechen, fände er kaum Widerspruch. Anstelle politischer Predigten leistete er einen historisch  verdienstvollen Beitrag zur Auseinandersetzung der Deutschen mit ihrer komplexen, vom Nazi-Unheil überschatteten Geschichte und zum verantwortungsvollen Umgang mit der komplexen politischen Gegenwart. 

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