Ulrich Schödlbauer und seiner wenige Wochen vor ihm verstorbenenen Ehefrau Renate Solbach habe ich als Autor und als Freund viel zu verdanken. Ich werde später versuchen, diesen Dank in einem angemessenen Nachruf auf meinem von Ulrich eingerichteten Blog zum Ausdruck zu bringen.
Aus mancherlei Gründen bin ich in diesen Adventstagen noch nicht selbst zur Abfassung eines solchen post mortem gekommen. Stattdessen zitiere ich für die Leser (sc-. -innen meines Blogs) Auszüge aus dem so tiefgründigen wie einfühlsamen Essay, den Jobst Landgrebe, von Ulrich noch vor seinem leidvollen Ableben in die redaktionelle Arbeit eingewiesen, soeben auf der "Achse des Guten" (https://www.achgut.com/artikel/wer_war_ulrich_schoedlbauer_zum_tod_eines_literaten_und_denkers) veröffentlicht hat:
"Als Citoyen (ein Bourgeois war er nicht) der alten Bundesrepublik war Schödlbauer ein klassischer Sozialdemokrat, der sich sein Leben lang die Partizipation aller Bürger an der politischen Willensbildung, aber auch am Wirtschaftswachstum und der Kultur wünschte und sich dafür einsetzte... Schödlbauer [blieb] als Herausgeber, als Autor und als Literat seinen Vorstellungen und Werten immer treu, während sich im Laufe seines Lebens ein Werteverfall vollzog, der in dieser Geschwindigkeit historisch wohl selten so vorgekommen ist. Das schuf einen Graben zu den Zeitgenossen und führte auch zur Entfremdung von einigen seiner langjährigen Lebenswegbegleiter, die sich dem Zeitgeist anpassten.
[...] [...]
In einer Landschaft der kulturellen Entdifferenzierung konnte einer wie Schödlbauer daher nicht den großen Erfolg genießen. Er gehörte überhaupt zu der eher seltenen Art Mensch, die in keine Vereinigung hineinpassen – wie Groucho Marx einst sagte „In einem Club, der mich aufnehmen würde, möchte ich kein Mitglied sein.” Ulrich Schödlbauer war ein äußerst liebenswerter und großherziger Mensch, ein Philanthrop, dem das Leben in mancher Hinsicht härter zugesetzt hat als vielen andern, die weniger klug, urteilsstark, sensibel und gewissenhaft sind. Er war ein Original und ein wirklich großartiger Denker, Literat und einer der besten Gesprächspartner, die ich je hatte. Wir, seine Freunde, vermissen ihn auf’s äußerste. Möge er in Zukunft viele Leser finden."
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