Samstag, 20. Dezember 2025

Ein Teppich des Lebens, dunkelfarbig. Poem für einen jugendbewegten Freund

Ein Teppich des Lebens, dunkelfarbig 

Das Muster kenn ich seit Knabenzeit. Erfunden

von einem, des Namen beim Shoppen keiner erkennt

samt dem Greifen an dem Gebäude einst stolzer Bürger.

Von dort zogen singend hinaus sie im Frühtau.

In der Dämmrung jetzt führt mein Weg dahin zurück.


Zu wahrem und schöneren Leben

als jener Satten im kleingroßen Reich -

spät in den Sattel gesetzt zu eitlem Wettstreit

mit den andern längst mächtigen Reichen -

brachen sie auf, frisch, frei und liedreich...


O Mensch! Gib acht! Sprach vom Berge der Gott.

Und sie lauschten - im Bannkreis der Flamme - dem Meister,

der besang die Anmut der Städte an Mosel und Rhein

und Maximins Schönheit in München; und kündete

das Neue Reich, Geheimnis der Edlen aus Hellas.


Längst lagen Schatten über Hesperien.

Da zogen sie, suchten sie jenseits des Tales,

unweit der Zelte, im Reiche

tief drinnen auf mondlichter Flur

die nachtblühend blaue Blume.


Ein junges Geschlecht, freien Muts und reinen Gemüts,

sie schworen sich ewige Jugend. Es brauste der Ruf

von Langemarck. Schrill schrien im Frühling

die Zugvögel über der Insel. Feldgrau verwelkte

des Vaterlands Blüte in Flandern. In Flanders fields


the poppies blow // Take up our quarrel with the foe

schrieb ein andrer und starb für Britanniens Ruhm.

Für sich - und die Jungen des Reichs in der Mitte -

schrieb sein Erlebnis der Leutnant pour le mérite.

Bald ging´s hinaus zu gewinnen endlich das Reich.


In neuen Bünden erblühte die Jugend.

Jung wolln wir sein und frei. Befreiung von Knechtschaft

verhieß Licht aus Osten den einen,

einen friedlichen Ritt gen Westen wagten die andern.

Doch alle, ja alle, warn bereit für den Aufbruch ins Reich.


Bewegt von Träumen der Jugend. Sing, sing...Wer will singen

von dem was geschah? Begraben in Asche lag der fromme Wahn.

Von baltischer Küste flohen die Mütter mit Kindern und Greisen,

in die Reste des Reiches. Nahmen Abschied von Jablonec nad Nisou.

Gegen Kopfläuse kämpften die Frauen in Hütten named Nissen.


Auferstanden aus Ruinen lebte vergessend ein satteres Volk.

Und einmal wieder, Kameraden, standen wir auf. Es lockten

Meere und Wogen. Junge Jäger durchstreiften des Pelions Wälder,

Bis plötzlich hervorbrach ihr Zorn aus verletztem Gemüte,

aus Scham verlorener Unschuld. 

 

Alte Lieder noch singen die Alten. Klagen erklingen

von wilden Schwänen und Schwedens Schären.

Du kennst noch Gesänge von Väterchen Franz?

Queer und gehorsam rappen die Jungen und schwören

auf ewige Werte, nicht ewige Jugend.


                                 Für den Freund Eckard Holler, 

                                               zum 84. Geburtstag am 19.12.2025 in Berlin-Mitte

                                                                            Herbert Ammon


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