Der auch als Globkult-Autor hervorgetretene Eckard Holler hat eine Biographie von tusk, dem ehedem in jugendbewegten Kreisen berühmten Eberhard Koebel, verfasst. Das Buch ist aus vielerlei Gründen empfehlenswert. In der Biographie Koebels tritt die deutsche Jugendbewegung in all ihren Phasen exemplarisch hervor. Sie erinnert an die Entstehung der "Wandervögel" um 1900, an das von jugendbewegt romantischer Unschuld getragene Bekenntnis zu freiem, selbstbestimmtem Leben auf dem Hohen Meißner 1913 und an den Umschwung von antiwilhelminischem Friedensbekenntnis zu Kriegsbegeisterung im Ersten Weltkrieg.
Eberhard Koebels jugendbewegtes Lebens setzt in der nationalistisch erregten Nachkriegszeit ein. Es ist die Zeit der vielfältigen Jugendbünde, die von einem neuen "Reich" träumen. In der Endphase Weimars treffen wir auf die nationalrevolutionären Strömungen, in denen tusk - vor und nach seiner Konversion zur KPD und seiner strategisch-taktischen (?) Kehrtwendung 1933 - eine herausragende Rolle spielte.
In der Nachkriegszeit, als sich die Jugendbewegung nach den Verheerungen durch Nazismus, HJ und Kriegskatastrophe in den diversen Pfadfinderbünden, in sozialistischen Jugendgruppen sowie in der "linken" Deutschen Jungenschaft regenerierte, waren die Namen tusk und seiner dj.1.11 noch vielen Jungen ein Begriff. Indes hatte tusks Ruhm - als gequälter Widerständler und Emigrant - dank seines wenig heldenhaften Auftretens in der DDR unter westdeutschen "Bündischen" einigen Schaden genommen. Heute ist sein Name vergessen.
Eberhard Koebel starb mit nur 48 Jahren am 31. August 1955.
Nachfolgend der Link zu meinem Rezensionsessay: https://globkult.de/geschichte/rezensionen/1932-eckard-holler-auf-der-suche-nach-der-blauen-blume-die-gro%C3%9Fen-umwege-des-legendaeren-jugendfuehrers-eberhard-koebel
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