Mittwoch, 23. Oktober 2019
Vorsichtsmaßnahme zum Thema "Mauerfall"
I.
30 Jahre nach dem Mauerfall, als (fast) alle glaubten, nun habe der Himmel uns Deutschen und Europäern, nicht zuletzt auch den Russen im "gemeinsamen Haus Europa" (Michail Gorbatschow), endlich Freiheit und Frieden geschenkt, wird die Luft zum Atmen "in diesem Lande" dünner. Wer sich nicht innerhalb des Meinungskorridors bewegt, wer sich dem Konformismus verweigert, wer sich nicht von aggressiv dummen, totalitären Studenten tyrannisieren lässt, wird ins soziale Abseits gedrängt, muss mit "Sanktionen", id est mit dem Ausschluss aus der von Minderheiten dominierten guten Gesellschaft der Wohlmeinenden, rechnen.
Verhaltene Kritik an dieser Realität äußerte unlängst der jeglicher "rechter" Sentiments unverdächtige Jurist und Schriftsteller Bernhard Schlink. Auch Steinmeiers Vorgänger als Bundespräsident Joachim Gauck beklagt die fehlende Toleranz im Umgang mit unliebsamen politischen Positionen. In aller Deutlichkeit umriss zuletzt der einstige DDR-Bürgerrechtler Gunter Weißgerber (SPD-MdB 1990-2009; Globkult-Autor) den geistigen - und politischen - Zustand dieses Landes (siehe https://www.globkult.de/geschichte/zeitgeschichte/1806-30-jahre-friedliche-revolution):
"Wer meint denn hier im Raum, er oder sie könne jederzeit alles sagen, was es zu sagen gilt? Ohne die Befürchtung an den Rand gedrängt oder gar deutschlandweit am Pranger zu landen? Mir fallen da nur existenziell unabhängige Bürger ein.
Wer in Abhängigkeit beschäftigt ist, der oder die überlegt sich das inzwischen gründlich. Es entstand vor allem seit 2015 eine öffentliche Atmosphäre, wie sie mir zwischen 1989 und 2015 unvorstellbar war. Wir leben nicht DDR 2.0, niemand wird für seine Meinung eingesperrt.
Und doch entstand ein Klima der ängstlichen Vorsicht. Daran ist kein Propagandaministerium beteiligt. Es ist ein Gemisch von medialer Selbstzensur und zivilgesellschaftlichen Blockwarten. Gelebte Meinungsfreiheit geht anders. Bei Voltaire ist das nachlesbar."
II.
Wir leben im Jahre 2019. In den anstehenden Gedenkfeiern zum Mauerfall werden kritisch-selbstkritische Worte über derlei Aspekte deutscher Wirklichkeit anno 2019 nicht zu vernehmen sein. Die - teils berechtigte, teils selbstgerechte - Empörung über Höcke und die AfD nach deren voraussehbarem "Erfolg" in Thüringen wird alles übertönen.
Darüber rückt selbst die Erinnerung an die geschichtliche Realität "unseres Landes" vor und nach dem Mauerfall nicht nur zeitlich, sondern auch "geschichtspolitisch" in immer unklarere Distanz.
Vor diesem Hintergrund darf ich in Ergänzung zu meinem Kommentar zu den weithin peinlichen Feiern zum "Einheitstag" am 3. Oktober auf zwei Buchrezensionen verweisen, die auf "Globkult" erschienen sind:
https://globkult.de/politik/besprechungen/1791-frank-blohm-geh-doch-rueber-revisited-ein-ost-west-lesebuch
https://globkult.de/politik/besprechungen/1809-matthias-bath-hg-mauerfall-25-und-eine-erinnerung
Ich gestatte mir, die - wenngleich als Werbung für das Buch von Frank Blohm gedachte - Reaktion des Lukas Verlags auf meine Besprechung zu zitieren:"Eine erste und sogleich ausgesprochen gründliche Würdigung des Buches »Geh doch rüber! Revisited« durch Herbert Ammon, also aus berufenem Munde bzw. berufener Feder!" Eigenlob? Nein, Vorsichtsmaßnahme!
Montag, 7. Oktober 2019
Katharina Schulze erklärt die ökologische Notwendigkeit des Vielfliegens
Die Frommen bereiten sich auf Armageddon vor. Die Parkregion zwischen Kanzleramt, Haus der Kulturen und Schloss Bellevue ist zum Aufmarschgebiet der Kämpferinnen und K-Nullsuffix von Extinction Rebellion geworden. Wenn sie aus ihren Schlafsäcken und Zelten hervorkriechen, frieren sie wie die Obdachlosen unter der Brücke am Bahnhof Zoo, nur anders: für die Weltrettung, nicht fürs elende Dasein. Des weiteren erwartet die Gemeinschaft der Gläubigen nach der für eine ganze Woche projektierten Entscheidungsschlacht um den Reichstag allabendlich die warme Kneipe, deren Bierpreise die Präsenz von Pennern ausschließen.
Geht es nach den demokratisch etablierten Grünen, kann dank steigender Parteifinanzierung und Ökosteuern auf Heizöl, Benzin, Diesel etc. sowie durch subventionierte Windräder die Apokalypse verhindert, zumindest hinreichend lang lebenskomfortabel aufgeschoben werden.
Das Problem der Grünen - im Hinblick auf leicht sinkende Umfragewerte und die Okkupation ihrer Umweltthemen durch schwarze Politiker wie Markus Söder - liegt in der Bewahrung ihres Anspruchs auf die bessere, absolute Moral.
In einem Interview mit Ludwig Hartmann und Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der Grünen im bayerischen Landtag, stellten die Journalisten Timo Frasch und Alexander Haneke die grüne Moral auf den Prüfstand (FAZ v. 07.10.2019, S.4). Sie erinnerten Frau Schulze an ihren letztjährigen privaten Weihnachtstrip nach San Diego (Südkalifornien, stets sonnig, zum Baden nur bedingt geeigneter Pazifik) und die darauf einsetzende Kritik. Frage: "Sind sie nicht selbst in der Glaubwürdigkeitsfalle?"
Politisch kunstfertig ignorierte Katharina Schulze die ins Persönliche zielende Frage. Sie replizierte mit einer Erklärung der Notwendigkeit des Vielfliegens: "Der Vorwurf, dass die Grünen-Abgeordneten mehr fliegen, zielt daneben. Wir sind die kleinste Fraktion im Bundestag. Wenn es Delegationsreisen gibt und jede Fraktion vertreten sein soll, dann fliegt der Einzelne bei uns im Durchschnitt eben zwangsläufig mehr. Ich war übrigens gerade erst wieder in Amerika: bei der UN-Klimakonferenz und für eine Konferenz an der University of Pittsburgh. Ich bin überzeugt, dass wir in einer globalisierten Welt das Miteinander pflegen müssen, gerade auch die deutsch-amerikanische Freundschafft. Genauso wichtig ist mir, dass die Politik Rahmenbedingungen setzt, damit nachhaltigeres Leben, auch nachhaltigeres Reisen möglich ist."
Mit dieser Botschaft im Herzen könnten die Apokalyptiker vor dem Reichstag nachhaltig beruhigt nach Hause reisen, auch mit dem Billig-Flieger von Ryan Air.
Geht es nach den demokratisch etablierten Grünen, kann dank steigender Parteifinanzierung und Ökosteuern auf Heizöl, Benzin, Diesel etc. sowie durch subventionierte Windräder die Apokalypse verhindert, zumindest hinreichend lang lebenskomfortabel aufgeschoben werden.
Das Problem der Grünen - im Hinblick auf leicht sinkende Umfragewerte und die Okkupation ihrer Umweltthemen durch schwarze Politiker wie Markus Söder - liegt in der Bewahrung ihres Anspruchs auf die bessere, absolute Moral.
In einem Interview mit Ludwig Hartmann und Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der Grünen im bayerischen Landtag, stellten die Journalisten Timo Frasch und Alexander Haneke die grüne Moral auf den Prüfstand (FAZ v. 07.10.2019, S.4). Sie erinnerten Frau Schulze an ihren letztjährigen privaten Weihnachtstrip nach San Diego (Südkalifornien, stets sonnig, zum Baden nur bedingt geeigneter Pazifik) und die darauf einsetzende Kritik. Frage: "Sind sie nicht selbst in der Glaubwürdigkeitsfalle?"
Politisch kunstfertig ignorierte Katharina Schulze die ins Persönliche zielende Frage. Sie replizierte mit einer Erklärung der Notwendigkeit des Vielfliegens: "Der Vorwurf, dass die Grünen-Abgeordneten mehr fliegen, zielt daneben. Wir sind die kleinste Fraktion im Bundestag. Wenn es Delegationsreisen gibt und jede Fraktion vertreten sein soll, dann fliegt der Einzelne bei uns im Durchschnitt eben zwangsläufig mehr. Ich war übrigens gerade erst wieder in Amerika: bei der UN-Klimakonferenz und für eine Konferenz an der University of Pittsburgh. Ich bin überzeugt, dass wir in einer globalisierten Welt das Miteinander pflegen müssen, gerade auch die deutsch-amerikanische Freundschafft. Genauso wichtig ist mir, dass die Politik Rahmenbedingungen setzt, damit nachhaltigeres Leben, auch nachhaltigeres Reisen möglich ist."
Mit dieser Botschaft im Herzen könnten die Apokalyptiker vor dem Reichstag nachhaltig beruhigt nach Hause reisen, auch mit dem Billig-Flieger von Ryan Air.
Donnerstag, 3. Oktober 2019
Nach(t)gedanken zu den Einheitsfeiern 2019
An einem überwiegend grauen Oktobertag gibt´s in Deutschland wenig zu feiern, schon gar nicht, wenn man Impressionen wie folgende - übermittelt über Facebook von Johannes R. Kandel, einem der letzten aufrichtigen Sozialdemokraten und glaubwürdigen Protestanten - zu lesen bekommt: "Komme gerade vom Brandenburger Tor. Trauriger Tag der deutschen Einheit.
FRESS und SAUF Stände ohne Ende. Dazwischen Bühnen. MUSIK satt!
Immerhin. Nicht ein einziger politischer Infostand! So wichtig ist der
Politik die deutsche Einheit. Kein Politiker zu sehen. Man könnte ja vom
"Volk" was gefragt werden! Vorm Reichstag eine Politsekte mit
Preußenfahne, Reichskriegsflagge, Fahnen deutscher Bundesländer.
Brüllten was von fortgesetzter "Besatzung" Deutschlands. Keine
Reichsbürger, noch irgendwas noch Sektiererisches...."
Das erfreut/entsetzt alle um die Demokratie Besorgten. Denn naturgemäß sind in der Hauptstadt, in Berlin-Mitte, an diesem Tag stundenlang einige Straßen gesperrt: "Linke" Demos haben gegen Nationalismus und/oder gegen Rechts ihr Recht der Straße angemeldet.
Dass ich an einem solchen Tag - wie auch schon längst sonst - auf TV-Informationen über die Politinszenierungen verzichte, versteht sich von selbst. Über die social media ist zu erfahren, dass bei Kanzlerin Merkels öffentlicher Einheitsrede in Kiel keine einzige "Deutschlandfahne" zu sehen war. Nun gut, Fahnen erwecken in mir keine Hochgefühle, aber global gesehen scheinen sie sehr beliebt zu sein, nicht nur in Bayern die weiß-blaue Rautenfahne. Jedenfalls gehören außerhalb der bundesdeutschen Grenzen Nationalfahnen zum politischen Outfit der mehrheitlich historisch real entstandenen, nicht bloß von Benedict Anderson, Eric Hobsbawm et al. erfundenen Nationen.
Immerhin bräuchte man sich in Deutschland der schwarz-rot-goldenen Trikolore nicht zu schämen. Sie zierte die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche 1848/49, sie war das Reichsbanner der Weimarer Republik. Sodann, vor dreißig Jahren, im wundersamen Jahr des Mauerfalls, bewies sie ihre friedliche, demokratisch-revolutionäre Symbolkraft. Unlängst jedoch wurde bei einer "von einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis getragenen" (cantus firmus) Antifa-Demo - oder war´s eine Klimaapokalypse-Show? - dekretiert, das Mitführen der "Deutschlandfahne" sei unerwünscht.
Die Demokratie trägt heute Regenbogenfarben oder Rot/Schwarz auf weißem Grund an der schwarzen Kapuzenjacke. Schwarz-Rot-Gold ist out, auf youtube kursiert eine Szene aus dem Jahr 2013, wo Kanzlerin Merkel ein von Parteifreunden auf der Bühne herumgereichtes Exemplar unwirsch außer Sichtweite befördert. Falls es sich bei einer jüngst verbreiteten social-media-Nachricht nicht um eine Ente handelt, soll hingegen demnächst eine Verunglimpfung der EU-Sternenfahne und/oder der EU-Schiller-Beethoven-Hymne mit bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe "sanktioniert" werden.
Noch einmal: Mein Herz hängt an keiner Fahne. Was ärgert und schmerzt, ist der ignorante, mit viel Hypokrisie durchtränkte Umgang deutscher Redenschreiber und ihrer politischen Performer mit der Geschichte eines "schwierigen Vaterlandes". Es handelt sich um einen heute mutmaßlich als "rechts" zu identifizierenden Begriff. Er stammt von Gustav Heinemann, Bundespräsident zu Zeiten der Kanzlerschaft Willy Brandts. Dass die Regenbogenfahne (sowie viele andere mit allen möglichen Insignien) zusehends - demnächst die Fahne der deutschen Demokratie ersetzt, ist der herrschenden Ideologie zu verdanken. Deren Exponenten wollten schon im Einheitsjahr 1989/90 von der deutschen Einheit nichts wissen. Nichtsdestoweniger nutzten sie nach dem Mauerfall ihre unerwarteten Karrierechancen im "Osten".
Wir, die wir ehedem den westdeutschen Ideologen der deutschen Selbstverleugnung widersprochen haben, erinnern uns trotz alledem an die spannungsreichen, beglückenden Szenen vom Spätherbst 1989 bis zum 3. Oktober 1990. Dazu gehörten die vielen, im postnationalen "Westen" schon damals ungeliebten "Deutschlandfahnen". Bei solchen Erinnerungen betrübt es dann doch das Gemüt, dass die 1848er Fahne 30 Jahre nach dem Mauerfall, aus der Medienöffentlichkeit verbannt ist, hierzulande vornehmlich nur noch in Schrebergärten sowie auf AfD-Veranstaltungen zu sehen. Noch betrüblicher, bedrückender scheint mir, dass sich laut (Wahl-)Umfragen in der jüngeren Generation eine Spaltung zwischen "weltoffenen", grün-linken, ahistorischen "Linken" und national-bornierten, historisch ignoranten "Rechten" abzeichnet. Sollten sich diese Tendenzen verfestigen, gäbe es in absehbarer Zukunft in Deutschland nichts mehr zu feiern.
Vielleicht handelt es sich bei derlei Überlegungen zum 3. Oktober 2019 nur um politisch unerwünschte Nach(t)gedanken. Dann bestünde für dieses Land noch einige Hoffnung.
Das erfreut/entsetzt alle um die Demokratie Besorgten. Denn naturgemäß sind in der Hauptstadt, in Berlin-Mitte, an diesem Tag stundenlang einige Straßen gesperrt: "Linke" Demos haben gegen Nationalismus und/oder gegen Rechts ihr Recht der Straße angemeldet.
Dass ich an einem solchen Tag - wie auch schon längst sonst - auf TV-Informationen über die Politinszenierungen verzichte, versteht sich von selbst. Über die social media ist zu erfahren, dass bei Kanzlerin Merkels öffentlicher Einheitsrede in Kiel keine einzige "Deutschlandfahne" zu sehen war. Nun gut, Fahnen erwecken in mir keine Hochgefühle, aber global gesehen scheinen sie sehr beliebt zu sein, nicht nur in Bayern die weiß-blaue Rautenfahne. Jedenfalls gehören außerhalb der bundesdeutschen Grenzen Nationalfahnen zum politischen Outfit der mehrheitlich historisch real entstandenen, nicht bloß von Benedict Anderson, Eric Hobsbawm et al. erfundenen Nationen.
Immerhin bräuchte man sich in Deutschland der schwarz-rot-goldenen Trikolore nicht zu schämen. Sie zierte die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche 1848/49, sie war das Reichsbanner der Weimarer Republik. Sodann, vor dreißig Jahren, im wundersamen Jahr des Mauerfalls, bewies sie ihre friedliche, demokratisch-revolutionäre Symbolkraft. Unlängst jedoch wurde bei einer "von einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis getragenen" (cantus firmus) Antifa-Demo - oder war´s eine Klimaapokalypse-Show? - dekretiert, das Mitführen der "Deutschlandfahne" sei unerwünscht.
Die Demokratie trägt heute Regenbogenfarben oder Rot/Schwarz auf weißem Grund an der schwarzen Kapuzenjacke. Schwarz-Rot-Gold ist out, auf youtube kursiert eine Szene aus dem Jahr 2013, wo Kanzlerin Merkel ein von Parteifreunden auf der Bühne herumgereichtes Exemplar unwirsch außer Sichtweite befördert. Falls es sich bei einer jüngst verbreiteten social-media-Nachricht nicht um eine Ente handelt, soll hingegen demnächst eine Verunglimpfung der EU-Sternenfahne und/oder der EU-Schiller-Beethoven-Hymne mit bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe "sanktioniert" werden.
Noch einmal: Mein Herz hängt an keiner Fahne. Was ärgert und schmerzt, ist der ignorante, mit viel Hypokrisie durchtränkte Umgang deutscher Redenschreiber und ihrer politischen Performer mit der Geschichte eines "schwierigen Vaterlandes". Es handelt sich um einen heute mutmaßlich als "rechts" zu identifizierenden Begriff. Er stammt von Gustav Heinemann, Bundespräsident zu Zeiten der Kanzlerschaft Willy Brandts. Dass die Regenbogenfahne (sowie viele andere mit allen möglichen Insignien) zusehends - demnächst die Fahne der deutschen Demokratie ersetzt, ist der herrschenden Ideologie zu verdanken. Deren Exponenten wollten schon im Einheitsjahr 1989/90 von der deutschen Einheit nichts wissen. Nichtsdestoweniger nutzten sie nach dem Mauerfall ihre unerwarteten Karrierechancen im "Osten".
Wir, die wir ehedem den westdeutschen Ideologen der deutschen Selbstverleugnung widersprochen haben, erinnern uns trotz alledem an die spannungsreichen, beglückenden Szenen vom Spätherbst 1989 bis zum 3. Oktober 1990. Dazu gehörten die vielen, im postnationalen "Westen" schon damals ungeliebten "Deutschlandfahnen". Bei solchen Erinnerungen betrübt es dann doch das Gemüt, dass die 1848er Fahne 30 Jahre nach dem Mauerfall, aus der Medienöffentlichkeit verbannt ist, hierzulande vornehmlich nur noch in Schrebergärten sowie auf AfD-Veranstaltungen zu sehen. Noch betrüblicher, bedrückender scheint mir, dass sich laut (Wahl-)Umfragen in der jüngeren Generation eine Spaltung zwischen "weltoffenen", grün-linken, ahistorischen "Linken" und national-bornierten, historisch ignoranten "Rechten" abzeichnet. Sollten sich diese Tendenzen verfestigen, gäbe es in absehbarer Zukunft in Deutschland nichts mehr zu feiern.
Vielleicht handelt es sich bei derlei Überlegungen zum 3. Oktober 2019 nur um politisch unerwünschte Nach(t)gedanken. Dann bestünde für dieses Land noch einige Hoffnung.
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