Dienstag, 24. Mai 2016

Vorschlag: Regierungssitz an den Bosporus

Die Rhetorik der Kanzlerin findet in der ihr mehrheitlich noch immer gewogenen Qualitätspresse ihren Niederschlag in ausführlichen Zitaten, nicht etwa in knappen, konjunktivisch vermittelten Zusammenfassungen. In der  FAS ("Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung") war zuletzt folgender Merkel-Satz zu lesen: "Wenn Schwierigkeiten auftauchen, versuche ich sie zu überwinden oder andere Wege zu finden, damit wir es schaffen, eine Herausforderung zu meistern."

Merkel antwortete auf Fragen, die sich auf ihre Schwierigkeiten im Umgang mit Person und Politik des Präsidenten Erdogan bezogen. Übers Wochende weilte Merkel erneut - zum wievielten Male eigentlich? - in der Türkei, diesmal in Istanbul, um mit Erdogan über gewisse Unstimmigkeiten in der Ausdeutung und Anwendung des unter EU-Vorzeichen mit dem inzwischen - wegen Erdogan - zurückgetretenen Ministerpräsidenten Davutoglu geschlossenen Abkommens zur besseren Bewältigung der "Flüchtlingskrise" zu sprechen.

Nicht nur die Details des Abkommens sind für den bundesrepublikanischen Abendschau-Konsumenten etwas kompliziert: Es geht um die Rücknahme von offenbar unberechtigt in Europa (sprich: in Deutschland)  Asyl Begehrenden im Tausch gegen "Kontingente" von Berechtigten; vor allem aber geht´s um Visafreiheit für alle Bürger(-innen) der Türkischen Republik, die als prospektive Europäer die touristischen Schönheiten des Kontinents, ihre Verwandten und möglichen Ehegatten besuchen  und suchen möchten. Weiter hinten in der Türkei, mittlerweile auch schon in Istanbul, warten überdies noch eine Anzahl türkischer Bürger  kurdischer Herkunft, Sprache oder Gesinnung, der Drangsalierung in den anatolischen  Heimatregionen zu entkommen und/oder die PKK im sicheren deutschen Exil zu verstärken.

Wie den Internet-Zeitungen, nicht zuletzt dem vom Blogger ob seiner geistigen Schlichtheit geschätzten Yahoo!, zu entnehmen war, geht  Erdogan beim Tausch ("Deal") - migrantische refugees gegen
unglückliche Syrer mit realer Asylaussicht -  selektiv vor. Er behält die aus seiner Sicht besser qualifizierten Syrer, d.h. die von Merkels medialen supporters in der Phase der "Willkommenskultur" angekündigten Ärzte, Ingenieure, Professoren usw., bei sich im Land und schickt vor allem Kranke zur Genesung und geringer Qualifizierte (sprich: Analphabeten) zur Ausbildung gen Westen. Immerhin könnte es sich mangels verifizierbarer Daten bei derlei Yahoo!-Meldungen um ein bloßes Gerücht handeln.

Wie auch immer. Die Bewältigung der "Flüchtlingskrise, genauer. der mit der noch am 5. September 2015 proklamierten Einladung an alle schwerlich vereinbare Stopp der Einwanderung über die Agäis und die "Balkanroute", erweist sich als äußerst komplexe Materie, selbst für die "als Physikerin" stets rational operierende Kanzlerin Merkel. Wann immer es Erdogan beliebt, die Versuchsanordnung in Merkels Sozialexperiment durcheinanderzubringen, stehen neue Verhandlungen in Ankara oder Istanbul an. 

Noch macht Merkel, ungeachtet aller sonstigen Belastungen, etwa im Umgang mit der CSU und angesichts der Unsicherheitsfaktoren in dem künftigen schwarz-grün-gelben Koalitionskalkül, einen robusten Eindruck. Dennoch könnten zahllose weitere Flugreisen in die Türkei zu Erdogan an ihren Kräften - und an den Umfragewerten der CDU - zehren. Wäre es unter derlei Umständen nicht eine real denkbare Alternative, für die Dauer weiterer Verhandlungen mit dem starken Mann am Bosporus Teile der Bundesregierung - Kanzleramt, Inneres, Verteidigung, Familie - an den Bosporus zu verlagern, wenigstens zeitweise? In Istanbul, am grünen Ufer des Bosporus, stünden einige Gebäude in deutschem Besitz seit Kaisers Zeiten zur Verfügung. Ein längerer Aufenthalt in Ankara hingegen wäre Frau Merkel und ihren Getreuen kaum zuzumuten. Am Bosporus entginge man auch der im Zeichen des Klimawandels, verstärkt von sozialdemokratischen Kohlekraftwerken,  zu erwartenden  Berliner Sommerhitze.

1 Kommentar:

  1. Teile die Einwände voll und ganz; die ideelle Talfahrt unserer Kirchen ist erschreckend.
    Anzufügen wäre noch, dass Pfarrer sich offensichtlich nicht einmal in der Lage sehen,
    in den Abkündigungen verfolgte Christen im Aus- u n d Inland in ihr Gebet einzuschließen.
    Dirk Jungnickel

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