Donnerstag, 4. Juli 2013

Richtige Prognose: Das Militär als Ordnungsmacht am Nil

Liebe Freunde von GABI,

ich verstehe mich nicht als Prophet, verfüge auch  nicht über hellseherische Gaben. Dennoch darf ich das verehrte Publikum daran erinnern, dass mir  in jenen Tagen, als im Februar 2011 der vermeintliche  "Arabische Frühling" auf  dem Tahrir-Platz  Einzug hielt,  angesichts der Szenen  aus Kairo bereits  das Finale der allseits medial bejubelten Facebook-Revolution vor Augen stand. Ich rechnete  am Ende mit "einer kosmetisch veränderten Militärdiktatur oder einer anderen Art gelenkter Demokratie"  in Kairo.

Ich bitte, den nachfolgend wiedergegebenen ("copy and paste") Kommentar aus der - mittlerweile zur zitationswürdigen (s. FAZ  v. 02.07.13  http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/karl-otmar-von-aretin-zum-90-ein-missverstaendnis-mit-dem-grafen-stauffenberg-12266009.html.) Wochenzeitung geadelten  "Junge Freiheit" nicht als Eigenlob misszuverstehen, sondern als als freundliche Einladung zur nochmaligen Lektüre.



Ägyptens Revolution
Wunschbilder
Herbert Ammon
Der Nachrichtensender France24 vermittelte über Stunden direkte Eindrücke vom Fortgang der Revolution auf dem Platz vor dem Ägyptischen Museum in Kairo. Die Szenen widerlegten eindrücklich die von unseren Auguren – vorgestern sahen sie in Mubarak noch den Garanten nahöstlicher Stabilität, gestern entdeckten sie in ihm den orientalischen Despoten – beschworene Hoffnung auf eine von „westlichen Werten“ samt Facebook  getragene friedliche Transformation. Hin und her flutende Massen, Anti- und Pro-Mubarak,  Molotowcocktails, Schüsse (immerhin noch in die Luft), dazwischen Panzer. Fazit: Das die FAZ zierende Foto friedlicher Eintracht eines kreuzbehängten Kopten und eines bärtigen Moslembruders – ein frommes Wunschbild.

Wunschbilder produzierte auch die Plasberg-Show. Von den multikultural-pluraldemokratisch geladenen Gästen sprach die Ägypterin von „unserem 1989“, der Chef des Moslem-Zentralrats – ein FDP-Mitglied – stellte die türkische Demokratie als Ziel vor Augen, eine Professorin wußte, daß alles gut ausgehen werde, und der erfahrene Moralist Michel Friedman beschwor Demokratie und Grundwerte mit guten Ermahnungen an die Moslembrüder. Zeit zum Umschalten zu France24, wo der Reporter vor Ort die Bewegungen der Massen verfolgte und ein Journalist aus Algier sowie ein Wissenschaftler aus Paris die Vorgänge sachkundig kommentierten. Angesichts einer völlig offenen Lage – keineswegs gänzlich identisch in Kairo, in Tunis, in Algier oder in Amman – verzichteten sie auf leicht dahingesagte Prognosen.

Über den Ausgang der Massenerhebungen darf auch nach Mubaraks Abtritt weiter spekuliert werden, ungeachtet aller Ermahnungen Merkels (zuletzt gar an Israel), Sarkozys und der unbekannten EU-Außenbeauftragten. Ob sich in Tunis nun die taz-gemäße Demokratie etabliert, in Kairo eine kosmetisch veränderte Militärdiktatur herauskommt oder eine andere Art gelenkter Demokratie, ob die „Massen“ eine Öffnung des Gaza-Streifens erzwingen werden, was Israels Intervention zur Folge hätte – wir wissen es nicht. Am aufschlußreichsten inmitten aller Erregung waren die Grafiken in der FAZ. Der Anteil der jungen Bevölkerung unter 25 Jahren beträgt in Ägypten 52,3 Prozent, in Marokko 47,7 Prozent, – und in Deutschland: 24,8 Prozent.

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