I.
"Umstritten" ist die im deutschen Haltungsjournalismus übliche Vokabel, um nonkonforme, nicht-Merkel-grüne, real kritische Stimmen aus den vermeintlich liberalen "Diskursen" herauszuhalten. Ähnlich negativ aufgeladen ist das Adjektiv "fragwürdig". Als "fragwürdige Medien" bezeichnete die Journalistin Liane Bednarz als Gastautorin im "Spiegel" unlängst »Tichys Einblick«, »reitschuster.de«, die »Achse des Guten« sowie die »Epoch Times«. (https://www.spiegel.de/politik/deutschland/hans-georg-massen-kandidiert-fuer-die-cdu-wenn-die-grenzschuetzer-der-partei-versagen-a-72dd097e-15ce-4da3-9227-6aa0aa8a191a)
Das Adjektiv "fragwürdig" lässt sich semantisch auch ins Positive wenden, was ich - als Gastautor auf der "Achse" und "TE" - keineswegs als Selbstverteidigung verstanden wissen will. Im Gegenteil: "Fragwürdig" ist alles, was - anstatt fraglos akzeptiert zu werden - in kritischer Analyse in Frage zu stellen ist. Wer Kritik an den Dogmen der Zivilreligion, wer kritisches Fragen - anno 1968 erfand man dafür das scheußliche Modewort "Hinterfragen" - für "fragwürdig" befindet, stellt die Tradition der Aufklärung in Frage.
Nach dieser kurzen Vorrede zitiere ich - anstelle eines eigenen Blog-Eintrags - Passagen aus einem Aufsatz des Autors Markus Vahlefeld auf dem "fragwürdigen" Medium "Achse des Guten". Ich empfehle meinem Blog-Publikum zur Lektüre den ganzen Aufsatz mit dem provokativen Titel
"Willkommen im Überwachungs-Kapitalismus und im Millionärs-Sozialismus" (https://www.achgut.com/artikel/willkommen_im_ueberwachungskapitalismus_und_millionaerssozialismus)
II.
"Mit dem Sieg des Kapitalismus über den Kommunismus sourcte der
Kapitalismus seinen inneren Widerspruch, der ihm durch ein
funktionierendes Staats- und Gemeinwesen auferlegt war, einfach aus.
Seine billigen Arbeitskräfte findet er nun nicht mehr im Inland, sondern
in entfernten Regionen mit erheblich schwächer ausgeprägten staatlichen
Strukturen. Dafür hat sich der Begriff Globalisierung durchgesetzt, und
bis vor wenigen Jahren war es genau diese Globalisierung, gegen die die
Linke Sturm lief. Regelmäßige bürgerkriegsartige Zustände bei G7-, G8-
oder G20-Gipfeln waren die Folge. Inzwischen ist es merkwürdig still
geworden um die Globalisierungsgegner von der Linken, was mit deren
üppiger Förderung durch diverse Hochfinanz-Stiftungen und ihre
Einbindung in eben diese Gipfeltreffen, ins Davoser Weltwirtschaftsforum
und viele andere Zusammenkünfte zu tun haben dürfte.
[...]
So rast der Zug der Geschichte auf ein System zu, das beide Ideologien in ein harmonisches Zusammenspiel zu bringen scheint. Unter die Räder ist dabei nur die Freiheit gekommen. Staat und Kapitalismus haben sich genauso versöhnt wie Sozialismus und Privateigentum. Allen vieren geht es schon lange nicht mehr um bürgerliche Freiheitsrechte, sondern nur noch um Ausdehnung und Herrschaftsakkumulation. Entstanden ist etwas, das historisch wirklich neu ist und für das noch kein geeigneter Begriff existiert. In ihrem 2018 auf Deutsch erschienen Buch prägt die Harvard-Ökonomin Shoshana Zuboff den Begriff vom "Überwachungskapitalismus“, und er dürfte die bisher wohl passendste Umschreibung sein für die Kehrtwende, die die freie Wirtschaft seitdem vollzogen hat.
[...]
Dass die gewählten Regierungen in den westlichen Demokratien sich nicht
anschicken –oder schon lange angeschickt haben –, die Macht der
Tech-Giganten zu begrenzen und ihre entstandenen Monopole zu
zerschlagen, ist dem Umstand geschuldet, dass neben Gewinnmaximierung
die Hauptagenda der Giganten weiterhin „die Rettung der Welt“ ist. Und
mit diesem falschen Pathos kann sich die Politik wunderbar arrangieren
und lässt so die Aushöhlung der Demokratie durch immer gigantischere
Monopole zu.
[...]
Historisch interessant ist, dass sich zeitgleich mit dem Umstülpen des Gutenberg-Zeitalters ins digitale Zeitalter, das Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts von Kalifornien aus begann, in Mitteleuropa eine neue romantische Religion gründete. Sie hatte große Vorbehalte gegen Technik, kultivierte die Angst und wünschte sich Frieden und ein Zurück zur Natur. Gespeist war diese neue Religion aus dem Unbehagen in der Kultur und einer sozialistischen Kollektivsehnsucht.
[...]
Inzwischen hat der durch die Ereignisse des 20. Jahrhundert verunsicherte Geist des christlichen Abendlandes in der grünen Religion zu seiner gottlosen Vollendung gefunden. Schuldgefühl, Selbstabschaffung („Ich muss abnehmen, damit er zunehmen kann“) und mittelalterlicher Ablasshandel sind wieder die wirkmächtigsten Parameter dieser neuen Religiosität, in der Wald, Natur, Klima zu Codes des neuen Gottes geworden sind. Der Staat avancierte dabei zum Stellvertreter Gottes auf Erden. Und wir Deutschen sind zu den Vorreitenden dieser Religion geworden."
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