Realgeschichte, Geschichtsschreibung, Geschichtspolitik - i.e. von Historikern produzierte, von Politikern angewandte "Narrative" -, historisch-politisches Geschichtsritual einerseits, persönliches Erleben samt subjektiver - somit selektiver - Erinnerung andererseits, klaffen naturgemäß auseinander. Sofern der Begriff der Dialektik nicht zur Aufhebung in den Hegelschen Himmel dient, halte ich die Rede von der "Dialektik der Befreiung" für brauchbar. Nicht aufhebbar ist darin Tod und Vernichtung, Leiden und Sterben von Millionen, Abermillionen Menschen.
Anstelle eines eigenen Kommentars zum heutigen Berliner Feiertag empfehle ich den Lesern meines Blogs den soeben veröffentlichten "Nachtrag" zum 8. Mai 2020.
https://globkult.de/blogs/ulrich-siebgeber-der-stand-des-vergessens/1883-8-mai-ein-nachtrag
Zudem verweise ich auf eine "Miszelle", die ich zu besagtem Datum vor einigen Jahren verfasste. Der Text hat m.E. nichts an Aktualität verloren. Allerdings müssen die seinerzeit im Präsens getroffenen Aussagen ins Präteritum gesetzt, die Zeitangaben um vier Jahre verändert werden.
https://herbert-ammon.blogspot.com/2016/05/zum-89mai-1945-eine-schachmiszelle.html
Was die "objektive" Betrachtung des Geschichtsdatums betrifft, empfehle ich den Essay von Michael Wolffsohn. Auch er spricht - auf der Ebene historischer Abstraktion - von der "Dialektik der Befreiung": https://www.theeuropean.de/michael-wolffsohn/weltgeschichtliche-betrachtungen-zum-8-mai-1945/
Zur Ergänzung der Text des Würzburger Historikers Peter Hoeres, der die Historie des 8.Mai-Gedenkens rekapituliert:
AntwortenLöschen"Vom Paradox zur Eindeutigkeit. Der 8. Mai wird in der deutschen Erinnerungskultur in der Entwicklung von Theodor Heuss über Richard von Weizsäcker bis heute immer stärker komplexitätsreduziert, vereindeutigt, enthistorisiert, entkontextualisiert, trivialisiert." Siehe:
http://www.geschichte.uni-wuerzburg.de/fileadmin/05040000/8_Mai_Hoeres.pdf?fbclid=IwAR2CvEM5lma9dK9vHnqUEsQSgoHaa3k_m1OZsb5uLNgHglSFlz4g0XkR1kA