Der in meinem Blog vorangegangene, im Hinblick auf die
Bundestagswahlen am 24. September verfasste Kommentar zum "unvermeidlichen Einzug der AfD" - mit dem von mir erwarteten Ausgang - bedarf eines Folgeartikels. Vorerst dazu nur ein paar nachträgliche Anmerkungen:
1) Mit dem Abgang der
bisherigen "Sprecherin" Frauke Petry von der Bühne der AfD war für einen weder mit den Parteiinterna der "Rechtspopulisten" noch mit dem Innenleben der auf AfD-Plakaten glückselig lächelnden Mutter nicht vertrauten Beobachter natürlich nicht zu rechnen. Was die Dame - womöglich nach vertraulichen Gesprächen mit CDUlern über Chancen einer Abspaltung und künftige Koalitionspiele - im Schilde führt, entzieht sich meinen prognostischen Fähigkeiten.
2) Im Leben, insbesondere in der Politik, gibt´s nichts, was es nicht gibt. Möglich ist bei Angela und Frauke anscheinend alles. Wenn bei der AfD im Bundestag noch ein paar - von Gaulands und Meuthens Kommandostelle unabhängig operierende - U-Boote auftauchen sollten, könnte die Hoffnung der "Etablierten", der populistische Spuk werde wieder verschwinden, die im Parteienstaat nicht vorgesehene Partei werde sich bald wieder selbst "zerlegen", am Ende doch noch wahr werden. Wahrscheinlich ist dies aber nicht. Ich gebe angesichts der Stimmungs- und Bewusstseinslage derer, "die schon länger hier leben" - gemeint sind gerade auch die hier im Westen, nicht nur die minderbemittelten "Modernisierungsverlierer" (terminus scientificus) und/oder "Abgehängten" (terminus linguae policae, a.k.a. deplorables) im zurückgebliebenen Osten, die sich anno 1989/90 dem demokratischen Westen unter "populistischen Parolen" ("Wir sind ein Volk!") an den Hals warfen - derlei Hoffnungen nur geringe Chancen. Die Wahrnehmung, dass eine teils indifferente, teils grünideologisch eingefärbte Elite das Land gegen die Wand fährt, ist - ungeachtet der optimistischen Wirtschaftsdaten - weiter verbreitet als die Wahlergebnisse signalisieren.
Wenn Martin Schulz im letzten Moment vor der Wahl - exakt zwei Jahre zu spät - Merkels fatale "Flüchtlingspolitik" als Thema entdeckte, ignorierte er die langjährige Mitverantwortung der SPD für derlei Verantwortungslosigkeit. Die einstige antifaschistisch patriotische Partei der Industriearbeiterschaft und der "kleinen Leute" hat die Folgen des - unter vermeintlich "progressiv-linken" Vorzeichen verfolgten Konzepts ("Wir sind ein Einwanderungsland" - wer ist "Wir?") - über Jahre hin ignoriert. Außer dem Ruf nach mehr Geld für "Integrationsprogramme" und für den "Kampf gegen rechts" ist der Partei - ungeachtet aller Warnungen eines Heinz Kühn (wer erinnert sich noch an diesen Namen?), eines Helmut Schmidt, eines Heinz Buschkowski und eines Thilo Sarrazin - seit Jahren nichts eingefallen.
Die Folgen tragen seit langem "die kleinen Leute" und deren Kinder. Doch wen bekümmern die Sorgen der einheimischen ("ethnodeutschen") "kleinen Leute" und deren unter kontinuierlich schlechteren Schulverhältnissen leidenden, als "Kartoffel" oder "Nazis" beschimpften Kinder tatsächlich? Was soll der permanente Kampf um die "Frauenquote" in den multinationalen Vorstandsetagen angesichts einer ungewissen Zukunft einer im Zeichen neoliberaler Globalisierung wachsenden Zahl von gut ausgebildeten, aber schlecht bezahlten Männern und Frauen, deren Einkommen allenfalls addiert - ganz anders als von Frau Barley proklamiert - kaum zu einer Familiengründung ausreicht? (Einschub: Das geschmacklos plumpe AfD-Wahlplakat mit der nacktbäuchigen Schwangeren zielte an der sozialen Wirklichkeit vorbei.) Welche "Werte" werden "in diesem Lande" verteidigt, welchen Wert haben feministische Parolen angesichts eines wachsenden Ethno-Subproletariats, ausgestattet mit einem archaischen Frauenbild? Was soll der permanente "Kampf gegen rechts" in einer Gesellschaft von in dritter Generation Nachgeborenen, denen als Deutsche (egal welcher geographischen und ethnischen Herkunft) nur die Schreckenstaten einer schlimmen Vergangenheit vor Augen gehalten werden, und die sich auf der anderen als "Bürgerinnen und Bürger mit nichtdeutschem Migrationshintergrund" - außer zur politischen Vorteilsgewinnung - keinen Deut für diese "deutschen" Schreckenstaten interessieren? Welcher "linke" Abgeordnete nimmt etwa die - von Merkel stante pede desavouierte - Armenien-Resolution im Bundestag wirklich ernst? Nicht nur in Kirchenkreisen ist Hypermoral oft genug ununterscheidbar von Scheinmoral. Ja, gewiss doch: Alles nur Wasser auf die Mühlen der AfD. Indes fehlt es auf der "ideellen Gesamtlinken" an überzeugenden Gegenargumenten.
2) Ungeachtet der klaren Absage des "Souveräns" an die
bis dato großkoalitionär unter Merkels Ägide Regierenden wird sich mutmaßlich im
Grundsätzlichen nicht viel ändern. Kommt es zu "Jamaika", kann Merkel im
Zusammenspiel mit den in den Medien noch immer tonangebenden Grünen ihre "Migrationspolitik" fortsetzen - es sei denn, die FDP unter Lindner
ginge gemäß der Ankündigung im Wahlkampf dagegen auf Konfrontation. Kommt es nicht zu einem politischen Richtungswechsel in der - vorerst noch - von Schulz als Opposition ausgerufenen SPD besteht für Merkel, Altmaier, Tauber et al. auch kein Grund für eine grundlegende Korrektur der "Flüchtlingspolitik".
3) Zum Schluss: Spekulationen sind in einer Kolumne erlaubt. Wer sagt uns denn, dass die "vom Wähler abgewählte" Große Koalition nach einigen Wochen von Verhandlungen - und nach den Niedersachsenwahlen - nicht doch wieder zu einer "Option" wird? So oder so, die außerparlamentarische Stimmung im "Volk", die Distanz gegenüber der Selbstherrlichkeit der im ordre etabli verankerten "demokratischen Parteien" wird anwachsen. Auch die ethnisch-sozialen und ethnisch-kulturellen Spannungen in der Gesellschaft werden zunehmen - in West und Ost. Keine schönen Aussichten.
Dienstag, 26. September 2017
Dienstag, 12. September 2017
Zum unvermeidlichen Einzug der AfD im Bundestag
Der
Countdown bis zum 24. September 18.00 h läuft. Alle Kräfte der
„demokratischen Parteien“, sprich: die Parteispitzen, die auf Wiederwahl hoffenden Mandatsträger oder um ihren Listenplatz besorgten Bundestagaspiranten, die in den
Parteistiftungen Etablierten, die fleißigen Funktionäre und das
Fußvolk verfolgen seit Wochen angespannt die Umfragen, die allesamt
ein Zehn-Prozent-Ergebnis (mindestens) für die „rechtspopulistische“
AfD signalisieren.
Die
Grünen befinden sich im Abwind, was insbesondere ihren Verbündeten
in den Medien Missvergnügen bereitet. Die politisch wichtigen und
brisanten Themen sind längst andere als die von ihnen permanent
beackerten, als da sind der Feinstaub in unseren Lungen, die
deutsche Xeno- sowie Islamophobie, die Windstärke von Hurricane
„Irma“ oder die zuletzt als Katastrophenmeldung propagierte -
inzwischen wieder korrigierte – Erwärmung der von Abertausenden
artenschutzschreddernder Windräder gesäumten Nordsee. Der miese,
kühle Sommer hat manchen Grün-Wählern die ökologische Laune
verdorben. Und in den Talkshows kommt Katrin Göring-Eckardt gegen
die Damen von rechts nicht mehr so recht an, was sich die verhinderte Theologin (ev.) mit
lockerem Grün-Vokabular ja bereits selbst eingestehen musste.
Immerhin:
Merkel kann sich noch zurücklehnen, denn sie kann sich nach dem 24.
September den/die Koalitionspartner aussuchen. Freude über den
Einzug von Beatrix von Storch, Alice Weidel, Frauke Petry etc. wird
sie dabei allerdings kaum empfinden. Denn mit ihnen und deren
männlichen Kollegen (Gauland, Meuthen, Bystrom etc.) wird eine
wortgewandte, zuweilen demagogische Opposition auf den violett-blau
getönten Stühlen des Plenarsaals im Reichstag Platz nehmen. Und
dann kriegen die Populisten von rechts all die unerwünschte
publictiy
im TV (die sie bislang bereits hauptsächlich auf Youtube genießen). Da sich
danach manche Hinterbänkler um ihre berufliche Zukunft sorgen
müssen, ist eine innerparteiliche Revolte gegen die ewige Kanzlerin
nicht mehr auszuschließen. Anm.: Es ist angesichts ihres – nicht
nur im Wahlkampf präsentierten - mütterlich fürsorglichen
Erscheinungsbildes nicht anzunehmen, dass Merkel bereits einen
historisch nachhallenden, spektakulären Abgang eingeplant haben
könnte.
Lindner
wird im Falle einer Koalition von den „Rechtspopulisten“ an seine
FDP-Wahlkampfversprechen erinnert werden. Die SPD wird sich – nicht
zuletzt bei Fortsetzung der Großen Koalition (terminus populisticus:
GroKo) um ihren weiteren Niedergang – Stimmenverlust an AfD und
„Linke“ - sorgen. Und die „Linke“ wird sich fragen müssen, ob
sie mit ihrer spät entdeckten Antifa-affinen Menschenrechtsrhetorik
und Einwanderungspolitik allein bei den Neubürgern die nötigen
Stimmen für ihren Machtanteil im politischen System sichern kann.
Soviel
der Vorrede. Die Hintergründe für den Aufstieg der
„Rechtspopulisten“ liegen in den von allen „Etablierten“, id
est seitens der classe
politique,
bis zum Erscheinen der AfD auf der Bühne gemiedenen Themen. Zum
besseren Verständnis dessen, worum es vor dem Hintergrund
ungebremster „Zuwanderung“ und/oder „Migration“ politisch
tatsächlich geht, verweise ich auf die in der Internet-Zeitschrift
iablis geführte Debatte:
.https://www.iablis.de/iablis/themen/2017-die-leidgepruefte-demokratie/thema-2017/379-globalisierung-fluechtlingskrise-und-das-erstarken-des-populismus.
Daraus
abschließend ein Kernsatz: „Der bei der ›breiten Bevölkerung‹
grassierende Eindruck, eine von interessierter Seite aus ökonomischen
und bevölkerungspolitischen Gründen gewollte Einwanderung werde
durch Umetikettierung von Arbeitsmigranten in ›Flüchtlinge‹ ohne
Hoffnung auf rechtliche Anerkennung im Vertrauen auf einen sicheren
Bleibestatus erschlichen, und zwar durch Staat und ›Flüchtlinge‹
gleichermaßen, beschädigt das Gemeinwesen an seiner empfindlichsten
Stelle: am Kreuzungspunkt von staatlicher Macht, individueller
Freiheit und jenem Minimum an Vertrauen in die Gesinnungen und das
Handeln der jeweils anderen Seite, unterhalb dessen der Zerfall der
Institutionen beginnt.“
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