Montag, 12. Dezember 2016

Antipopulismus: Grüne Gestalttherapie für Menschen


I.
"Populismus" ist seit ein paar Jahren das schmutzige Wort des Jahres, rangiert noch klar vor"Trolls".  Populisten sind alle anderen außer uns, den wahren Demokraten. Die guten Demokraten finden wir in Merkels CDU, die besseren in Gabriels SPD, die besten unter Göring-Eckardts Grünen. Um den Inhalt des Begriffs brauchen wir uns nicht zu kümmern, denn Populismus bedarf keiner Definition. Er ist schlecht und riecht auch so. Oder möchte etwa einer von uns mit Donald Trumps Vulgarität in Berührung kommen? Trump ist vulgär (klingt nach "Volk", irgendwie) und Populist. Bill Clinton ("It´s the economy, stupid!") war´s nicht, obwohl er aus dem Prekariat von  Hope, Arkansas, stammt und sich zu Zeiten auch so benahm. Hillary war und ist keine Populistin, sondern Methodistin, Demokratin, treue Gattin/Mutter/Schwiegermutter, in Bills zivilgesellschaftlicher Stiftung engagiert und - Feministin.

Die lautersten, moralischsten und klügsten Demokrat+++xyz***en sind hierzulande die Grünen. Sie schützen die Schwachen, die Minderheiten, bewahren den Frieden, die Natur, sowie - im Bündnis mit allen "Linken" - als "Linke" die ganze Menschheit vor den "Rechten", vor dem tumben Volk hierzulande und weltweit. Populismus ist ihnen schon deshalb fremd, weil sie das "Volk", also die ohne Bachelor (mask.), ohne private Ferienwohnung und ohne unbefristete Stelle im gehobenen Dienstleistungssektor, weder kennen noch als potentielles Wahlvolk ernstlich in Betracht ziehen.  Demagogie, das Handwerk der Populisten, lehnen sie aus innerster Überzeugung ab, selbst die leidenschaftliche Kämpferin Claudia Roth, die den lieben Gott als Patriarchen ("Herr") anruft, er möge "Hirn auf die Köpfe"  - der anderen - regnen lassen.

II.
Der Populismus ist "rechts", wie schon aus dem  Kompositum "Rechtspopulismus"  hervorgeht. Der "Linkspopulismus" ist seit kurzem nicht mehr existent, weil die Partei mit dem Etikett die "Linke" für den Kampf gegen rechts unentbehrlich ist. Ganz in diesem Sinne kämpft Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender der "Grünen" im Bundestag,  in einem FAZ-Gastbeitrag (vom 09.12.2016)  unter dem kämpferischen Titel "Hat die Linke das Kämpfen verlernt?"

Zusamengefaßt geht der Kampf so:  Seit Trumps völlig unerwartetem Wahlsieg  wittert die "Rechte" Morgenluft, deren weiteren Aufstieg - gemeint ist die AfD - gilt es zu verhindern. Wie? Indem man die unter uns Linksliberalen aufsteigende Verzagtheit - falsche Selbstkritik hinsichtlich der "politischen Korrektheit" und der von "Linken" (nicht etwa "Rechten") betriebenen Identitätspolitik -  kämpferisch zurückweist. Die "falsche, hochgefährliche Sündenbock-These", für "die Probleme" im Rust Belt oder in den Industriestädten Englands sei der  "Kampf  für die gleichen Rechte von Frauen, Schwulen, Lesben und Leuten mit anderer Hautfarbe verantwortlich zu machen", sei leider  links und rechts zu hören. (Zur Erläuterung; Der Autor ist von Haus aus Biologe, nicht Deutschlehrer.)

"Was für ein Unsinn!" Nein, der "Gleichstellungskampf"  - inklusive Unisex-Toiletten, "wie schon seit 100 Jahren in den Zügen der Deutschen Bahn"  - muß gegen die "echten und automatischen Trolls, die sich gleich wieder unter diesem Artikel versammeln werden",  geführt werden."Und, ja auch gegen  Islamisten verteidigen wir diese Werte."  Um für edle Ziele zu kämpfen, bedarf es eines Glaubensfundaments, weiß auch der grüne Kämpfer. Seine für den "Gleichstellungskampf" motivierenden Werte findet er  - wo auch sonst? -  im Grundgesetz  und in den  Menschenrechten. Gut so. Fundamentalismus duldet keine Zweifel hinsichtlich der Ausdeutung und Zwecknutzung gewisser Dogmen (wie sie dereinst noch Karl Marx hegen durfte.).

III.
Der Kämpfer gegen die "Trolle" will keineswegs die "soziale Frage" ad acta legen. Im Gegenteil. Es geht darum, "Menschen in die zusammenwachsende Welt mitzunehmen". In Trumps Wahlsieg, beim Brexit und beim erfolgreichen Stimmenfang von FN und FPÖ komme "auf destruktive Art auch Protest gegen den entfesselten globalen Handel zum Ausdruck."

Natürlich ist "diese nationalistische Globalisierungskritik  aufs schärfste abzulehnen". Für Menschen, die angesichts der Weltlage von Skepsis erfüllt noch etwas warten müssen, abgeholt und mitgenommen zu werden, hat der grüne Politiker ein überzeugendes Programm parat: "Aber internationale Zusammenarbeit kann nur dauerhaft funktionieren, wenn wir sie zum Vorteil aller Menschen und aller Regionen gestalten. Wenn uns das nicht gelingt, fällt die Welt zurück in den national-kollektiven Identitätsrausch und den Hass gegeneinander." Und: "Handel muss fair sein, soziale Ungleichheit darf nicht aus dem Ruder laufen." Noch etwas gehört zur Gestalttherapie für Populismusanfällige:  "Verlierer von Veränderung brauchen faire Chancen und Hilfe, keine kalte Schulter."


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