Donnerstag, 29. Dezember 2016

Zu den Friedensaussichten in Nahost

I.
Der Besuch des Weihnachtsgottesdienstes - mit Krippenspiel - erbrachte keine neuen Erkenntnisse bezüglich der Zukunft unserer "globalisierten" Welt und unserer offenen Gesellschaft.  Die Kirche war so voll wie schon seit Jahren nur einmal im Jahr, einem Teil der Besucher, "die schon länger hier leben" (Angelus Angela Uckermarcensis), waren trotz Textvorlage selbst die schönsten und bekanntesten Weihnachtslieder in Text und Melodie unbekannt. Merkels Weihnachtsbotschaft mit der Empfehlung, wieder mehr Weihnachtslieder zu singen, um die von ihr und ihrer Allparteienkoalition ausgelösten "Flüchtlingskrise" zu bewältigen, war offenbar trotz medialer Unterstützung nicht richtig angekommen.

Immerhin: Die Pfarrerin verknüpfte einleitend die Hoffnung auf Weihnachtsfreude/-frieden mit dem weniger erfreulichen Adentsereignis auf dem Berliner Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche. In ihrer Predigt verzichtete sie sogar auf die sonst übliche Programmrede zum Thema "Kein Raum in der Herberge", womöglich beeinflußt von der Facebook-Notiz eines emeritierten Brandenburger Kollegen, der das epochale Ereignis zu Bethlehem historisch-kritisch in Perspektive gerückt hatte: Bei dem  (nach Lukas, 2, 5, abweichend von Matth. 1, 19)  "vertrauten [Anm: archaisch =stabil verpartnert] Paar" handelte es sich  nicht um "Flüchtlinge" (German New Speak: refugees, auch "Geflüchtete"); Joseph und Maria befanden sich auf dem Weg aus Nazareth zu ihrem Finanzamt in Bethlehem. Unklar, ob die Pfarrerin diese historisch-faktische Korrektur der vorherrschenden Exegese berücksichtigte. Sie  begnügte sich mit der Ermahnung an die singulär anwesende Großgemeinde, sie möge inmitten der Weihnachtsfreude auch für die, "die bei uns Schutz suchen",  ein offenes Herz zu zeigen.

II.
Dass in Aleppo schon vor den Weihnachtstagen Festesfreude herrschte, dass Männer, Frauen (ohne demokratisch-interkulturell anregende Accessoires wie Kopftuch oder Niqab) auf den Straßen tanzten, daß am Weihnachtstag zum ersten Mal seit Jahren orthodoxe Christen in der beschädigten St. Elias-Kathedrale einen Gottesdienst feiern konnten, war den für kritische Berichterstattung und Meinungsbildung zuständigen Medien offenbar keine freudebringende Spitzenmeldung wert. Stattdessen wurde diese frohe Botschaft vornehmlich über die - allen Demokratinnen und Demokraten wegen ihrer vielen fakes suspekten - "social media" verbreitet. Hervorzuheben ist gleichwohl ein Kommentar,  den Götz Aly am zweiten Weihnachtstag  in der "Berliner Zeitung" online über "Weihnachten in Aleppo" veröffentlichte. (http://www.berliner-zeitung.de/politik/meinung/goetz-aly-weihnachten-in-aleppo-25375098) Er schrieb, was nüchterne Beobachter des blutigen Dramas in Nahost schon längst wußten, wir müßten uns "von der Einteilung in gut und böse  verabschieden." Frage: Gilt diese Erkenntnis auch für Putin und die Rolle Rußlands, dem Aleppo die Befreiung von den Djihadisten letztlich verdankt?

Wie komplex die Lage in Syrien ist,  welche Machtinteressen in der "demokratischen Rebellion" gegen das Alawiten-Regime von Bashar Assad im Spiel waren, wie wenig das Wunschbild von den "mehrheitlich gemäßigten Kräften" unter den Aufständischen der Wirklichkeit entsprach, war von Anbeginn offenkundig. (Siehe entsprechende Globkult- und Blog-Einträge, darunter eine Kritik an der Parteinahme des verstorbenen Rupert Neudeck und seinem Appell zu militärischer Intervention zugunsten der Gegner Assads (u.a Zum Unfrieden in Nahost: unbequeme Faktenlage; Grundsatzfragen. Zum Bürgerkrieg in Syrien III Rupert Neudecks Ruf zu humanitärer Waffenhilfe) Nach über sechs Jahren zeichnet sich ein Sieg Assads ab, gestützt auf seine Verbündeten Rußland und Iran sowie auf die unerwartete - nur temporäre? - Annäherung von Putin und Erdogan. Doch selbst wenn unter diesen Auspizien auf ein Ende der Massaker in Syrien zu hoffen ist, bleiben die Aussichten auf einen umfassenden Frieden im Nahen Osten so ungewiß wie seit Jahrzehnten zuvor.

III.
Für die nahöstliche Kriegs- und Krisenregion beschwören wohlmeinende Beobachter wiederholt - in Anlehnung an Henry Kissinger (s. H.A.: Kissingers amerikanische Weltordnung) - Notwendigkeit und Chancen eines "Westfälischen Friedens".  Fragen erheben sich nicht nur in Bezug auf die Übertragbarkeit eines aus der europäischen Geschichte abstrahierten Modells auf eine historisch, kulturell und geopolitisch gänzlich anders geartete politische Landschaft. Zwar lassen sich Analogien zu den damaligen Großmächten und deren Interessen konstruieren, doch hinsichtlich der religiös-konfessionellen Bruchlinien (Sunniten, Schiiten, Alawiten, Yeziden, Drusen, Christen, , Juden, Säkulare, Religiöse) stößt das historische Exempel an seine Grenzen. Ethnisch-nationale Konflikte - wie derzeit zwischen Kurden und Arabern, Türken und Kurden, Iranern und Arabern - spielten zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges keine Rolle.

Die Wurzeln der im Irak, in Libyien, im Jemen und in Syrien stattfindenden Kriege, Aufstände oder "Bürgerkriege" reichen in den Ersten Weltkrieg, zum Teil  bis ins 19. Jahrhundert zurück. Der Djihadismus entsprang dem cultural clash einer von religiösen Traditionen geprägten Welt mit dem technisch überlegenen, säkularen Westen. Er entfaltete seine terroristische Sprengkraft, nachdem die aus dem Westen importierten Ideologien Nationalismus und Sozialismus sich als untauglich erwiesen hatten, die materiellen Erwartungen der in allen betreffenden Ländern rapide anwachsenden Bevölkerungen zu erfüllen. Unter derlei Bedingungen existierte  Staatlichkeit im arabisch-islamischen Raum - mit Ausnahme des bis in die 1970er Jahre friedlichen Libanon - nur im Rahmen wechselnder Diktaturen und/oder auf patriarchalisch-traditionaler Autorität beruhender Herrschaft. Als erfolgreicher, materiell-technisch und militärisch überlegener Staat ragte allein das in mehreren Kriegen siegreiche, von nahezu der gesamten islamischen Welt ungeliebte Israel hervor.

Von einem wirklichen Friedenszustand konnte daher im Nahen Osten - ungeachtet der zwei Friedensverträge Israels mit Ägypten und Jordanien - kaum je die Rede sein. Unbestreitbar brachte der von Präsident George W. Bush und den neocons inszenierte zweite Krieg 2003 gegen den  irakischen Diktator Saddam Hussein die gesamte labile Tektonik zum Einsturz. Entsprang bereits der von den "rechten", in Wirklichkeit mehrheitlich ex-liberalen Neokonservativen angestrebte regime change in Richtung "demokratische Neuordnung" einer Mischung aus Unwissen, Realitätsblindheit und wishful thinking so wiederholte sich das verhängnisvolle Spiel, als der von nahezu allen westlichen Mächten und Medien begrüßte "arabische Frühling" in blutiges Chaos mündete. Der von Terror und Verwüstung getragene Aufstieg des "Islamischen Staates" gehörte zu den Spätfolgen des Irakkriegs von 2003, als sich  gedemütigte Offiziere und Soldaten des von den Schiiten gehängten Saddam Hussein den Djihadisten zuwandten.

Die Zusammenhänge zwischen dem Irakkrieg von 2003 und dem 2011 in Syrien ausgebrochenen Bürgerkrieg sind so evident wie verwirrend. Wie kam die Zweckallianz zwischen den Kurden unter Masoud Barzani im nördlichen Irak und dem türkischen Herrscher Erdogan zustande? Unter welchen Umständen waren die USA (und die Bundesrepublik) bereit, den mit der - nach wie vor nicht gänzlich ohne Grund als "Terrororganisation" eingestuften - PKK liierten Kurden im Norden Syriens zu militärischer Kampfkraft zu verhelfen? Warum stellt sich Erdogan seit kurzem gegen die von ihm über Jahre geförderten Djihadisten im syrisch-türkischen Grenzbereich? Welche Absicht verfolgt er mit seiner plötzlichen Annäherung an Putin (und umgekehrt)? Ist damit zu rechnen, dass Saudi-Arabien und Quatar sich mit der Vertreibung der maßgeblich von ihnen ausgestatteten Djihadisten - und mit der vollständigen Niederlage der sunnitischen Erhebung abfinden werden?

IV.
Der große Unterschied zu dem Irakkrieg von 2003 liegt in dem vom "Westen" - unter Führung des als zu zaghaft gescholtenen Präsidenten Obama -  ungehinderten Auftreten Rußlands als schlagkräftiger Verbündeter des syrischen Herrschers Assad.  Es gehörte zu einer der großen Ironien der jüngeren Geschichte, wenn aus den soeben angekündigten Verhandlungen zwischen Russland, Iran und der Türkei ein Friedenskonzept für Syrien hervorginge, durchsetzbar durch weitere, koordinierte militärische Aktionen. Damit würde - ohne Zutun der am Nahen Osten interessierten westlichen Mächte und ohne Vermittlung der UNO - durch klassische Machtpolitik und -diplomatie ein Zustand geschaffen, der zwar noch keinen dauerhaften Frieden für den Nahen Osten verheißt, aber den Teufelskreis von Erhebung, djihadistischer Barbarei und Intervention von außen durchbricht.

Mehr als eine moderate Hoffnung scheint es für den Nahen Osten nicht zu geben. Mit dem Einzug von Donald Trump  ins Weiße Haus am 20. Januar kommt ein unberechenbarer Akteur ins Spiel.  Ob es zu der von Trump im Wahlkampf propagierten, durch Berufung des Putin-Freundes Rex Tillerson ins State Department anscheinend bekräftigten Annäherung an Rußland und somit zu einer Art friedensstiftenden Doppelhegemonie kommt, steht noch in den Sternen. Wie ein Präsident Trump eine neues, "besseres" Atomabkommen mit Teheran aushandeln will, weiß er vermutlich selbst nicht. Ob ihm - nach all den vergeblichen Bemühungen eines John Kerry - überhaupt eine Rolle als Friedensstifter im Nahen Osten vorschwebt, ist nicht minder ungewiß. Mit der Ernennung eines zelotischen Anhängers der jüdischen Siedlungsbewegung auf der Westbank schwindet die Aussicht auf die Rettung des Zwei-Staaten-Modells zur Lösung des für Nahost zentralen Israel-Palästina-Konflikts.

Conclusio: Wir dürfen die Aussichten auf einen umfassenden Frieden im Nahen Osten nicht allzu hoch einschätzen. Umgekehrt sollten wir angesichts der jüngsten Bilder aus Aleppo die Hoffnung, dass das Gemetzel in Syrien endlich aufhört, nicht zu gering schätzen.






Montag, 19. Dezember 2016

Karl Feldmeyer - post mortem eines unabhängigen Journalisten

Soeben erfuhren wir vom Tod des früheren FAZ-Redakteurs Karl Feldmeyer. Er hatte sich seit Jahren mit schweren Rückenleiden geplagt. Er behalf sich mit Gehhilfen - den neudeutschen Euphemismus für „Krücken“ hätte er mit mildem Lächeln kommentiert - und ertrug Schmerzen, die selbst durch die allfälligen Medikamente kaum zu lindern waren, ohne wohlfeile Anteilnahme zu erwarten oder gar in Selbstmitleid zu verfallen. Solch tapfere Haltung angesichts anhaltenden Leidens ist als vorbildlich zu bezeichnen.

Derlei Haltung entsprach seinem Berufsethos als Journalist, in dem souveräne Faktenkenntnis und Charaktereigenschaften wie Disziplin, Objektivität, moralische Urteilskraft – und politische Leidenschaft im Sinne Max Webers - zusammengehörten. Nach einem Voluntariat bei der „Frankfurter Neuen Presse“ und dem Studium der Geschichte und der Politikwissenschaft trat Feldmeyer (geb. 1938) in die Redaktion der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Feldmeyers Hauptarbeitsgebiete  - waren die CDU und  und Sicherheitsfragen, über lange Jahre als Korrespondent in Bonn und ab 1999 in Berlin – zehn Jahre nach dem von ihm als einer der wenigen unbeugsamen Patrioten der alten Bundesrepublik ersehnten Mauerfall. Als Konservativer, genauer: als liberaler, nationaler deutscher Patriot stand er der CDU nahe, ohne je daran zu denken, ihr beizutreten. Auf die Frage, ob er nicht der CDU-Familie zugehöre, antwortete er einmal der taz: "Nein, aber ich bin national und konservativ. Ich bin aus Ihrer Sicht also schlimmer als die CDU." (http://www.berliner-zeitung.de/15623710 ©2016) Eine Parteimitgliedschaft hätte die journalistische Unabhängigkeit beeinträchtigt. In den 1980er Jahren, als der Bonner Parteienkonsens die „deutsche Frage“ ad acta gelegt hatte, gehörte Feldmeyer zu den wenigen westdeutschen „Dissidenten“, die angesichts der „Perestroika“ Gorbatschows, inspiriert von verfehltem Wettrüsten und ökonomischem Rückstand der Sowjetunion, eine aktive Deutschlandpolitik forderten. Nicht zufällig geriet er darüber mit Bundeskanzler Kohl in Konflikt, der in Frankfurt intervenierte, um den mißliebigen Kritiker loszuwerden.. Die Zeitung stellte sich vor ihren Redakteur.

Auch nach zu der von Kohl unerwartet ergriffenen Chance zur Wiedervereinigung kamen keine neuen Sympathien auf. Als Kohl den im Einigungsvertrag mit der DDR fixierten Verzicht auf die Restitution von Grundeigentum in der Sowjetischen Besatzungszone mit einer angeblichen Forderung Gorbatschows begründete, sprach Feldmeyer von einer "vorsätzlichen Täuschung des Parlamentes ... und dem Entzug des Grundrechtes auf Eigentum". Nicht minder scharf attackierte er das Verhalten Kohls in der 1999 aufgedeckten Parteispendenaffäre, welche Angela Merkel zu ihrer Karriere verhalf.

Für altersgemäße Resignation im Ruhestand war ein Mann wie Feldmeyer nicht geschaffen. Als scharfer Beobachter der Weltläufte zählte er nicht zu den „Putin-Verstehern“, sondern mahnte angesichts des Ukrainekrieges und der prekären Lage der baltischen Staaten die Stärkung der NATO und den zügigen Wiederaufbau einer deutschen Armee an. Im März 2015 schrieb er bei „Cicero“ über Junckers Pläne für eine EU-Armee: „Die EU...ist ein Staatenverbund ohne hinreichende  Identität, für den man sein Leben kaum zu riskieren bereit  wäre.  Söldner, die es für Geld tun, ließen sich wohl finden. Aber welche „Werte der Europäischen Union“ könnten Söldner verteidigen, denen es nur ums Geld geht, so wie den Landsknechten im Dreißigjährigen Krieg?“http://cicero.de/weltbuehne/sicherheitspolitik-eine-eu-armee-ist-keine-loesung/58978 Der Text ist eine vorweggenommene Zurückweisung der jüngst von Merkels Verteidigungsministerin von der Leyen ventilierte Anwerbung von bezahlten „Werte-Verteidigern“ aus aller Welt.

Ähnlich lautete sein Urteil über Merkel. In Widerspruch zu einer „Bild“-Eloge schrieb er in seinem letzten Blog-Eintrag (26.03.2016): „Jetzt aber hat man sich in der EU auf Regeln darüber verständigt, wie zu verfahren ist, wenn ein Euro-Land notleidend wird – was der Vertrag ausschließt... Was man heute den Griechen gewährt, wird man aber morgen den anderen nicht verweigern können. Damit ist der Weg zu einem weichen Euro beschritten. Um dies zu verhindern, hätte die Kanzlerin wirklich ´eisern´ sein und auf der Einhaltung des Maastrichter Vertrags ohne Wenn und Aber  bestehen müssen – auch wenn dies zum Ausscheiden des einen oder anderen Landes aus dem Euro führen sollte. Es wäre kein Verlust. In Brüssel wurde dagegen der Bruch geltender Verträge und das Ende des Euro als Hartwährung beschlossen. ´Bild’s´ ´Eiserne Kanzlerin´ hat sich als Fata Morgana erwiesen.“ http://karlfeldmeyer.de/?p=172

Für sein journalistisches Werk wurde Feldmeyer zweimal mit dem hochangesehenen Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet. Mit seinem Tod verliert die deutsche Publizistik einen Autor, wie sie im medial-politischen Komplex der Bundesrepublik in der Ära Merkel selten geworden sind.

Montag, 12. Dezember 2016

Antipopulismus: Grüne Gestalttherapie für Menschen


I.
"Populismus" ist seit ein paar Jahren das schmutzige Wort des Jahres, rangiert noch klar vor"Trolls".  Populisten sind alle anderen außer uns, den wahren Demokraten. Die guten Demokraten finden wir in Merkels CDU, die besseren in Gabriels SPD, die besten unter Göring-Eckardts Grünen. Um den Inhalt des Begriffs brauchen wir uns nicht zu kümmern, denn Populismus bedarf keiner Definition. Er ist schlecht und riecht auch so. Oder möchte etwa einer von uns mit Donald Trumps Vulgarität in Berührung kommen? Trump ist vulgär (klingt nach "Volk", irgendwie) und Populist. Bill Clinton ("It´s the economy, stupid!") war´s nicht, obwohl er aus dem Prekariat von  Hope, Arkansas, stammt und sich zu Zeiten auch so benahm. Hillary war und ist keine Populistin, sondern Methodistin, Demokratin, treue Gattin/Mutter/Schwiegermutter, in Bills zivilgesellschaftlicher Stiftung engagiert und - Feministin.

Die lautersten, moralischsten und klügsten Demokrat+++xyz***en sind hierzulande die Grünen. Sie schützen die Schwachen, die Minderheiten, bewahren den Frieden, die Natur, sowie - im Bündnis mit allen "Linken" - als "Linke" die ganze Menschheit vor den "Rechten", vor dem tumben Volk hierzulande und weltweit. Populismus ist ihnen schon deshalb fremd, weil sie das "Volk", also die ohne Bachelor (mask.), ohne private Ferienwohnung und ohne unbefristete Stelle im gehobenen Dienstleistungssektor, weder kennen noch als potentielles Wahlvolk ernstlich in Betracht ziehen.  Demagogie, das Handwerk der Populisten, lehnen sie aus innerster Überzeugung ab, selbst die leidenschaftliche Kämpferin Claudia Roth, die den lieben Gott als Patriarchen ("Herr") anruft, er möge "Hirn auf die Köpfe"  - der anderen - regnen lassen.

II.
Der Populismus ist "rechts", wie schon aus dem  Kompositum "Rechtspopulismus"  hervorgeht. Der "Linkspopulismus" ist seit kurzem nicht mehr existent, weil die Partei mit dem Etikett die "Linke" für den Kampf gegen rechts unentbehrlich ist. Ganz in diesem Sinne kämpft Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender der "Grünen" im Bundestag,  in einem FAZ-Gastbeitrag (vom 09.12.2016)  unter dem kämpferischen Titel "Hat die Linke das Kämpfen verlernt?"

Zusamengefaßt geht der Kampf so:  Seit Trumps völlig unerwartetem Wahlsieg  wittert die "Rechte" Morgenluft, deren weiteren Aufstieg - gemeint ist die AfD - gilt es zu verhindern. Wie? Indem man die unter uns Linksliberalen aufsteigende Verzagtheit - falsche Selbstkritik hinsichtlich der "politischen Korrektheit" und der von "Linken" (nicht etwa "Rechten") betriebenen Identitätspolitik -  kämpferisch zurückweist. Die "falsche, hochgefährliche Sündenbock-These", für "die Probleme" im Rust Belt oder in den Industriestädten Englands sei der  "Kampf  für die gleichen Rechte von Frauen, Schwulen, Lesben und Leuten mit anderer Hautfarbe verantwortlich zu machen", sei leider  links und rechts zu hören. (Zur Erläuterung; Der Autor ist von Haus aus Biologe, nicht Deutschlehrer.)

"Was für ein Unsinn!" Nein, der "Gleichstellungskampf"  - inklusive Unisex-Toiletten, "wie schon seit 100 Jahren in den Zügen der Deutschen Bahn"  - muß gegen die "echten und automatischen Trolls, die sich gleich wieder unter diesem Artikel versammeln werden",  geführt werden."Und, ja auch gegen  Islamisten verteidigen wir diese Werte."  Um für edle Ziele zu kämpfen, bedarf es eines Glaubensfundaments, weiß auch der grüne Kämpfer. Seine für den "Gleichstellungskampf" motivierenden Werte findet er  - wo auch sonst? -  im Grundgesetz  und in den  Menschenrechten. Gut so. Fundamentalismus duldet keine Zweifel hinsichtlich der Ausdeutung und Zwecknutzung gewisser Dogmen (wie sie dereinst noch Karl Marx hegen durfte.).

III.
Der Kämpfer gegen die "Trolle" will keineswegs die "soziale Frage" ad acta legen. Im Gegenteil. Es geht darum, "Menschen in die zusammenwachsende Welt mitzunehmen". In Trumps Wahlsieg, beim Brexit und beim erfolgreichen Stimmenfang von FN und FPÖ komme "auf destruktive Art auch Protest gegen den entfesselten globalen Handel zum Ausdruck."

Natürlich ist "diese nationalistische Globalisierungskritik  aufs schärfste abzulehnen". Für Menschen, die angesichts der Weltlage von Skepsis erfüllt noch etwas warten müssen, abgeholt und mitgenommen zu werden, hat der grüne Politiker ein überzeugendes Programm parat: "Aber internationale Zusammenarbeit kann nur dauerhaft funktionieren, wenn wir sie zum Vorteil aller Menschen und aller Regionen gestalten. Wenn uns das nicht gelingt, fällt die Welt zurück in den national-kollektiven Identitätsrausch und den Hass gegeneinander." Und: "Handel muss fair sein, soziale Ungleichheit darf nicht aus dem Ruder laufen." Noch etwas gehört zur Gestalttherapie für Populismusanfällige:  "Verlierer von Veränderung brauchen faire Chancen und Hilfe, keine kalte Schulter."


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Mittwoch, 7. Dezember 2016

Kurze Informationen zur politischen Weiterbildung

Zur Information meines Publikums, das meine Beiträge zur politischen Bildung des Populus Teutonicus atque Europaeus bislang nur auf meinem Blog verfolgt, übermittle ich folgende Kurzberichte,  Kommentare  sowie meine Annmerkungen auf facebook zu Merkels CDU-Parteitag.:

I.
Levin von Trott:
Die WELT berichtet vom CDU-Parteitag und zitiert einen Delegierten: "Ich bin mit Groll hergereist. Ich hatte mir schon vorgenommen, ziemlich auf den Putz zu hauen. Aber ich bin begeistert von der Rede der Kanzlerin und ich bin dankbar".
Es gibt in der deutschen Geschichte eine seltsame Neigung zum Autoritären - derzeit verbunden mit der Überzeugung, autoritär wären stets die anderen, während man selbst die Utopie der Herrschaftsfreiheit, das multikulturelle Paradies, verwirklicht habe. Pars pro toto verweise ich auf Wilhelm Hennis' brillante Analyse der Dialektik der Demokratisierung ("Demokratisierung - zur Problematik eines Begriffs").

Ferdinand Knauß:
Solche Stimmen habe ich gestern auch mehrfach vernommen.
Herbert Ammon:
Die Disposition, den Groll in Begeisterung zu verkehren, ist die wichtigste Voraussetzung für einen Delegierten - egal auf welchem Parteitag. H.A.
Ferdinand Knauß: 
 Gute Beobachtung!

II.
Meine Anmerkung zum  Kommentar von  Ferdinand Knauß "Merkel balsamiert die Konservativen" http://www.wiwo.de/politik/deutschland/cdu-parteitag-merkel-balsamiert-die-konservativen/14943296.html 

H.A.:
Vor einem Jahr war ihr noch "doch egal, ob ich"  an dem Millionenzustrom "schuld bin oder nicht. Jetzt sind sie da." Jetzt will sie´s anscheinend nicht mehr wissen. Das Parteivolk bejubelt derlei Vergeßlichkeit. Das gehört zum Charakter einer echten Volkspartei.

Samstag, 3. Dezember 2016

Kurzmeldung -

Kurzmeldung an die community meiner "Unz(w)eitgemäßen Betrachtungen":

Liebe Fans, Freunde und -innen, um meinem Ärger über die Weltläufte, insbesondere über die größtkoalitionäre Merkelei in "ihrem" Land mehr Resonanz zu verleihen, habe ich mich nach langem Zögern entschlossen, der wundersamen Freundevermehrung auf facebook beizutreten. Dort kriegt man Kurzkommentare im Nu unter. Ich habe auf diese Weise eine Reihe netter Frauen migrantischer Herkunft  kennengelernt, die dort noch ohne Kopftuch, Niqba, Schador etc. auftreten dürfen.

Ich bitte die Verächter der Internet-Religion um Verständnis. Time is money, verkündete schon Benjamin  Franklin, Erfinder des Blitzableiters. Für die Unz(w)eitgemäßen Betrachtungen benötige ich in der Regel mehr des kostbaren Gutes. Blitzeingebungen  in  meinem Almanac zum Zwecke des ewigen Friedens finden Sie fortan in Mark Zuckermans global digitaler Befreundungsmaschine - sofern nicht unbotmäßige Betrachtungen von eifrigen Zensoren ("Zensoren.../.../.../...sind Dummköpfe", Ludwig Börne) gelöscht werden.