Dienstag, 24. Juni 2025

Vermischtes zu Johanni 2025

An Johanni 2025, im Kirchenkalender zum Gedenken an Johannes den Täufer und dessen erotisch-makabres Martyium  auf den 24. Juni  festgelegt, inspirierte der Umschlag von geisttötender Sommerhitze zu angenehmeren Temperaturen, begleitet von  - gleichfalls dem Klimawandel zuzuschreibenden - stürmischen, selbst todbringenden Windstößen,  zu einem  Kommentar zum Tagesgeschehen. 

Eine  Betrachtung der Weltpolitik sollte auch den festiven Höhepunkt des westlich-globalen Politkalenders, die große Berliner-CSD-Parade am 28. Juni, ins Auge fassen. Das von - nicht-binärem Eros und  Ecstasy befeuerte Spektakel - mit kopulativen Performances als ästhetischen Highlights - wird sich nach durchfeierter Nacht bis zum  29. Juni hinziehen, dem  heute  nur  noch glaubensfesten Katholiken bekannten  Festtag  Peter und Paul. (Merke: Simon Petrus war cis,  binär, und verheiratet; Saulus/Paulus war zölibatär  und frauenfeindlich.)  Welche Fahnen sollen also  am 28. auf dem Reichstag aufgezogen werden? Und in welcher Form sollen  oder dürfen -  nach Maßgabe der Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) -  Angehörige der Bundestagsverwaltung den Umzug mitgestalten ? Richtig, es handelt sich um politische  Fragen ersten Ranges. 

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Doch auch  die großen Ereignisse - die koordinierten Donnerschläge Netanyahus und Donald Trumps gegen die nach Atomwaffen strebenden Mullahs -  können nicht außer Betracht bleiben. Daher nur kurz: Was der UNO-Generalsekretär Guterres, Merzens Außenminister Wadephul oder  die einst "vom Völkerrecht"  hergekommene Annalena Baerbock, demnächst Vorsitzende der UN-Vollversammlung in New York, zu den zielgenauen Militäraktionen Israels  und  der USA zu sagen haben, ist bezüglich des Fortgangs der Dinge irrelevant. 

So schmerzlich die Einsicht für deutsche und migrantische Friedensfreunde sein mag - entscheidend ist bei mit kriegerischen Mitteln betriebener Machtpolitik der Erfolg. Wir werden sehen, ob Khameini und seine Gefolgsleute - nach dem von Trump verkündeten Waffenstillstand  - geneigt oder genötigt sind, ihre auf Vernichtung Israels zielenden Machtprojektionen aufzugeben. Es  bleibt abzuwarten, ob sie sich fortan auf Sicherung ihres Regimes  beschränken oder ob es am Ende  in Teheran  gar  zu einem wünschenswerten  regime change kommt. 

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Ähnliches gilt für den von Merz und seinem Vizekanzler Klingbeil vorgesehenen Haushalts- und Schuldenplan. Wenn die Abermilliarden gesamtwirtschaftlich keine Wirkung erzielen sollten,  gehen  wir gefährlichen Zeiten entgegen. Dann steht - eher früher als später - der gesellschaftliche Frieden auf dem Spiel. Dann ist das große Konzept der  postnationalen, ethnisch-kulturell pluralen Wertedemokratie schlicht  nicht mehr finanzierbar.   

Vor diesem Hintergrund gewinnt der "Sieg" des biographisch bunten "Compact"-Herausgebers Jügen Elsässer über die Ex-Ministerin Nancy Faeser vor dem Bundesverwaltungsgericht Leipzig an Bedeutung. Elsässers  Magazin mag  in Teilen als rechtsextremistisch indiziert sein, so die Richter. Nichtsdestoweniger  sei - auch noch so polemische - Kritik an der nach wie vor anhaltenden Immigration und den  Folgeproblemen (Bildungsnotstand, Jugendgewalt, Vordringen des Islam) unter dem Aspekt der Meinungsfreiheit - und der demokratischen Willensbildung - verfassungskonform. Begriffe wie "le grand remplacement" sind folglich zulässig. Wie die Zukunft unserer "bunten" Republik - und ganz Westeuropas - bereits in knapp einer Generation aussehen wird, ist abzusehen. Wie  sie zu bewältigen sei, wissen leider weder  Elsässer, noch die AfD, noch die Links-Grünen, noch die Kirchenfürsten, noch die Bundesregierung.  

Eine Vorstellung, wie die plurale Wertdemokratie zu gestalten sei, vermittelt die schwarz-grüne Landesregierung in Berlin.  Verbeamteten Frauen mit Migrationshintergrund soll künftig das Tagen ihres Kopftuches - sofern kein sichtbar gegen das Neutralitätsgesetz verstoßendes religiöses  Symbol - erlaubt sein. Über die Art  und religiöse Aussagekraft des Kopftuchs und dessen Variationen - Hijab, Niqab, Schador - ließ der schwarz-rote  Senat nichts verlauten. Er folgt mit seiner Gesetzesvorlage, die nach der Sommerpause im Abgeordnetenhaus behandelt werden soll, der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts von 2015. Welcher der beiden Karlsruher Senate, welche Richterinnen und Richter damals diese Entscheidung fällten, entzieht sich meiner Kenntnis. Ihre  Entscheidung fiel in das Jahr jener fatalen Entscheidung der kinderlosen Kanzlerin Merkel.

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Der Themenkreis Migration/Immigration/Integration/Wertedemokratie ist und bleibt unerschöpflich, mit geringer Aussicht auf Lösung der darin angelagerten Konfliktmomente. In den Kreisen der allseits - eben auch staatlich - geförderten NGOs wird das Vorgehen der griechischen Regierung Empörung hervorrufen, mit Schiffen der Kriegsmarine  Flüchtlingsboote aus Libyen von der Weiterfahrt nach Griechenland abzuhalten.  "Nicht die Schleuser werden darüber bestimmen, wer nach Griechenland  einreist," sagte Ministerpräsident Mitsotakis. Wir  warten mit gespanntem  Interesse,  wie die EU-Kommission auf diese Erklärung reagieren wird. 

Soeben ist zu erfahren, dass vor den Balearen fünf gefesselte Leichen aus dem Meer gezogen wurden. Es heißt, für Überfahrten auf überfüllten Booten nach Spanien müssten die  Migranten jetzt bis zu 10 000 Euro bezahlen. Ob die Bundesregierung einen zukunftsweisenden  Kommentar zum Dauerthema Migration-Schlepperbanden-Asylrecht abgeben wird, muss offen bleiben. Man will  schließlich der AfD keine  Argumente liefern.  

 


Montag, 2. Juni 2025

Deutsche Feiertage in Zeiten sinkender Wirtschaftsdaten

Als nationale Stereotypen europa- und weltweit noch im Schwange waren, galten die Deutschen als arbeitsam, tüchtig und wirtschaftlich erfolgreich, aber  unbegabt für das savoir vivre. Das entsprechende Bild enstand mutmaßlich nach der Reichsgründung.  (Deren  Datum  ist  anno 2025 wiederum nur noch den Reichsbürgern und den Verfassungsschützern geläufig.)  Damals, zu Kaisers Zeiten,  schlug das protestantische Arbeitsethos  bei preußischen Kalvinisten, sächsischen Lutheranern, selbst bei bayerischen und rheinischen  Katholiken durch, wirkte bewusstseinsprägend auf Unternehmer, Handwerker und  sozialistische Industriearbeiter. Auch das auf Leistung ausgerichtete Bildungssystem - von den Volksschulen  bis hinauf zu den exzellenten Universitäten und Technischen Hochschulen - fungierte als hochproduktiver Wirtschaftsfaktor.  Entsprechend gelang den Deutschen in wenigen Jahrzehnten  der Aufstieg zur  ungeliebten Weltmacht. 

Das Wirtschaftswachstum ermöglichte - bei unübersehbar fortbestehendem Elend in den Arbeitervierteln der Industriestädte - eine progressive Steigerung der Reallöhne sowie den Aufbau eines Sozialsystems, das sich gegenüber den anderen kapitalistischen Industriestaaten beispielhaft abhob.  

Entgegen des eingangs erwähnten Vorurteils hatten die Deutschen trotz aller Liebe zur Arbeit auch stets einen Hang zum Feiern. Einer ihrer beliebtesten Feiertage ist bis heute Christi Himmelfahrt. Beliebt ist der betreffende Donnerstag im Mai nicht wegen seiner christlichen Herkunft, sondern einerseits wegen seiner Eignung  für  Kurzurlaube (mit dem darauf folgenden Freitag als "Brückentag") bei der gehobenen, öffentlich bediensteten Mittelschicht und andererseits wegen seiner Eignung zu  progressiv alkoholisierter Fröhlichkeit am Vatertag - in der untergegangenen DDR auch bekannt als "Herrentag" - bei  indigenen männlichen Bevölkerungsgruppen, die ungeachtet aller queerness-Pädagogik noch immer kleinbürgerlich patriarchalischen Traditionen anhängen. 

Vatertage gibt es rund um die Welt zu diversen Daten, aber keinen Vatertag deutscher Qualität, schon gar nicht an einem arbeitsfreien Wochentag. Laut Wikipedia verdankt der deutsche Vatertag  https://de.wikipedia.org/wiki/Vatertag seinen Ursprung Berliner Brauereien,  die zu Kaisers  Zeiten zwecks Umsatzsteigerung bierselige Maiausflüge  ins Grüne anpriesen. 

Die nächste Gelegenheit zum Feiern (oder Urlauben) bieten zehn Tage nach Himmelfahrt   die Pfingsten. Auch hier erinnern sich nur noch die wenigsten and den christlichen Ursprung und die neutestamentlich griechische Bedeutung des Wortes. Die Anfangszeilen von Goethes "Reineke Fuchs" (/Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen!/ es grünten und blühten Feld und Wald;/) kommen nur noch einer Handvoll Bildungsbeflissener in den Sinn.  Aber jedermann (w/m/d) weiß den Wert der beiden Feiertage zu schätzen. 

Was die doppelten Feiertage an den den ehedem christlichen Festen betrifft, sind die Deutschen nach wie vor führend. Kaum ein anderes europäisches Land, erst recht nicht die USA,  leistet sich an Ostern und Pfingsten zwei freie Tage hintereinander, d.h.  zwei für die Wirtschaft verlorene Arbeitstage. 

Gut, jedes Land braucht auch einen Nationalfeiertag. Die Bundesrepublik Deutschland hat ihren am 3. Oktober. Manchmal von herbstlicher Sonne golden beglänzt,   erinnert er die Deutschen an ihre dank Gorbi wiedergewonnene Einheit sowie an den Tag der offenen Moschee. Längst vergessen ist im westlichen Deutschland - nicht in den von AfD und Herrentagen geprägten "neuen" Bundesländern - der 17. Juni, einst "Tag der deutschen Einheit", der ehedem zum Feiern und/oder Urlauben im Sommer einlud. 

Nach mancherlei historischen Wechselfällen ist  Berlin, die alte Reichs-, dann Hauptstadt der DDR, seit 1990 formale und seit 1991- dank knapper Mehrheit im Bundestag zu Bonn - reale Bundeshauptstadt. Berlin, ehedem die größte deutsche Industriestadt, gehört  trotz vielerlei subventionierter Start-up-Kleinunternehmen - neben dem ähnlich desolaten Stadtstaat Bremen -  zu den Bundesländern , die aufgrund fehlender Wirtschaftsleistung (und folglich geringer Steuereinnahmen) - zum Unmut der oktoberfestfreudigen Bayern -  vom Länderfinanzausgleich leben. Berlin ist arm, aber sexy. An Pfingsten feiert man hier  den Karneval der Kulturen, im Queer Month wird umfassend  tage- und nächstelang  gefeiert, was  jeweils an den Tagen danach Sonderschichten für die Stadtreinigung erfordert. Oder auch nicht; dann bleibt der Dreck eben länger liegen.    

Seit 2019 feiern die  Berliner (w/m/d) - dank Beschluss des damals  rot- rot-günen Senats -  am 8. März den arbeitsfreien  Weltfrauentag.  In diesem Jahr 2025  kam der 8. Mai als Tag der Befreiung hinzu. Der soll aber künftig nur alle fünf Jahre arbeitsfrei gefeiert werden, wenngleich  geschichtsbewusste Genossinnen und Genossen sowie viele - dem Namen nach - Grüne an diesem Tag die DDR zurückwünschen, wo vom 1. Mai bis zum 8. Mai die Fahnen zum Feiern gleich hängenblieben. Zum Berliner  Feiertagsvergnügen am 1. Mai gehört der "revolutionäre 1. Mai", der  wiederum erhebliche Reinigungskosten und Überstunden für die Polizei nach sich zieht. 

Über Feiertage freut sich das Volk, nicht jedoch - ausgenommen das  Gaststätten- und Hotelgewerbe - die Wirtschaft. Angesichts bedenklicher ökonomischer Daten - ins Minus tendierendes BIP, drohender Kollaps des Rentensystems, expandierende Kosten im Gesundheitswesen -  fordern Wirtschaftsexperten eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit und den späteren Eintritt ins Rentenalter. 

Als eine Notlösung - nicht als  tragendes Konzept -  zur Rettung der Sozialsysteme  bringen Unternehmer und Ökonomen den Wegfall des einen oder anderen Feiertags in Spiel. In Deutschland hat ein derartiges Nachdenken über die Zukunft der Wohlstandsgesellschaft  jedoch keine Chancen. Dagegen würden nicht nur die Gewerkschaften Sturm laufen. Die gesamte Volksseele, das für Populismus anfällige Volk,  würde sich empören. Denn die Deutschen lassen sich die Lust am Feiern nicht verderben. Himmelfahrt bleibt uns als Vatertag, auch wenn er  als gesetzlicher, arbeitsfreier Feiertag - wie  im Jahr zuvor der 1. Mai - erst 1934 in der Nazizeit eingeführt wurde.


 

 


 

 

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Vatertag