Von Politikern (hier: genderneutraler Begriff pars pro toto) zu verlangen, alle Weltprobleme zu analysieren, zu verstehen und sodann zu "lösen", ist zuviel verlangt. Sie sind auf Expertisen aus der Wissenschaft angewiesen. Nun gehen auch in der Wissenschaft - nicht nur in der dismal science der Wirtschaftswissenschaft - Theorien, Thesen und Meinungen oft auseinander, bisweilen streitet man sich wie die Fischweiber. Gemäßigte Zeitgenossen unterscheiden zwischen Mehrheits- und Minderheitsmeinungen, radikalere operieren mit den Begriffen Wahrheit und Lüge. In einer hochmoralischen Gesellschaft wie der deutschen laden sich Kontroversen mit der apokalyptischen Unterscheidung von Gut und Böse auf. Entsprechend geht es im Zeichen der Klima-, Corona- und Flüchtlingskrisen in politicis zu. Mit der Sorge um Toleranz und die Bewahrung "demokratischer Werte" gut kaschiert, unterliegt das Spiel um letzte Wahrheiten in Krisenzeiten dem Freund-Feind-Schema.
Zur Corona-Krise - derzeit laut Statistik und besorgter Proklamationen in einer zweiten Welle über uns gekommen - werde ich mich nicht äußern, außer dass ich nicht zu den "Corona-Leugnern" gehöre und auch nicht an dem Auftrieb der Massen an der Siegessäule oder gar auf den Reichtstagsstufen beteiligt war. Es heißt abwarten, bis entweder ein Impfstoff gefunden ist oder a) dank verschärftem Lockdown oder b) langsamer Durchseuchung und fortschreitender Resistenz die Krise bewältigt ist. Im übrigen schützt man sich als Angehöriger der Risikogruppe vor dem Schlimmsten durch Zweckoptimismus.
Meine Meinung ("Haltung") zur permanenten Flüchtlingskrise ist bekannt. Solange die Pull-Faktoren ("Willkommenskultur" und Milliardenprogramme für Diversität oder wahlweise Integration) das politische Klima in diesem unserem Lande bestimmen, braucht man sich um eine Minderung der Push-Faktoren (Bürgerkriege, Unterdrückung, reales Elend oder relative Armut, last but not least enormes Bevölkerungswachstum samt Umweltzerstörung) nur wenig Gedanken zu machen. In der Bundesrepublik Deutschland erschöpft sich der diesbezügliche öffentliche Disput in einem Wettstreit von realer oder gespielter politischer Naivität, überhöht von Moral (im buchstäblichen Sinne von Hyper-Moral) .
Der Klimawandel ist seit etwa dreißig oder schon vierzig Jahren erkennbar. In diesem Punkt erscheint die deutsche Verachtung für den "Klimaleugner" Donald Trump als empirisch-wissenschaftlich fundiert und moralisch berechtigt. Wenn es sich indes um die menschengemachten Ursachen der globalen Erwärmung handelt, kommt man an dem heiklen Thema Bevölkerungswachstum und Umweltzerstörung - nicht nur in Brasilien unter Jair Bolsonaro, sondern vor allem in Afrika - nicht vorbei.
Schuld am Klimawandel ist nach weitgehender Mehrheitsmeinung die CO2-Emission aufgrund des mit der Industriellen Revolution einsetzenden, im 20. Jahrhundert ins Zigfache gesteigerten Verbrauchs fossiler Energien, obenan Kohle und Erdöl. Es war die Katastrophenprophetin Greta Thunberg, die in einem unbedachten Moment den Gedanken äußerte, den Ausweg aus der globalen Klimakrise eröffne die Rückkehr zur Atomenergie. Angesichts allgemeiner Empörung hat sie ihre Position diesbezüglich offenbar revidiert. Inzwischen äußert immerhin auch der eine oder andere grüne Protagonist diesen ketzerischen Gedanken. Zugegeben: Selbst die vom deutschen Atomausstieg vernachlässigte Entwicklung von "modernen" Reaktormodellen bergen - erheblich verminderte - Risiken bei der Endlagerung. Nichtsdestoweniger denkt man in den östlichen Nachbarländern, selbst nicht in Schweden, nicht im mindesten an einen Ausstieg aus der nuklearen Engergiegewinnung. Unbeeindruckt von westlichen Ängsten, basiert der ökonomisch-technische Aufstieg Chinas zur (derzeit noch) zweiten Weltmacht auf Energiegewinnung aus Kohle- und Atomkraftwerken.
Wir im Westen hingegen wollen der globalen Selbstzerstörung durch erneuerbare Energien entgegenwirken, insbesondere in Deutschland: Wir schaffen das! Ganz "problemlos" , etwa ohne Widerstände auf dem reaktionären platten Land - lässt sich der grüne Umstieg biogenährter Menschen aufs Fahrrad - und von Senioren/innen tunlichst zu meidende Radschnellwege in Berlin und anderswo - zwar politisch nicht schaffen. Den rettenden Ausweg aus der Klimakrise sollen jedoch die wiederum kräftig subventionierten Elektroautos bieten. (Siehe etwa "Elektroauto Spezial", 12-seitige Beilage zur FAZ v. 19/20.09.2020.) Nicht nur halb Brandenburg - außer den vergeblich protestierenden Waldschützern -, sondern das ganze grüne Deutschland freut sich über die Bau der riesigen Produktionsstätte des Tesla-Tycoons Elon Musk bei Grünheide im Südosten der Hauptstadt.
Wer sich seit langem angesichts der Landschaftszerstörung durch immer zahlreichere, immer höhere Windräder romantisch-sentimentale Gedanken macht, wer - im Hinblick auf die umweltzerstörerische Extraktion von Mineralien in der einstigen "Dritten Welt", auf die Produktionsabläufe sowie den akkumulativen Input von Energie - als "Laie" Zweifel an dem umweltrettenden Umstieg aufs Elektromobil und auf "saubere" Energiequellen, obenan die nur zwanzig Jahre tauglichen Windräder in schönster Landschaft hegt, sieht sich durch wissenschaftliche Studien bestätigt. Ich verweise auf eine detaillierte Kritik des herrschenden EEG-Positivismus in einem online-Aufsatz von Mark P. Wills: "Mines, Minerals and ´Green´ Ernergy: A Reality Check", https://www.manhattan-institute.org/mines-minerals-and-green-energy-reality-check
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