I.
Ist es in unserer Mediendemokratie eine
politische Sünde, zum aktuellen Zeitpunkt eine gute Nachricht
verpasst zu haben? Die gute Nachricht vernahm der bis zuletzt an
Standfestigkeit und Taktik Lindners und selbst Kubickis Zweifelnde
erst in den Frühstücksnachrichten, nicht etwa im
Frühstücksfernsehen, Gott bewahre.
II.
Am späten Sonntagabend hatte er sich
noch auf Arte einen hagiographischen Film über den
menschlich-allzumenschlichen Ernesto „Che“ Guevara angesehen –
mit einem leicht sächselnden unbekannten Historiker als
verständnisvollem Kommentator. Dieser wies immerhin hinsichtlich
Ches Massentribunal im Stadion von Havanna gegen einen der Chargen
des Batista-Regimes auf gewisse rechtstaatliche Verfahrensmängel
hin. Sonst war „Che“ nichts als liebevoller Bruder, Sohn und
spontan Liebender, liebevoller Vater und gescheiterter
Menschheitsbeglücker. Die tieferen Motive des Konflikts mit Fidel
blieben unbelichtet. Auch in Afrika wollte Che im Bürgerkrieg im
Kongo anno 1965 nur Gutes. Warum das mit Laurent-Désiré Kabila
(Papa des derzeitigen Demokratie-Lenkers in Kinshasa) nicht so recht klappte, war leider nicht zu erfahren. Stattdessen sah
man Bilder von Ches anschließendem – oder zwischenzeitlichen? -
Liebesurlaub mit (zweiter) Gattin Aleida in einem Hotel in Tansania.
Der mittlerweile längst ergraute jüngere Bruder schilderte Che als
herzlichen Spaßvogel und Kumpel. Nur Gutes über Che wussten
zwischendurch immer wieder zwei seiner Leibwächter zu berichten.
Auch eine alte Dame kam zu Wort.
Leicht gruselig waren nochmal die Bilder vom ausgemergelten, kranken Che mit wildem Haupthaar und wirrem Bart. Dabei legte Che sonst - anders als seine Mitkämpfer in der Sierra Maestre - Wert auf Körperpflege. Der tote Che glich danach wieder dem von zahllosen Jugendkohorten imaginierten, verehrten Messias. Dass es Che um den „neuen
Menschen“ ging, er mit Finanzen, Bilanzen und Realitäten hingegen nicht
viel anzufangen mochte, war schon bekannt. Danach konnte der
Citoyen-Konsument beseligt zu Bette gehen, im Wissen, dass der „neue
Mensch“ auf kapitalistische Weise durch die OECD, durch UNICEF
sowie durch Angela Merkels Flüchtlingspolitik und gründeutsche
Sozialindustrie geschaffen werden soll.
III.
Heute morgen alsdann vernahm man die glückliche
Nachricht von Angelas missglückten Wendemanöver auf
ihrem Segeltörn nach Jamaika, gestartet nach den Wahlen im September. Die Reaktion des noch nicht gänzlich
gründeutsch imprägnierten Wahlvolks brachte Christoph Schwennicke
in „Cicero“ in einem Satz auf den Punkt: „Dieser Montag ist ein
guter Tag für die lebendige Demokratie in Deutschland.“
Ein zusätzlicher Kommentar zum glücklichen
Ereignis erübrigt sich. Was die möglichen – und politisch
sinnvollen – Konsequenzen aus Merkels Schiffbruch betrifft, ist den
Globkult-Lesern (sc. -innen), insbesondere den Sozialdemokraten
und den Noch-Sozi-Affinen, der Blog-Eintrag von Gunter Weißgerber (MdB
1990-2009) zu empfehlen: „Danke FDP! Und wie weiter?“ https://www.weissgerber-freiheit.de/2017/11/20/danke-fdp-und-wie-weiter/
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