Montag, 20. November 2017

Che im Dschungel, Angela vor Jamaika

I.
Ist es in unserer Mediendemokratie eine politische Sünde, zum aktuellen Zeitpunkt eine gute Nachricht verpasst zu haben? Die gute Nachricht vernahm der bis zuletzt an Standfestigkeit und Taktik Lindners und selbst Kubickis Zweifelnde erst in den Frühstücksnachrichten, nicht etwa im Frühstücksfernsehen, Gott bewahre.

II.
Am späten Sonntagabend hatte er sich noch auf Arte einen hagiographischen Film über den menschlich-allzumenschlichen Ernesto „Che“ Guevara angesehen – mit einem leicht sächselnden unbekannten Historiker als verständnisvollem Kommentator. Dieser wies immerhin hinsichtlich Ches Massentribunal im Stadion von Havanna gegen einen der Chargen des Batista-Regimes auf gewisse rechtstaatliche Verfahrensmängel hin. Sonst war „Che“ nichts als liebevoller Bruder, Sohn und spontan Liebender, liebevoller Vater und gescheiterter Menschheitsbeglücker. Die tieferen Motive des Konflikts mit Fidel blieben unbelichtet. Auch in Afrika wollte Che im Bürgerkrieg im Kongo anno 1965 nur Gutes. Warum das mit Laurent-Désiré Kabila (Papa des derzeitigen Demokratie-Lenkers in Kinshasa) nicht so recht klappte, war leider nicht zu erfahren. Stattdessen sah man Bilder von Ches anschließendem – oder zwischenzeitlichen? - Liebesurlaub mit (zweiter) Gattin Aleida in einem Hotel in Tansania. Der mittlerweile längst ergraute jüngere Bruder schilderte Che als herzlichen Spaßvogel und Kumpel. Nur Gutes über Che wussten zwischendurch immer wieder zwei seiner Leibwächter zu berichten. Auch eine alte Dame kam zu Wort. 

Leicht gruselig waren nochmal die Bilder vom ausgemergelten, kranken Che mit wildem Haupthaar und wirrem Bart. Dabei legte Che sonst - anders als seine Mitkämpfer in der Sierra Maestre - Wert auf Körperpflege. Der tote Che glich danach wieder dem von zahllosen Jugendkohorten imaginierten, verehrten Messias. Dass es Che um den „neuen Menschen“ ging, er mit Finanzen, Bilanzen und Realitäten hingegen nicht viel anzufangen mochte, war schon bekannt. Danach konnte der Citoyen-Konsument beseligt zu Bette gehen, im Wissen, dass der „neue Mensch“ auf kapitalistische Weise durch die OECD, durch UNICEF sowie durch Angela Merkels Flüchtlingspolitik und gründeutsche Sozialindustrie geschaffen werden soll.

III.
Heute morgen alsdann vernahm man die glückliche Nachricht von Angelas missglückten Wendemanöver  auf ihrem Segeltörn nach Jamaika, gestartet nach den Wahlen im September. Die Reaktion des noch nicht gänzlich gründeutsch imprägnierten Wahlvolks brachte Christoph Schwennicke in „Cicero“ in einem Satz auf den Punkt: „Dieser Montag ist ein guter Tag für die lebendige Demokratie in Deutschland.“

Ein zusätzlicher Kommentar zum glücklichen Ereignis erübrigt sich. Was die möglichen – und politisch sinnvollen – Konsequenzen aus Merkels Schiffbruch betrifft, ist den Globkult-Lesern (sc. -innen),  insbesondere den Sozialdemokraten und den Noch-Sozi-Affinen,  der Blog-Eintrag von Gunter Weißgerber (MdB 1990-2009) zu empfehlen: „Danke FDP! Und wie weiter?“ https://www.weissgerber-freiheit.de/2017/11/20/danke-fdp-und-wie-weiter/

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