Für die mutmaßlich überschaubare Anzahl von Lesern (sc. -innen), die sich unmittelbar für meinen Blog interessieren, ohne als erstes auf Globkult zuzugreifen, stelle ich hier noch einmal den Link zu meiner Besprechung des (vor-)letzten, erst 2021 nach dem Tod des Autors auf Deutsch erschienenen Buches von Roger Scruton vor. Obgleich auch ich mit zunehmendem Alter "konservativer" geworden bin, betrachte ich mich keineswegs als Konservativen. Zu bewahren gilt es stets die Freiheit des Denkens gegenüber ideologischen Zumutungen sowie den politischen Anspruch auf Teilhabe ("Partizipation") in der res publica gegenüber etablierter Macht und Herrschaft. Die Chancen, die Grenzen und die Begrenzung dieser Teilhabe in der Massendemokratie sind der Kritik zu unterziehen (zu "hinterfragen").
Mit den neuesten "linken" Strömungen, welche der Tradition der Aufklärung im Zeichen der kritischen Vernunft entgegenwirken, die Aufklärung de facto ruinieren - gemeint ist die "dekonstruktivistische" Modelinke sowie die identitäre "woke"-Ideologie samt genderistischen Derivaten -, habe ich indes nichts im Sinn.
Schade, dass Scruton unter den Protagonisten der "French Theory" nicht auch Jacques Derrida sowie die Gender-Päpstin Judith Butler und deren akademisches Gefolge ins Visier genommen hat.
Eine Passage, in der Scruton als christlicher Platoniker und aktives Mitglied der anglikanischen Hochkirche Sympathien für die - den Tod in der Shinto-Religion sublim integrierende - Kultur Japans unter dem sich nach außen abschließenden Tokugawa-Shogunat (= Edo-Zeit 1603-1868) äußert, bedarf noch einer kritischen Nachfrage. Die Abschließung sicherte dem geeinten Inselreich zwar Ruhe und Sicherheit, bedeutete aber auch historische Stagnation. Von dem christlichen Konservativen Scruton hätte man Sympathien für die nach der "erfolgreichen" Missionierung durch die Jesuiten blutig unterdrückten christliche Minderheit erwartet.
Des weiteren geht es um die auch von Konservativen nicht abzuleugnende Dialektik des Geschichtsprozesses. Im Falle Japans führte die 1863 von Commodore Perry erzwungen "Öffnung" Japans innerhalb einer Generation zum Aufstieg als moderne Industrie- und Militärmacht, zu imperialem Ausgreifen und zum Konflikt mit den Mächten Europas sowie ab 1931/1937 mit den USA.
Schade, dass Sir Roger - etwa im Anschluss an Alexis de Tocqueville - über die dem Geschichtsprozess, insbesondere in der ökonomisch-technischen Moderne, inhärente, mit Hegels Vernunftbegriff nicht zu fassende Macht unaufhaltsamer Veränderung nicht noch umfassender reflektiert hat.
Dessen ungeachtet bleibe ich bei meiner Leseempfehlung: https://www.globkult.de/gesellschaft/besprechungen-gesellschaft/2168-roger-scruton-narren-schwindler-und-unruhestifter-linke-denker-des-20-jahrhunderts
auch unter: https://www.achgut.com/artikel/die_dekonstruktion_der_linken_meisterdenker