Mittwoch, 27. April 2016

Beck is back

Vor einigen Wochen (2. März 2016 http://herbert-ammon.blogspot.de/2016/03/finale-im-reichstag.html) beschloss ich meine historische Kurzskizze über die multifunktionale, deutschem Forschergeist zu verdankende, libidosteigernde Partydroge Crystal Meth (a.k.a. Methamphetamin, Speed, Panzerschokolade) mit folgendem Passus:

"Beck legt seine Ämter nieder. Offenbar will er, der Diäten und der Pensionsansprüche halber, noch seinen Platz im Bundestag behalten. Interna aus der Grünen-Fraktion, wie man im Hinblick auf die anstehenden Landtagswahlen mit dem ob seiner Zivilcourage unersetzlichen Kollegen  Beck verfahren solle, sind leider noch nicht ins Internet gelangt. Falls grüne Führungspersönlichkeiten  wie Claudia Roth oder Karin Göring-Eckart, gleich Beck erfolgreiche Studienabbrecher,  in Sorge um die Parteimoral ihrem Menschenrechtsexperten Beck die Niederlegung seines Mandats aufnötigen sollten, wäre dies erneut das Finale eines deutschen Kämpfers; diesmal im - nicht vor - dem  Reichstag."

Die hypothetische Frage nach dem möglichen Ende der Karriere des Rundum-Experten Volker Beck hat sich erledigt: Beck is back.  Der mit medizinisch indizierter Krankschreibung (ad libitum: wegen moralischer Erschöpfung, Schnupfen, Husten, Atembeschwerden, Tachykardie, temporärer  Erektionsschwäche oder dergl.) abgesicherte, abrupte  Rückzug vom anstrengenden politischen Tagesgeschäft unter Beibehaltung des Sitzes im Bundestag war nur ein kurzzeitiger. Nach Zahlung einer Strafe von mickrigen 7000  €  und einem lockeren Eingeständnis ("war dumm") - ein mea culpa, mea maxima culpa  ist nach den Riten der  bundesrepublikanischen Zivilreligion für eine Absolution nicht mehr erforderlich - ist Beck, bedankt und beglückwünscht von Karin Göring-Eckart (s.o.) mit allen Ehren in seine Ämter als  grüner Multifunktions-MdB zurückgekehrt. Er verzichtet jedoch - wegen der Gefahr neuerlicher Arbeitsüberlastung und eines erneuten, von der unverändert illiberalen Drogengesetzgebung  ("Ich bin immer für liberale Drogenpolitik eingetreten", dixit Beck, nach seinem polizeilich gestörten Auftritt auf der heiligen "Nolle") strafbewehrten  Rückgriffs auf den Wachmacher Crystal Meth auf seine Rolle als innenpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag (im Reichstag, s.o.).  Zusätzlich zu all seinen sonstigen Meriten - vom Bundesverdienstkreuz bis sonstewas -  ist Beck seit 2015 auch noch Träger  der Leo-Baeck-Medaille. Er darf sich nach der Drogenlappalie auf der Strichermeile weiterhin ungehindert im Kölner Karneval und auf dem Evangelischen Kirchentag, selbstverständlich auch im Bundestag und bei Anne Will,  für Menschen- und Schwulenrechte, für Religion und den Deutsch-Israelischen Dialog ins Zeug legen.

Welch ein Stoff für großes Drama im Shakespeare-Jahr 2016: Beck, ehedem Student (Studierender) der Theaterwissenschaften (Histrionik), hochrangiger Repräsentant der  Republik (s.a. Der gründeutsche Chefmoralist im Spiegel seines Innenlebens),  dem tragischen Schicksal eines  Scheiterns nach glänzender Karriere gerade noch entkommen!? Oder doch nur ein weiteres Beispiel für die Banalität des Berliner Politalltags? - Ein Autor mit dem hübschen nom de plume "habimmerrecht" hat die Affäre auf der Kommentarseite des "Tagesspiegels" (27.04.2016,  0.8.49 Uhr; http://www.tagesspiegel.de/politik/nach-der-drogen-affaere-volker-beck-bleibt-religionspolitischer-sprecher-der-gruenen-fraktion/13506168.html) in  Kurzprosa gefasst:
"Alles Gute! Nach dem Vorfall, der Krankschreibung und Blitzgenesung nun wieder mit Kraft für neue Aufgaben. Die Staatsanwaltschaft wartet auf neue Anzeigen."

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